Oberberg - Die Bürger sind der eigentliche Stabilitätsanker in dieser Pandemie, weil sie sich ungemein solidarisch verhalten - aber wie lange noch?
Von Bernd Vorländer
Viel ist in diesen Tagen von Frust die Rede, von Menschen, die angesichts der nicht enden wollenden Pandemie geradezu verzweifelt sind. Und man muss sich nur umschauen und umhören in unserer Region, um zu erkennen, wie sehr Nachbarn, Freunde und Bekannte zum Teil von der Pandemie ge- und betroffen sind. Bei einigen geht es um die nackte Existenz.
Nach außen hin wird das nur selten geäußert - aus Scham. Aber bei nicht wenigen sind die Rücklagen aufgebraucht, sichern Überbrückungshilfen, so sie denn fließen, gerade mal das Überleben. Und auch viele Beschäftigte müssen seit Monaten mit weniger Geld auskommen. Ja, dieses Land sorgt dafür, dass niemand verhungert. Mehr aber auch nicht. Wenn Kredite zu bedienen sind, weil man sich etwa Wohneigentum, ein Auto oder weitere größere Anschaffungen zugelegt hat, ist man auf sich selbst angewiesen.
Dass der Kreis den Kita- und Schulbetrieb ausgesetzt bzw. sehr eingeschränkt hat, und nach der ersten Ablehnung des Gesundheitsministeriums konsequent geblieben ist, ist mehr als vernünftig. Wie man als Land NRW überhaupt auf die Idee der grundsätzlichen Schulöffnung kommen kann, ohne die erforderlichen Tests zur Verfügung zu stellen, bleibt das Geheimnis der Verantwortlichen. Das ist in etwa so, als würde man sich mit dem Auto auf Urlaubsreise begeben - ohne Bremsen.
Heute werden dann mit großer Wahrscheinlichkeit die nächsten Einschränkungen von Ministerpräsidenten und Kanzlerin verkündet. Lockdown 5.0 - oder ist es sogar schon 6.0? Nächtliche Ausgangssperren inklusive. Das wäre der nächste Unsinn. Wohin soll man denn nachts wollen, wenn alles dicht ist, außer vielleicht den Hund vor die Tür bringen? Ein Licht am Ende des Tunnels ist noch nicht erkennbar, weil auch die Impf-Kampagne im Vergleich zu anderen Ländern beschämend schleppend abläuft und es immer noch zu wenig schnelle Testmöglichkeiten vor Ort gibt. Letztere sind der Schlüssel für Öffnungsschritte.
Was jedoch auffällt und bemerkenswert ist: Die allermeisten Bürger halten sich trotz aller Irrungen und Wirrungen der Politik an die Vorgaben. Sich Corona-konform zu bewegen, ist der große Solidaritäts-Beweis dieser Tage. Doch vor einem Trugschluss sei gewarnt. Das Verständnis der Menschen ist endlich und das Vertrauen in die Lösungskompetenz der politisch Verantwortlichen ebenfalls. Neben vielen Unzulänglichkeiten der vergangenen Monate ist der aktuelle Jo-Jo-Effekt - erst zu, dann auf, dann wieder zu - das Gift, das die Zuversicht zerstört, es werde sich alles noch zum Guten wenden.
KOMMENTARE
1
Zitat: "Nächtliche Ausgangssperren inklusive. Das wäre der nächste Unsinn. Wohin soll man denn nachts wollen, wenn alles dicht ist, außer vielleicht den Hund vor die Tür bringen?"
Das kann ich Ihnen sagen, da wird sich Privat mit mehreren Autos, zumeist Jugendliche, getroffen und Party gemacht.
Meist in dunklen Industriegebieten oder auf Waldwegen, an den Wochenenden.
Alles schon beobachtet, es macht also Sinn diese Ausgangssperre.
2
Mit einem guten Konzept, wofür man schon über 1 Jahr Zeit hatte, wären uns die Schulschliessungen nach einer Woche Wechselunerricht in den weiterführenden Schulen erspart geblieben. Es gibt immernoch Schüler und Schülerinnnen in unserem Kreis, die seit Mitte Dezember keinen Präsenzunterricht hatten! Das in dieser Zeit die ersten Urlaubsflieger in Mallorca landen, die Urlauber ohne Test und Quarantäne zurückkommen dürfen, obwohl noch nicht einmal alle Schüler die Schule von innen gesehen haben, passt nicht zusammen. Es wundert mich wirklich, wie unsozial man sein kann, sollte man nicht erst alles dafür tun, dass es im eigenen Land vorangeht und die Zahlen besser werden, damit zumindest die Schüler und Schülerinnen wieder richtige Schüler sein können, mit Allem was dazu gehört!!!
Y., 22.03.2021, 14:14 Uhr3
Die Situation, die jetzt eingetreten ist, wurde im Vorfeld durch Fachleute (Virologen, Epidemiologen, Statistiker usw.) in Modellierungen vorhergesagt. Es ist also nicht so, dass die Politiker nicht genügend Zeit gehabt hätten, um jetzt klug und umsichtig zu agieren.
Genau das wissen wir in der Bevölkerung und sehen aber gleichzeitig, wie unsere verantwortlichen Politiker mit teils sehr überschaubarem Verstand und kontraproduktiven Maßnahmen versuchen, der Lage Herr zu werden (aus welcher Motivation heraus auch immer sie das versuchen).
Das Vertrauen aus der Bevölkerung in die Politik jedoch war ein Vorschuss, den wir vielleicht auf absehbare Zeit eher nicht zurückbekommen werden; das vergessen manche unserer Politiker.
4
Sehr gut gemachter Bericht von Herrn Bernd Vorländer.
Titel: Der gefährliche Jo-Jo-Effekt
heute am 22.03.2021
um 12:21 Uhr
Erstellt von : Herrn Bernd Vörländer
Gut rechcheriert.
Mit freundlichen Grüßen
Udo Döring
5
Zitat: "Wohin soll man denn nachts wollen?" Kann ich beantworten: Freunde besuchen und Partys feiern, sich auf Parkplätzen treffen und bei Musik aus dem Auto Alkohol trinken, gemeinsame Filmabende mit Freunden von anderen Landkreisen genießen. Natürlich alles ohne Maske und ohne Abstand. Jedenfalls konnte ich dies in den letzten Wochen regelmäßig beobachten, sowohl in Gummersbach als auch in Dieringhausen. Einziger Lichtblick ist, dass sich die Polizei jetzt öfters sehen lässt und auch kontrolliert. Trotzdem muss man sich immer noch im Gummersbacher Zentrum durch größere Gruppen jugendlicher zwängen, die ohne Maske dicht zusammenstehen. Dies war schon Ende letztes Jahr ein Problem. Anstatt auf die Corona-Maßnahmen zu schimpfen, sollte man seinen Fokus lieber auf diese Personen richten.
Andre, 22.03.2021, 16:17 Uhr6
Sie fragen "wie lange noch"?
Einfache Antwort darauf:
So lange wie Personen ALLEINE im Auto mit Maske unterwegs sind, Paare mit Hund tief im Wald unterwegs sind u. außer dem Hund beide Maske tragen, Mitbürger*innen noch längere und härte Einschränkungen/Lockdowns fordern, etc. (alles kann ich tagtäglich überall zu Hauf beobachten, hören u. sehen), so lange hört dieser Irrsinn NIEMALS auf ...!!!
7
Sehr guter Kommentar, lieber Bernd!
Thomas Döpp, 22.03.2021, 23:41 Uhr8
Sie bringen es genau auf den Punkt und das ist ja das Traurige. Die Menschen verstehen die Handlungsweisen der Politik nicht mehr. Diese einfallslosen Verzweiflungstaten, wie Lockdown und zu Ostern ein noch schärferer Lockdown. Das dies nicht das Mittel der Wahl ist, merken wir doch eigenlich seit November. Und nicht, weil jetzt der Friseur aufmacht und wir Termin-Shopping haben (hatten), gehen die Zahlen nach oben. Die Tendenz war schon vorher da! Gas geben beim Impfen wäre angesagt, aber da muss erstmal diskutiert werden, wer, wann was bekommt und hoffentlich sind alle Formulare richtig ausgefüllt. Wir sind zu einer unfähigen Bananenrepublik verkommen. Das ist sehr traurig.
JG, 23.03.2021, 12:28 Uhr9
Der Großteil der manipulierten Bevölkerung denkt doch ,dass alles vorbei ist wenn alle geimpft sind.Sie glauben doch tatsächlich, dass ihr altes Leben zurückkommt,. [...]
Frauke Hardt, 23.03.2021, 16:11 Uhr10
Die Krise und in Hände von Profis, und aus den Händen der Politik und Behörden ansonsten sehe ich schwarz. In der Politik tummeln sich fast nur Leute die in der freien Marktwirtschaft alle gescheitert wären. [...]
, 23.03.2021, 18:32 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN