LOKALMIX

„Wir verlieren einen Pionier seines Fachgebietes“

us; 30.03.2023, 14:30 Uhr
Foto: Ute Sommer --- Dr. Achim Müller (li.) und Sascha Klein (re.) würdigten den „Pionier“ Dr. Peter Melcher und hießen seine Nachfolgerin Thayalini Boll willkommen.
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„Wir verlieren einen Pionier seines Fachgebietes“

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us; 30.03.2023, 14:30 Uhr
Marienheide - Gestern wurde Chefarzt Dr. Peter Melchers in den Ruhestand verabschiedet - Seine Nachfolge tritt Thayalini Boll an.

Von Ute Sommer

 

Gestern wurde der Chefarzt der Klinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP), Dr. Peter Melchers in den Ruhestand verabschiedet. Zur Feierstunde am Zentrum für Seelische Gesundheit in Marienheide hatten sich seine Familienangehörigen, viele Kollegen und Weggefährten im Kongresszentrum zusammengefunden, um die  berufliche  Lebensleistung des Mediziners zu würdigen. „Das Werden und Wachsen der Kinder-und Jugendpsychiatrie in der Region ist untrennbar mit ihrem Namen verbunden“, meinte Sascha Klein, Geschäftsführer des Klinikums Oberberg, während er die Vita der scheidenden Führungskraft Revue passieren ließ.

 

1958 geboren in Köln, absolvierte Melchers nach Abitur und Wehrdienst  zunächst ein Psychologiestudium an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Köln, sattelte das Medizinstudium oben auf und promovierte 1986 als Naturwissenschaftler. Parallel dazu sammelte er Erfahrungen als Hilfspfleger in der Rheinischen Landesklinik in Düsseldorf und war Assistent am Psychologischen Institut der Uni Köln.  Zudem war er Psychotherapeut in freier Praxis und Dozent in verschiedenen Einrichtungen. 1999, im Jahr seiner Approbation zum psychologischer Psychotherapeut und Kinder-und Jugendpsychiater wechselte er zur Klinik Marienheide, wo er seit 2000 mit dem Aufbau der kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik und Poliklinik startete. In den 23 Folgejahren etablierten er und sein Team im Oberbergischen ein umfassendes stationäres und ambulantes Behandlungsangebot mit multiprofessioneller Therapiebegleitung.

 

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„Es gab weder Räumlichkeiten noch Blaupausen“, so Klein und dankte für den Weitblick und die richtungsweisenden Kooperationen, mit denen Melchers sich zum Wohle seiner jungen Patienten engagiert habe. „Wir verlieren einen Pionier seines Fachgebietes, der wenig vorfand und vieles zurücklässt“, fasste Dr. Achim Müller, Ärztlicher Leiter des Klinikums Oberberg, seine Anerkennung in Worte. Er beschrieb einen „nicht konfliktscheuen, aber loyalen Kollegen“, der sich als Anwalt seiner Patienten verstanden habe, dessen Therapieempfehlungen stets valide und alltagstauglich waren.

 

Mit Blick auf „fünf Patienten und drei Mitarbeiter“, mit denen er in Marienheide begonnen habe, könne sich das heutige Gelände mit moderner Fachklinik durchaus sehen lassen, resümierte Melchers selbst den Rückblick auf sein berufliches Wirken. Im August 2000 eröffnete in der Gummersbacher Kaiserstraße die Tagesklinik und Institutsambulanz, es folgte die Einrichtung der „Schule für Kranke“, deren Arbeit vom ebenfalls von Melchers initiierten Förderverein „PuSch“ unterstützt wird. 2004 wurde die Station für psychosomatische Erkrankungen in der Gummersbacher Kinderklinik integriert, im gleichen Jahr die Station „Rückenwind“ (Entzugsbehandlung) und später „Meilenstein“ zur wohnortnahen Behandlung eröffnet. Einrichtungen,  die längst von den Vorteilen der tiergestützten Therapie flankiert werden. Melchers kritisierte scharf den „arbeitszeitverschwendenden Dokumentationswahn“ im Klinikalltag  und die bürokratischen Hürden, mit denen ausländische Fachkräfte zu kämpfen hätten.

 

Nachfolge

 

Nachfolgerin von Dr. Peter Melchers wird Thayalini Boll. Sie erblickte 1979 in Sri Lanka das Licht der Welt, zog 1985 mit ihren Eltern nach Deutschland. Die ausgebildete Kinderkrankenschwester begeisterte sich während ihrer Tätigkeit am LVR-Klinikum Essen für die Fachrichtung der Kinder-und Jugendpsychiatrie, einer Entscheidung, der sie nach dem Medizinstudium (von 2006 bis 2015) treu blieb. Als Handlungsfelder skizzierte sie u. a. den Ausbau zur Behandlung nicht stofflicher Süchte, einer systemischen Familientherapie und bekräftigte ihren Willen für einen offenen und wertschätzenden Umgang im Team aller Kollegen. „Nur gemeinsam sind wir mehr“.

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