Oberberg - Die einen können ihren Beruf derzeit wegen Corona nicht ausüben, die anderen sich als Lehrer und Schüler dem Virus-Hotspot Schule nicht entziehen - Vor Ort bräuchte es vieles, aber es geschieht zu wenig.
Von Bernd Vorländer
Leicht ist anders. Diese Virus-Pandemie verlangt vielen vieles ab - natürlich zuallererst denen, die erkranken, denen, die eine 14-tägliche Quarantäne hinter sich bringen müssen, den Pflegekräften, all denen, die im Zuge des neuerlichen Lockdowns ihren Beruf nicht ausüben können und natürlich auch den Gesundheitsämtern und Verwaltungen. Und schließlich: Corona setzt die Schulen und Kitas unter erheblichen Druck. Lehrer und auch Schüler werden quasi zum Präsenzunterricht verdonnert, obwohl inzwischen jedem Verantwortlichen bekannt sein dürfte, dass auch Schulen keine Covid-19-freien Räume sind, sich der Oberbergische Kreis etwa nur noch mit Allgemeinverfügungen zu behelfen weiß und hunderte von Lehrern und Schülern bereits in häusliche Quarantäne geschickt hat.
Und man fragt sich, ob es nicht im Sommer auch in unserer Region versäumt wurde, mit vorbereitenden Maßnahmen auf die zu erwartenden höheren Infektionszahlen zu reagieren. Ein runder Tisch Schule, an den neben dem Kreis auch Schuldirektoren, Eltern- und Schülervertreter und die Kommunen gehört hätten, wäre sicherlich imstande gewesen, kluge Lösungen zu finden. Etwa die eines unterschiedlichen Schulbeginns Oberberg-weit, um die Lage in den Schulen, aber auch in den Bussen zu entzerren. Oder aber mehr Busse anzumieten. Wer mit Lehrern spricht, die derzeit 30 und mehr Schüler unterrichten, wer nach Schulschluss einen Blick auf Haltestellen und in die Busse wirft, kann sich nur die Haare raufen. Monatelang hatte man Zeit sich auf die Lage einzustellen, aber es ist ganz offensichtlich zu wenig geschehen.
Schließlich wüsste man auch gerne, ob in der jüngsten Zeit verstärkt die Voraussetzungen an den Schulen geschaffen wurden, um künftig ein verbessertes digitales Lernen zu ermöglichen. Entsprechende Förderprogramme gibt es. Denn an einem Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht wird man nicht vorbeikommen - auch wenn sich die Bundesländer damit derzeit noch schwertun.
Und etwas anderes ist in diesen Tagen noch wichtig - Kommunikation. Man muss Maßnahmen erklären, um Verständnis werben, auf die Bürger zugehen, Mut machen, proaktiv unterstützen und helfen, wo es nötig ist. Wann waren Landrat und Bürgermeister wichtiger als derzeit? Wenn die Zeiten duster sind, braucht es Zuspruch und Perspektive. Und dafür gibt es mannigfache digitale Möglichkeiten. Doch man wird das Gefühl nicht los, als seien die oberbergischen Verantwortungsträger nach der Kommunalwahl hinsichtlich der Kommunikation abgetaucht. Doch Obhut und Fürsorge dürfen sich nicht nur auf ordnungsrechtliche Maßnahmen und Verfügungen beschränken.
KOMMENTARE
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Vorbereitung und Planung erinnern an Pleiten, Pech und Pannen. Man hätte in der unterrichtsfreien Sommerferienzeit ja planen können. Man hätte auch an den weiterführenden Schulen gemeinsam mit den Schülern, Eltern und Lehren Konzepte ausarbeiten können. Passiert ist nicht viel, wir haben Absichtserklärungen.
Gerüchten zufolge versuchen einige Lehrer immer noch die Overheadprojektorfolie zu digitalisieren.
Aber es sind ja neue Technologien. In der freien Wirtschaft müssen wir uns tagtäglich Neuerungen als Herausforderungen stellen, bei der Bildung klappt das eher nicht.
2
Und wie sieht die Praxis aus? Unsere Tochter fãhrt seit Wochen regelmãßig morgens um acht vom Bahnhof GM mit einem überfüllten Bus nach Derschlag, hat eine Stunde Kunst oder Sport, um dann bis mittags um Ein oder zwei Uhr Ausfall zu haben.. Dann noch eine Stunde Unterricht und Schluss ist. Da in der Oberstufe keine Vertretung mehr stattfindet, wird halt doch vieles mittels Heimarbeit erledigt. Einfach nur unprofessionell und unnötig. Aber Hauptsache, die Schule ist offen. Sechs, setzen, danke!
Alexander, 16.11.2020, 20:32 Uhr3
Es wurde verpasst sich auf den Fortgang von Corona einzustellen, Klassen würden nicht verkleinert, der Einsatz von Schulbussen nicht vergrößert, Luftfilteranlagen nicht in Schulen eingesetzt....in Krankenhäusern das Pflegepersonal nicht erweitert, so dass zumindest alle vorhandenen Intensivbetten genutzt werden können!
Aber für die Bevölkerung gibt es Einschränkung über Einschränkung! Es ist aber nicht wenig, wenn ich meine Kontakte immer weiter einschränken soll, meine Enkelkinder nicht aus Liebe, sondern nur systemrelevant betreuen darf. Und das Ganze ohne jede Aussicht auf Änderung! Ich soll mich freuen, wenn ich ohne Corona, dafür aber isoliert leben darf? Wann dürfen Menschen wieder eigenverantwortlich leben? Tut mir leid, zum Mutmachen eigne ich mich nicht, brauche ich selbst!
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Lieber Bernd,
ich bin bei deinem Kommentar ganz bei dir! Vielen Dank dafür!
Ein paar Worte noch zu Userin "Astrid Wilhelmi": Ihre Vorschläge sind ja allesamt sehr sinnvoll, leider fehlt es für "Klassen verkleinern", "mehr Schulbusse" und vor allem für "Pflegepersonal erweitern" schlicht an Woman- und Man-Power. Es gibt einfach nicht mehr Pflegepersonal, nicht mehr Lehrer*innen und auch nicht mehr Busfahrer*innen. Das zu fordern ist sehr einfach, Möglichkeiten und Grenzen zu erkennen manchmal sehr schwer.
Zu Ihren weiteren Ausführungen habe ich nichts zu sagen, sie müssen für sich selbst sprechen.
5
Schönen guten Morgen, Herr Helmenstein wo sind sie und ihre Angestellten?Von Kontrollen der Maskenpflicht und der Kontakt Bestimmungen zu Stoßzeiten an Bus und Bahnhöfen nix zu sehen.Überfüllte Schulbusse wohin man sieht. Warten sie nicht auf die Bundesregierung sondern handeln sie für ihren Kreis der sie ja schließlich gewählt hat.
Wolli, 17.11.2020, 06:33 Uhr6
P.S. Ein Beispiel heute Morgen 6:45 Uhr Busbahnhof Gummersbach 10 er Personen eng zusammen ohne Abstand alle ohne Masken.Weit und breit keine Kontrolle zu sehen.Kontrollgänge durch die Innenstadt bringen nichts nachdem alle in Schule oder auf Arbeit sind.Schauen sie doch mal die Aufnahmen der neu installierten Kameras am Busbahnhof an Herr Helmenstein dann sehen sie wovon ich spreche.
Wolli, 17.11.2020, 06:50 Uhr7
Danke für die klaren Worte!
Beobachter, 17.11.2020, 08:57 Uhr8
Hallo Herr Döpp, die Personallage kenne ich nicht in allen Bereichen, tatsächlich weiß ich aber, dass sich im Gummersbacher Krankenhaus mindestens eine Pflegerin im März zur Intensivpflegerin weiterbilden lassen woĺlte. Die Fortbildung wurde nicht durchgeführt. Wegen Corona!
