LOKALMIX

„Wir versuchen, den Druck zu erhöhen“

lw; 27.02.2023, 12:55 Uhr
Archivfoto: Peter Notbohm.
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„Wir versuchen, den Druck zu erhöhen“

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lw; 27.02.2023, 12:55 Uhr
Oberberg – Weitere Warnstreiks am heutigen Tag – Beschäftigte des Klinikums Oberberg legten Arbeit nieder – In Gummersbacher Kitas gibt es weniger Betreuungsgruppen - Busse fahren normal.

Von Lars Weber

 

Beschäftigte an den Krankenhausstandorten Gummersbach, Waldbröl und Marienheide, des Oberbergischen Kreises und aus den städtischen Kindetagesstätten in Gummersbach haben heute ihre Arbeit niedergelegt. Insgesamt mehr als 80 Menschen nahmen aus dem Oberbergischen an den Kundgebungen der Gewerkschaft ver.di in Bonn teil. Nach dem ersten Warnstreik, der im Oberbergischen das Klinikum Oberberg betroffen hatte, ist dies nun das zweite Ausrufezeichen, das die Gewerkschaftsmitglieder setzen wollen. Und es wird nicht das letzte bleiben.

 

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen war in der vergangenen Woche ergebnislos geblieben. Das jüngste Angebot der kommunalen Arbeitgeber hatten ver.di und der Beamtenbund dbb als „völlig unzureichend“ bezeichnet und abgelehnt. Es umfasste unter anderem eine Entgelterhöhung von fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro. Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

 

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Laut Klinikum Oberberg verdiene momentan eine Gesundheits- und Krankenpflegekraft, die sechs Jahre im Dienst ist und auf einer normalen Station in Vollzeit arbeitet, einschließlich von Schicht- und Zeitzuschlägen etwa 4.190 Euro brutto im Monat (jährlich: rund 50.250 Euro). Würden die ver.di-Forderungen erfüllt, ergebe sich für die Gesundheits- und Krankenpflegekraft ein monatliches Bruttogehalt von rund 4.630 Euro (jährlich: rund 55.530 Euro).

 

Am Klinikum Oberberg wird bereits seit Beginn der Nachtschicht am Sonntag gestreikt. Die Aktion läuft bis morgen, Dienstag, 6 Uhr. Rund 60 Beschäftigte aus der Pflege aus den Kreiskrankenhäusern Gummersbach und Waldbröl und der Klinik Marienheide sind heute laut Klinikum mit Vertretern des Betriebsrats nach Bonn zur Kundgebung gefahren. „Die Notfallversorgung ist gesichert“, sagt Sprecherin Angela Altz. Es komme aber zu punktuellen Einschränkungen.

 

Gewerkschaftssekretär Arno Appelhoff war heute in Bonn bei der Kundgebung dabei. Er bezeichnete das Angebot der Arbeitgeberseite als „Klatsche“, nachdem während der Pandemie noch alle für sie geklatscht hätten. „Das ist nicht der Respekt, den wir uns erhofft hatten.“ Die nächste Verhandlungsrunde steht nun am 27. März an. Bis dahin sei mit weiteren Streiks zu rechnen. „Wir werden versuchen, den Druck zu erhöhen, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.“ Wie schnell der Tarifstreit beigelegt werde, liege in der Verantwortung der Arbeitgeber-Seite.

 

In Bonn bei der Kundgebung am Römerplatz trafen sich die Klinik-Beschäftigten auch mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung und der Stadt Gummersbach. Die Abwesenheit der Erzieherinnen und Erzieher sorgte dafür, dass in der Kreisstadt einige Betreuungsgruppen in den sechs städtischen Kitas geschlossen werden mussten. Auf dem Bernberg waren nur drei von fünf Gruppen geöffnet, in der Innenstadt waren es nur zwei von fünf. In Strombach mussten heute die Öffnungszeiten angepasst werden. „Alle Kinder, die bereut werden müssen, wurden aber betreut“, so Stadt-Sprecher Siegfried Frank. Bei den Eltern habe man kurzfristig am Freitag nach der Streikankündigung den Bedarf abgefragt. Weitere Kitas im Oberbergischen scheinen nicht betroffen zu sein.

 

Keine Einschränkungen aufgrund von Streikteilnehmern gab es im Oberbergischen hingegen im Öffentlichen Personennahverkehr. Die OVAG-Busse waren normal unterwegs. Und auch bei den Entsorgungsbetrieben BAV und ASTO nahm alles seinen gewohnten Gang. Zumal dort die Beschäftigten ohnehin nicht wie großen Städten im öffentlichen Dienst angestellt sind.  

KOMMENTARE

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Ich finde die Tarifforderung zu hoch und das Angebot der AG angemessen. Wir alle müssen uns in dieser schwierigen Zeit einschränken. Zu hohe Abschlüsse belasten die öffentlichen Kassen noch mehr. Steuererhöhungen sind dann die Folge und belasten dann zusätzlich. Ein Inflationsausgleich ist utopisch.

Melati, 28.02.2023, 10:39 Uhr
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Für uns alle ist das Leben teurer geworden. Da die Preise derart gestiegen sind, müssen die Löhne entsprechend angepasst werden. Solange wie Gelder aus den öffentlichen Kassen zweckentfremdet verwendet werden, wird da immer Geld fehlen. Da können die Arbeitnehmer nichts dafür und sollen darunter leiden. Andere Berufsgruppen bekommen höhere Abschlüsse, leider steigen dadurch die Preise für alles immer weiter. Die Gier nach höheren Gewinnen und nicht der Kampf zum Überleben machen unsere Wirtschaft kaputt. Hört endlich auf die Preise immer weiter zu erhöhen, dann brauchen wir auch nicht für höhere Löhne auf die Straße zu gehen.

Peter , 20.03.2023, 21:31 Uhr
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