LOKALMIX
Wie ist die Lage in der Innenstadt?
Gummersbach - Einige Leerstände im Zentrum der Kreisstadt bereiten den Menschen Sorgen - OA hat bei Citymanager Uwe Gothow nachgefragt und gibt eine Bestandsübersicht.
Von Leif Schmittgen
Im Herzen der Kreisstadt gibt es einige leer stehende Ladenlokale. In
sozialen Netzwerken wird teilweise sogar der Tod der Gummersbacher
Innenstadt prognostiziert. Für den Citymanager Uwe Gothow von der
gm erleben-Agentur ist das allerdings kein Grund, nervös zu werden, wie er im Gespräch mit OA verrät. Trügt also der Eindruck oder müssen sich die Gummersbacher Sorgen machen? Nein, meint Gothow. In anderen Städten sei der Wandel weg vom Einzelhandel, hin zu mehr Dienstleistungsbetrieben, der Lauf der Dinge und auch in Gummersbach kann man sich davon nicht lösen. Insgesamt sei der Umsatz in Gummersbach im vergangenen Jahr um 40 Millionen Euro gestiegen, Fluktuationen seien nicht ungewöhnlich. OA gibt einen Überblick zur derzeitigen Lage in der Innenstadt.
Kaiser-, Hindenburgstraße sowie angrenzende Flächen
Ein "Sorgenkind" von Uwe Gothow auf der Kaiserstraße ist das verwaiste Ladenlokal, wo bis vor einiger Zeit "Kodi" eine Filiale betrieb. Der Mietvertrag war auf fünf Jahre ausgelegt, der schwedische Discounter verabschiedete sich aber bereits nach rund zwei Jahren aus der Kreisstadt. Der Citymanager vermutet, dass das Ladenlokal deswegen noch einige Zeit leer stehen wird, da die Mieteinnahmen ja unabhängig vom Kodi-Abschied weiterlaufen. Über die Gründe der Filialschließung kann Gothow derweil nur spekulieren. "Bei Einzelhandelsketten ist dieser Vorgang nicht ungewöhnlich. Trotz Auszugs werden die meist langfristig angelegten Mietverträge abbezahlt, ehe sich der Eigentümer auf die Suche nach einem Nachfolger macht.
In Gummersbachs Einkaufsmeile tut sich laut Gothow einiges. Die "Baustelle" am Abzweig Kampstraße ist inzwischen geschlossen, ein Juwelier hat dort Quartier bezogen. An der Schaufensterfront dort hatte lange eine Baulücke geklafft, da die Eckimmobilie mit Fronten zur Kamp- und Hindenburgstraße leer stand. Neben der alten Vogtei an der Kaiserstraße gibt es an der rückwärtigen Seite des renovierten und erweiterten "Haus Hassel" bis dato offensichtlich keine Interessenten. "Ich denke, sobald die Vogtei umgebaut ist, wird dort Interesse bestehen", meint Gothow. Die Querung über die Andienungsstraße hin zum Steinmüllergelände werde spätestens dann stärker von den Menschen frequentiert.
Bewegung scheint es auch in der Citypassage zu geben. Der Durchgang zum Cityparkplatz wurde in den frühen 70er-Jahren als städtebauliches Projekt gefeiert, seither hat sich dort optisch allerdings nichts getan. In der Vergangenheit machte die "Passage" ihrem Namen allerdings alle Ehre und wurde von den Menschen lediglich als Durchgang zwischen Hindenburgstraße und Cityparkplatz genutzt. Häufige Lädenwechsel standen auf der Tagesordnung. Jüngst hat Gothow gehört, dass der Eigentümer an der Optik der Citypassage feilen möchte. Für Veränderung könnte der Umzug des in Gummersbach alteingesessenen Eiscafés Martini sorgen. Die Familie hatte nach fünf Jahren kürzlich ihre Zelte im Einkaufszentrum Forum abgebrochen und bietet ihre Waren nun am Parkplatz in direkter Nachbarschaft zum Brauhaus an. Das Desinteresse der Eigentümer ihre Immobilien auf der Einkaufsmeile zu sanieren, sei mittlerweile gewichen. Es gibt inzwischen auf mehrere Jahre aufgestellte Mietmodelle, bei denen die Investitionskosten längerfristig durch von vornherein geplante Preisstaffelungen wieder reingeholt werden. Das hatte Gothow in Gesprächsrunden mit den Protagonisten erfahren.
gm erleben
Auch bei der gm erleben-Agentur wurde man von der Coronakrise hart getroffen. Unter anderem wurden alle für 2020 geplanten Veranstaltungen abgesagt. Einige Mitglieder kündigten aus wirtschaftlichen Gründen. Daraufhin entschloss man sich, allen Mitgliedern die Beiträge für das laufende Jahr zu erlassen, und holte die „Abtrünnigen“ zurück ins Boot. Inzwischen ist die Zahl der Interessenten sogar gestiegen, 105 sind es aktuell. Die Anteile von gm erleben liegen zu 51 Prozent bei der Innenstadtgemeinschaft, die restlichen 49 Prozent bei der Stadt Gummersbach. „Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen Verwaltung und Handel“, sagt Uwe Gothow. Mit dem Konstrukt sollen unter anderem bürokratische Hürden vereinfacht werden. Mitglieder aus dem gesamten Gummersbacher Stadtgebiet und umliegenden Kommunen sind willkommen.