Astrid Wilhelmi, 17.11.2020, 11:00 Uhr9
Mutmacher gesucht? Ehrlichkeit und Weitsicht sind gefragt. Anfang der Pandemie bekräftigte doch jeder Politiker aus den gemachten Fehlern lernen zu wollen.. Nun kommt (wie immer) die Devise: WACHSTUM. Wachstum würde benötigt um die Schulden und Kredite zurück zu zahlen. Der selbe Driss wie immer, nur ist unser Planet keine Bank nicht mal Verhandlungspartner. Die Natur hat uns Grenzen gesetzt aber wir schaffen es nicht beiseite zu treten und die Grenzen zu akzeptieren. Jetzt soll nach einer Impfung wieder hochgeschaltet werden? Nichts gelernt und wider besseren Wissens nehmen wir unseren Kindern die Chance es besser zu machen weil wir zu gierig sind. CORONA sollte für uns nur eine Randnotiz sein, das Gezanke nervt und führt zu nichts.
Christian, 17.11.2020, 12:51 Uhr10
Ich vermisse von unseren hochbezahlten Politikern klare Regeln, die jeden auch nachvollziehbar sind.
Die Lokalpolitiker glänzen durch Abwesenheit. Landräte und Bürgermeister schwimmen irgendwo im Strom mit.
Kein Wunder also das bestimmte Gruppierungen einen regen Zulauf haben.
11
Ein runder Tisch... Das wäre sicherlich sinnvoll gewesen. Ich habe zwei Schulkinder und bin froh über jeden Tag an dem die Schule offen bleibt. Das Recht auf Bildung ist das eine aber die sozialen Kontakte für unsere Kinder das andere. Beides wichtig. Nur wer sich bildet kann auch eine Meinung bilden und haben. Homeschooling ist für Eltern sowie Kinder eine enorme Belastung. Digitale Schule suchten wir in Reichshof im Sommer vergebens. Arbeitsblätter auf eine Plattform hochladen und Zuhause ausdrucken lassen das hat die Schule noch geschafft aber erklären, unterrichten,... Das blieb an uns Eltern hängen. ... Aber auch jetzt fehlt es an Fachlehrern... Unterrichtsausfall nicht unüblich. Ein Restrisiko im Beruf haben NICHT nur Lehrer.
Johanna, 17.11.2020, 13:30 Uhr12
@ Wolli: Schon vor Monaten begann ich, Herrn Hagt detailliert über die Regel-verletzungen detailliert zu informieren. Ich erhielt auf meine 1. e-mail eine Antwort und zwar, dass aufgrund fehlender Kräfte nur stichprobenartig kontrolliert werden könnte. Meine weiteren e-mails wurden nicht mehr beantwortet. Die für ein paar Tage eingeführte Maskenpflicht in Teilen der Innenstadt wurde nach wenigen Tagen wieder aufgegeben - auch darauf hatte ich hingewiesen...wenn gewollt, KÖNNTE der Abstand eingehalten werden, er wird es aber ganz überwiegend nicht. Das passt zu einem Kommentar, den ich hier vor einiger Zeit las: Mit Maske macht das Shoppen keinen Spaß!
Cornelia Lang, 17.11.2020, 16:19 Uhr13
So, und das ist nun der Übergang: WENN sich der größte Teil der Menschen in Gummersbach - und deutschlandweit - an die wirklich "kleinen" Regeln gehalten hätte, wären wir nicht da, wo wir jetzt sind! Allerdings ist unbestreitbar, dass besonders "die große Politik" monatelang ein laissez-faire betrieben hat, ignorant gegenüber medizinischen Experten war (und noch immer ist). Am schlimmsten / tödlichsten ist aber das sich am Limit orientierende und ausreizende: Solange Intensivbetten / Beatmungsgeräte vorhanden (das notwendige Fachpersonal wurde dabei nicht berücksichtigt!) "reicht's". Ethisch verantwortungsvoll wäre, vulnerable Menschen z.B. besonders in Pflegeheimen bestmöglich zu schützen, so dass sie erst gar nicht auf die ITS müssten, weil es für sie dann oft schon zu spät ist.
Cornelia Lang, 17.11.2020, 17:03 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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