LOKALMIX

Zugewanderte Fachkräfte: Hürden abbauen, Chancen nutzen

lw; 15.05.2024, 16:15 Uhr
Fotos: Lars Weber.
LOKALMIX

Zugewanderte Fachkräfte: Hürden abbauen, Chancen nutzen

  • 0
lw; 15.05.2024, 16:15 Uhr
Gummersbach – Im Rahmen der Aktionstage Pflege und Rettung gab es im InnovationHub eine Mini-Messe – Angesprochen werden explizit zugewanderte und geflüchtete Menschen.

Von Lars Weber

 

Dass der branchenübergreifende Fachkräftemangel auch vor der Pflege und dem Rettungswesen nicht halt macht, ist bekannt. Dass gerade auch zugewanderte und geflüchtete Menschen eine Chance darstellen, um die Mangelsituation zu verbessern, wird von der Politik nimmermüde betont. Um Arbeitgeber und mögliche Auszubildende und Fachkräfte aus der Zielgruppe zusammenzuführen, wurden die Aktionstage Pflege und Rettung in Oberberg ins Leben gerufen. Heute fand die zweite Veranstaltung der dreiteiligen Reihe im InnovationHub in der Halle 51 statt. Bei einer Mini-Messe stellten sich Arbeitgeber der Region vor und 45 angemeldete und potenzielle Arbeitnehmer aus unterschiedlichsten Ländern taten es ihnen gleich.

 

Veranstalter der Reihe sind die Wirtschaftsförderung des Kreises, das Kommunale Integrationszentrum (KI), der Oberbergische Kreis selbst, die Agewis und die Caritas Oberberg. Schon im vergangenen Jahr hatte es eine ähnliche Reihe für die Gastronomie gegeben, ebenfalls eine Branche, die händeringend Fachkräfte sucht. „Wir wollen unterschiedliche Berufsfelder in den Blick nehmen und den Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern“, sagen Larissa Busch, Koordination Arbeitsmarktintegration bei der KI, und Nicole Breidenbach, Projektleiterin Fachkräftesicherung bei der Wirtschaftsförderung. Weder Bewerber noch Arbeitgeber sollen allein gelassen werden.

 

WERBUNG

Die Lage in der Pflege sei „sehr angespannt“. Vielerorts wisse man kaum, wie man die Dienstpläne gefüllt bekommen soll, so Breidenbach. Und auch im Rettungswesen werde jede neue Kraft benötigt. Trotz großer Kampagnen auch seitens des Kreises sei es nicht einfach, die Menschen für die Berufe zu begeistern. Im Recruiting müsse man neue Wege gehen, und ein Baustein sei es, Zielgruppen direkt anzusprechen. Es gehe darum, Hürden abzubauen, zum Beispiel Fragen rund um bürokratische Themen zu beantworten oder Ansprechpartner zu benennen. Sorgen zu nehmen, was vielleicht integrative Aspekte oder Sprachbarrieren angeht. Vor allem sollen aber die Chancen aufgezeigt und bestenfalls ergriffen werden. Der Aufwand sei zu Beginn zwar oft höher, wenn zugewanderte oder geflüchtete Menschen eingestellt werden. „Es lohnt sich aber“, sagt Breidenbach.

 

Schon die erste Veranstaltung der Reihe, ein Praxistag in der Pflege- und Rettungsfachschule sei mit 40 Besuchern gut angekommen. Heute hatten sich 45 Menschen angemeldet. Manche sind schon anerkannte Flüchtlinge, manche haben eine Niederlassungserlaubnis, manche haben schon Ausbildungen in ihren Heimatländern absolviert, manche suchen nun eine hier in Deutschland. „Es ist ein bunter Mix“, so Busch. Menschen von sämtlichen Kontinenten seien vertreten, und auch das Alter der Interessierten ist sehr unterschiedlich. Falls es bei der Sprache noch etwas hakt, standen Sprachmittler bereit.

 

[Nicole Breidenbach (li.) von der Wirtschaftsförderung des OBK und Larissa Busch vom Kommunalen Integrationszentrum möchten helfen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenzubringen.]

 

Berührungsängste mit den 16 Einrichtungen und Institutionen gibt es wenige, vom Start weg herrscht ein großes Gewusel. Das Angebot ist vielfältig: Von den Kliniken Engelskirchen, Reichshof und Wipperfürth über das Jobcenter, den Caritasverband, die Awo bis zu diversen Pflegediensten oder die Theodor-Fliedner-Stiftung ist die Branche gut vertreten.

 

Mailyn Reinery und Bernadette Reinery-Hausmann, Geschäftsführerinnen der Reinery Pflege, wissen das Interesse der Menschen zu schätzen. „Die Leute hier wissen, was sie wollen.“ Die Präsenz des Unternehmens bei Messen, zum Beispiel an Schulen, habe sich bereits ausgezahlt. Sieben Azubis starteten im Unternehmen, so viel wie lange nicht. Gerade bei zugewanderten oder geflüchteten Interessierten würden sie sich aber eine zentrale koordinierende Stelle wünschen, die sich um die Anerkennung der Abschlüsse der Menschen kümmert. „Jetzt müssen wir uns noch da durchtelefonieren.“ Das erschwert es, das Fachkräftepotenzial zu nutzen.

 

Die Älpida Intensivpflege aus Reichshof hat schon zugewanderte und geflüchtete Menschen im Team. Eine spezielle Integration sei da gar nicht nötig gewesen. „Das funktioniert im Team ganz automatisch“, sagt Pflegedienstleitung Patrizia Janetta. „Wir helfen aber, wenn zum Beispiel Fragen zum Aufenthalt zu klären sind.“ Bald eröffnet das Unternehmen eine neue Intensivpflege-WG in Eckenhagen. Vielleicht findet es ja heute noch Verstärkung dafür.

 

Der letzte Termin der Reihe findet am 29. Mai statt, wenn die Caritas Oberberg ein Bewerbungscoaching anbietet. Die vorhandenen Plätze sind bereits alle belegt.

KOMMENTARE

0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG