MEINUNG

Adieu Innenstadt?

bv; 23.02.2021, 19:30 Uhr
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Adieu Innenstadt?

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bv; 23.02.2021, 19:30 Uhr
Oberberg - Die Pandemie hat zahlreiche Folgewirkungen - eine ist der explodierende Online-Handel, der zu Lasten der Einkaufsmöglichkeiten in der Region gehen wird.

Von Bernd Vorländer

 

Es ist ein Trauerspiel, das sich gerade vor unseren Augen abspielt - in ganz Deutschland, aber eben auch in unserer Region. Die Ungerechtigkeit teilt dieses Land wie noch nie zuvor, und das in vielen Bereichen. Corona macht diejenigen mit hohen Einkommen noch reicher, die Armen aber noch ärmer. Die soziale Spaltung vertieft sich. Viele mit niedrigem Einkommen haben sich in der Gastronomie oder in Geschäften etwas hinzuverdient. Das ist seit Monaten nicht mehr möglich. Eine weitere Spaltung gibt es im Einzelhandel selbst. Lebensmittel- und Blumenläden, Metzger und Bäcker arbeiten auch in der Pandemie weiter, als sei nichts gewesen. Hotel-, Gastro- und Textil-Betriebe, Massage- und Kosmetik-Studios, Tanzschulen und der gesamte Bereich der Veranstaltungsbranche sind dicht.

 

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Und nicht nur das. Sie alle sind auch in Oberberg ohne eigenes Verschulden die Verlierer der vergangenen zwölf Monate. Die meisten Beschäftigten sind in Kurzarbeit und müssen mit weniger Geld auskommen. Und die Unternehmer? Denen klingen noch die Schallmaienklänge der Bundespolitik in den Ohren. Unbürokratisch und schnell sollten Hilfsprogramme ausgezahlt werden, ein "Wumms" durch die Republik donnern. Die Realität ist jedoch die einer Bananenrepublik: Solo-Selbständige fallen trotz guter Geschäftsidee in die Grundsicherung, manche Firmen-Inhaber warten noch auf die Auszahlung der Novemberhilfen, greifen auf Erspartes zurück, andere bekommen derzeit nur Abschläge. Warum? Weil die politisch Verantwortlichen es seit Monaten nicht fertigbringen, ein System zu installieren, das sicherstellt, dass die Hilfen auch zeitnah ankommen. Mieten, Nebenkosten und weitere finanzielle Verpflichtungen laufen aber weiter.

 

Das Schlimmste aber steht uns noch bevor: Wie werden eigentlich unsere Innenstädte nach der Pandemie aussehen? Mangels Alternative boomt der Online-Handel aktuell in einem früher kaum vorstellbaren Maße. Und diejenigen, die derzeit per Klick bestellen, werden nicht alle künftig wieder den Weg zum Händler ihres Vertrauens finden. Die Konsequenz ist bitter. Auch in Gummersbach, Waldbröl, Wipperfürth und anderenorts denken vor allem ältere Geschäftsinhaber darüber nach, die Pforten dauerhaft zu schließen. Es droht demnach der komplette Verlust von Einkaufs-Flair, von Atmosphäre und Aufenthalts-Qualität wie auch Arbeitsplätzen in unseren Klein- und Mittelzentren. Leere Schaufenster statt pulsierendes Leben. Ein schleichender Prozess, der schon vor Jahren begann und durch die Pandemie beschleunigt wurde. Durch die Stadt bummeln und sich inspirieren lassen? Das wäre dann Vergangenheit. Stadt- und Gemeinderäte müssen diese Thematik zu einer der Hauptaufgaben der kommenden Jahre machen. Es ist kurz vor zwölf. Ob allen diese Dramatik schon bewusst ist?

KOMMENTARE

1

Also geht es doch schlußendlich immer nur um das Geld. Das ist die Quintessenz! Kranke , Schwerkranke bis hin zu den Toten ist sekundär, spielt also nur eine nebensächliche Rolle.
Es gilt eine Pandemie zu bekämpfen, auf die keiner vorbereitet war und man heute immer noch nicht weiß ob es eine dritte Oder sogar 4. Welle gibt oder ob es tatsächlich bald vorbei ist.
Ich mache keinem Politiker, keinem Verantwortlichen einen Vorwurf.. egal wie sie entscheiden, gemeckert wird immer, weil sich jeder selbst der Nächste ist.

Heinz-Otto Janßen, 23.02.2021, 21:02 Uhr
2

Falsch. Es ist bereits kurz NACH Zwölf. Der Trend war auch vor Corona absehbar, aber viele haben die Augen verschlossen. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Werner, 23.02.2021, 21:16 Uhr
3

Nur wer auch endlich mal sehr deutlich Adieu zum ganzen alltäglichen "Corona-Irrsinn" sagt, wird auch die Innenstädte retten können!

Olaf, 23.02.2021, 22:07 Uhr
4

Herr Vorländer sie sprechen mir aus der Seele ,und ich glaube ,nicht nur mir.

jule, 24.02.2021, 06:56 Uhr
5

Der Staat soll für Verpflichtungen (Miete, Strom usw.) der "Pandemie-Verlierer" aufkommen, was in dieser Situation generell gut und auch erforderlich ist.
Aber wann bitte leisten dann die "Gewinner" dieser Pandemie ihren Beitrag für die Allgemeinheit? Sind niedrigere Mieten in Aussicht? Wird es eine höhere Besteuerung von Immobilienbesitz geben? Werden die Energieversorger einen finanziellen Beitrag zur Eindämmung der Pandemiefolgen leisten? Wird man Onlinehändler zur Kasse bitten, um damit Innenstädte durch den Rückgang des stationären Handels umzugestalten?
Es zeigt sich, dass unser Wirtschaftssystem an vielen Punkten nicht wirklich krisenfest ist. Vielleicht findet ein Umdenken seitens der Politik statt, was ich persönlich aber eher bezweifele.

R. Gerhards, 24.02.2021, 07:31 Uhr
6

Widerspricht sich der Artikel nicht?

Auf der einen Seite wird von Kurzarbeit , keine gezahlten Staatshilfen usw. geschrieben, auf der anderen Seite der Online Handel boomt.

Schon mal überlegt womit Ware bestellt werden soll wenn kein oder nur geringes Einkommen vorhanden ist?????

insider, 24.02.2021, 07:52 Uhr
7

Ah, das böse Internet. Kann es nicht auch sein, dass Gummersbacher Einzelhändler seit Jahren verpasst haben, die Möglichkeiten des Internets und des Online-Handels für sich zu nutzen? In den Nachbargemeinden sehe ich kreative Lösungen, wie Bürger trotz Lockdown noch lokal ihre Geschäfte unterstützen können. In Gummersbach: null.
Was macht eigentlich die Innenstadtgemeinschaft?

Sven O., 24.02.2021, 08:19 Uhr
8

Ich werde diese Entscheidungen auch nicht verstehen wollen.

Viele Branchen haben sich schon in ersten Zwangspause auf Möglichkeiten umgestellt, auch unter Einschränkungen den Laden am Laufen zu halten.

Abstände, Hygienemassnahmen und und und selbst die Heizpilze waren auf einmal wieder Thema.

Das hat alles Zeit und Geld gekostet - genutzt hat es nichts.

Es wurden tolle Sachen für die Schulen ersonnen - umgesetzt ist das wenigste... heute geht unsere Kleine das erste Mal seit Monaten wieder in die Schule. Dieses Schuljahr war doch für die Katz

Nun denne... auch das wurde geschafft.... irgendwie

Lösungen wie man unter Restriktionen das Leben am Laufen hält gibt es kaum oder werden mit dem Rundumschlag der Schliessung im Kern erstickt.

Es MUSS weiter gehen

Carsten E., 24.02.2021, 09:11 Uhr
9

Man kann das beklagen. Tue ich auch. Andererseits ist der Lockdown für Viele immer noch nicht hart genug. Wenn man sich die Zustimmungswerte für die Pandemiepolitik anschaut, dann wird das dadurch sogar untermauert. Insofern ist es so gewollt. Wäre es anders, so würden diese Vielen die Politik zu einem anderen Handeln drängen. Da es aber gewollt ist, sollte man es nicht beklagen. Auch wenn es gerechtfertigt ist, auch wenn viel Lebens-, vor allem soziale Qualität genommen wird. Ich habe mich damit abgefunden. Solange die Mehrheit es wünscht, solange diese nichts sagt, ist es ein Rufen in der Wüste, Herr Vorländer.

Heino Mesenbach, 24.02.2021, 09:34 Uhr
10

Der Kommentar suggeriert, dass Innenstädte mit großflächigem Einzelhandel erstrebens- und erhaltenswert seien. Was aber, wenn viele Leute keinen Wert auf "Durch die Stadt bummeln und sich inspirieren lassen" legen, sondern tatsächlich lieber im Internet einkaufen? Denn, wie der Artikel richtig sagt: offenbar wollten das vor Corona schon immer weniger Menschen. Warum begreift man dann die aktuelle Situation nicht als Chance, mal zu diskutieren, wie eine gute Innenstadt der Zukunft aussehen sollte? Wenn der Trand schon vor Corona weg vom stationären Einzelhandel ging, warum sollte man sich dann krampfhaft darum bemühen, diesen irgendwie am Leben zu erhalten? Warum überlegt man nicht, die Flächen umzuwidmen?

Hans Jünter, 24.02.2021, 10:06 Uhr
11

"Das Schlimmste aber steht uns noch bevor..."
Ja, das denke ich auch: Die Infektionszahlen beginnen wieder zu steigen, Hunderte von Toten täglich, die Mutanten sind im Vormarsch, die Warnungen der Experten werden weiterhin ignoriert (besonders noch einmal zu erwähnen Prof. Lauterbach, der immer wieder richtig vorausgesagt hat, was passieren wird), die Impfungen verlaufen schleppend. Und in dieser Situation schreit die Wirtschaft laut nach Öffnungen und selbstverständlich erfüllen MP diese Forderung. Ja, das Virus hat uns im Griff, direkt danach folgt die Wirtschaft!

Cornelia Lang, 24.02.2021, 10:15 Uhr
12

Das die Innenstadte aussterben hat, aber mit Corona mal gar nichts zutun. Das ist ein schleichender Prozeß. Es wird durch Corona nur beschleunigt. Da muß man schon genau schauen was man schreibt.

Uwe Märtens, 24.02.2021, 11:07 Uhr
13

" Angst als Entscheidungsgrundlage"
In meinen Augen haben die Menschen zuviel Angst und genau das macht sich die Politik zu Nutze. Bei allen verständlichen Maßnahmen, die natürlich auch durch die Unwissenheit der Politiker getroffen worden sind (und das mache ich niemendem zu Vorwurf) fehlt mir eine Vision, ein motivierender Zukunftsgedanke. Wie bei den Politikern sind auch die Unternehmer oft nur in der Reaktion auf das, was gerade passiert aber wie man aktiv gestalten kann kommt mir zu kurz. Agieren sollte gefördert werden und nicht das am Alten festhalten. Wir brauchen eine Aufbruchstimmung und dann werden auch die Menschen diszipliniert mitmachen. Moderne Innenstädte sind weltoffen und bieten Platz für alle Menschen. Welcher Einzelhändler nimmt diese Idee mit in SEIN Geschäft??

Stefan Thomm, 24.02.2021, 12:56 Uhr
14

Ach, das böse Internet, welches für die tote Innenstadt verantwortlich ist.

Ja, Corona mag den Trend zuletzt noch verstärkt haben. Aber gegen die Entwicklung wurde doch seit vielen Jahren nichts getan.

Vielleicht sollte man auch der Wahrheit ins Auge sehen und erkennen, dass das Konzept der Innenstadt wie man sie kannte überholt ist?

AlGe, 24.02.2021, 14:28 Uhr
15

Das Problem der Vereinsamung von Innenstädten ist kein Corona-Problem. Wohl wird die Schwierigkeit selten so sichtbar wie gerade, dennoch bestand das mangelnde Interesse am Einzelhandel bereits weit vor der Pandemie.
Und da sieht man auch das wesentliche Problem, nämlich unser aller Kaufverhalten. Wir sind es doch, die im Internet bestellen, vermeintlich weil es günstiger ist, aber sicher wohl weil es nunmal bequem ist. Keine Parkplatzsuche, den ich auch noch bezahlen muss, kein Gedrängel, kostenlose Rücksendung, flexible Bezahlmöglichkeiten, etc.
Das Ergebnis ist dem, der kritisch hinschaut schon längst bekannt, nicht erst seit wenigen Wochen. Ein Umdenken an allen Fronten wäre nötig, aber kaum umsetzbar, denn nicht „geiz ist geil,“ vielmehr ist der Reiz das 24h Angebot vom Sofa aus…

Oliver M., 24.02.2021, 14:37 Uhr
16

Das Sterben der Innenstädte ist seit Jahren im vollen Gang. Man braucht nur nach Remscheid auf die Alleestraße zu gucken. Früher eine gute Einkaufsstraße, heute Bahnhofsflair. Seit der Real aus dem Center weg ist, ist es noch schlechter geworden.

Hier müssen die Gebäudebesitzer auch in die Pflicht genommen werden. Es kann doch nicht im Interesse der Besitzer und der Stadt sein, nur Handyläden und Dönerbuden in einem Straßenzug zu haben. Für mich haben diese Straßen keinen Reiz.

Der Olli, 24.02.2021, 21:29 Uhr
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