Weitere Informationen: gmerleben.de
Alte Post
Das in den 80er-Jahren eröffnete Ladenzentrum Alte Post war oftmals nicht ausgelastet. Das offensichtliche Desinteresse dort einzukaufen, setzte sich seit dem "Wegzug des Busbahnhofs" fort. Die einst attraktive Lage des Gebäudes ist nicht mehr gegeben. Jetzt schloss zudem der Markt "Netto" dort für immer seine Pforten. Bis zur Eröffnung der Dornseifer-Filiale war der Discounter für lange Zeit der einzige Anlaufpunkt für Lebensmitteleinkäufe in der City. Dieses "Monopol" übernimmt nun der von Rewe belieferte Supermarkt im Forum. Was wird es künftig noch in der Alten Post geben? "Dort wird der Trend zum Dienstleistungszentrum bestätigt", vermutet Uwe Gothow.
Wilhelmstraße
In der Wilhelmstraße, wo seit eh und je wenig Publikumsverkehr herrscht, sei genau dieser Trend zu erkennen. Etliche Dienstleister haben sich in den
vergangenen Jahren dort angesiedelt, Geschäfte im klassischen Sinne gibt es dort kaum noch. "Derzeit gibt es noch zwei leer stehende Ladenlokale, diese werden aber zeitnah belegt sein", so Gothow. In der Straße ist derzeit auch noch das Caritaskaufhaus vor Ort, allerdings nur so lange, bis ein künftiges Nutzungskonzept feststeht. Das werde derzeit ausgearbeitet.
Wie sieht die Innenstadt in fünf Jahren aus?
"Bunter als heute", schätzt Uwe Gothow. Nach seiner Meinung wird der Einzelhandel - so bestätigt es der Trend - zwar abnehmen, in Zukunft aber qualitativ hochwertiger sein. "Ich glaube, dass der Fachhandel in Zukunft wieder mehr gefragt sein wird, die Menschen möchten wieder mehr beraten werden", schätzt der 42-Jährige. Viele kleine Läden, wo zum Beispiel Produkte aus der Region vertrieben werden, könnten für mehr Vielfalt und Individualität im Zentrum sorgen. Der Citymanager glaubt, dass die "großen Ketten" bald nicht mehr die Rolle innehaben werden wie noch heute. "Die Präsenz vor Ort ist rückläufig. Dort konzentriert man sich mehr und mehr auf den Onlinehandel und wird in Zukunft vielleicht noch mit kleinen Informationsfilialen in den Städten vertreten sein“.
Steinmüllergelände
Der größte Wandel der vergangenen 20 Jahre hat sicherlich auf dem
Gummersbacher Steinmüllergelände stattgefunden. Nach dem Ende von einem der größten Arbeitgeber der Stadt herrschte Anfang der 2000er-Jahre zunächst große Depression in Gummersbach. Diese ist nach Gothows Meinung schon lange verflogen. "Dort ist ein neues Zentrum entstanden und es wurden zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen". Zwischen gm erleben, der Halle 32, dem Kino, der SCHWALBE arena und weiteren Protagonisten wurden und werden auch in Zukunft Projekte erarbeitet, welche die Kreisstadt weiter zusammenwachsen lassen sollen.
Daraus könnten sich, so die Hoffnung vom Citymanager, auch touristische Konzepte ergeben, seine Agentur ist auch für die Belebung des Fremdenverkehrs zuständig. "Warum sollte man einen erholsamen Wandertag nicht mit einem Konzert- oder Kinobesuch am Abend beenden?", schweben Gothow verschiedene ineinandergreifende Konzepte vor. Auch den innenstadtnahen Wohnraum bezieht Gothow in seine Denkprozesse mit ein. Dass es im Einkaufszentrum Forum in der Vergangenheit zu Leerständen kam, hält der Fachmann nicht für ungewöhnlich: "Dort hat man kürzlich den fünften Geburtstag gefeiert, genau nach dieser Zeit laufen oftmals Mietverträge aus", kommentiert er den Martini-Auszug. Das sei ein normaler Vorgang.
Forum und Bergischer Hof
OA hatte in der vergangenen Woche über die derzeitige Situation im Bergischen Hof berichtet. Über die Lage im Forum werden zeitnah Neuigkeiten veröffentlicht.
KOMMENTARE
1
Die Gummersbacher Innenstadt ist auch deshalb wenig attraktiv, weil sie sich kalt und ungemütlich darstellt. Es gibt viel zu wenig grüne Gestaltung, viel zu viele Billig- und Telefonshops und vor allem ist die sogenannte "Fußgängerzone" ein schlechter Witz. Zu jeder Tageszeit fahren da Autos einfach nur durch - ohne jeden Ladeverkehr. Fahrräder hingegen sind verboten. Welcher Tourist sollte sich so etwas antun? Das Flair wie es etwa in Marburg herrscht, zieht Leute an, nicht eine Innenstadt, die hunderttausendfach in der gesamten Republik zu finden ist. Und die Sauberkeit? Es gibt unkonventionelle Möglichkeiten dem Wegwerfdreck zu begegnen, doch man muß dann über seinen bürokratischen Schatten springen. Vielleicht beschäftigt sich der neue Stadtrat ja mit dieser Problematik - ideenreich...
F Lothar Winkelhoch, 18.09.2020, 09:25 Uhr2
Gummersbach hat die Zukunft verschlafen. Man hat sich zu sehr auf das Steinmüller Gelände konzentriert. Die Innenstadt verkommt immer mehr. Das Dreieckskonzept EKZ, Ladenzentrum Alte Post und Bismarck Platz ist vollkommen in die Hose gegangen. Jetzt konzentriert man sich auf das Steinmüller Gelände. Aber man sieht schon an den Leerständen im Forum, dass es auch da hapert. Gummersbach verkommt zur einer Dienstleistung Stadt ohne Flair, schade. Aber die Politik kann sich alles schön reden.
Michael Schmidt, 18.09.2020, 10:16 Uhr3
Da gibt es nichts zu "prognostizieren ". Gummersbach ist defekt tot !
Jürgen , 18.09.2020, 11:07 Uhr4
Wovon träumt der Mann nachts? Das "Forum" war der Anfang vom Ende der "Innenstadt" und ist jetzt selbst am Sterben!
Beobachter, 18.09.2020, 13:10 Uhr5
Mich würde mal interessieren ,wo demnächst ausser im Forum eine öffentliche Toilette ist? Karstadt steht dafür ja auch nicht mehr zur Verfügung.
Ellen, 18.09.2020, 16:06 Uhr6
Ich bin überrascht, dass all die Experten, die sich hier in den Kommentaren zu Wort melden, sich noch nicht angeboten haben, das Management der City zu übernehmen. Müsste dann doch laufen.
Herr Makellos, 18.09.2020, 20:03 Uhr7
Die "Totengräber" sitzen im Rathaus. Wir kennen viele alteingesessen Gummersbacher und die meisten hatten vor dem Hype um das Forum genau das vorausgesagt, was heute zu sehen ist. Und es wird noch schlimmer werden. Traurig, aber wahr.
Fam. Dannenberg, 18.09.2020, 20:35 Uhr8
Herr Makellos, wie Familie Dannenber schon schreibt,da müßte ersteinmal im ollte man sicRathaus aufgeräumt werden! Dort wollten sich gewisse Leute mitdem "Steinmüllergelände" ein / ihr Denkmal setzen. Da steht jetzt ein häßlicher Klotz neben dem andersn! Jeder normal denkende Bürger wußte , daß siese "Projekt" der vorher schon unatraktiven "Innenstadt" den Todesstoß versetzen würde. Jetzt würde jeder Rettungsversuch der "City" wohl zu spät kommen und vergeblich sein. Das haben die zu verantworten, die komischer Weise auch jetzt wieder gewählt wurden!
Beobachter, 20.09.2020, 15:56 Uhr9
Schaut mal in die Kreisstadt Siegburg. So sieht eine funktionierende Innenstadt mit kaum Leerständen aus. Neben zwei Kaufhäusern etliche kleine Geschäfte, auch Markenläden, recht viel Gastronomie und eine schöne überschaubare Innenstadtgestaltung. Aus Gummersbach hätte man in den letzten Jahrzehnten viel mehr machen können. Aber u.a. mit dem Forum wurde "das Ende besiegelt"! Sicherlich tragen auch das Rathaus (einschl. Bürgermeister) und die alteingessene Gummersbacher Geschäftswelt eine Verantwortung für die insgesamt sehr unbefriedigende Entwicklung in der Gummersbacher Innenstadt. Mit Schuldzuweisungen in Richtung Online-Handel und Covid-19 macht man es sich zu einfach!!!!!!!!!!!!!
Pe, 28.09.2020, 16:38 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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