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Wenn der einstige Musterschüler eine "Sechs" schreibt

bv; 03.02.2021, 18:06 Uhr
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Wenn der einstige Musterschüler eine "Sechs" schreibt

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bv; 03.02.2021, 18:06 Uhr
Wiehl - Der Wiehler Stadtrat schickt seinen Beigeordneten überraschend in die Wüste - Vorläufiger Tiefpunkt einer Entwicklung, die bereits viel früher begann und für den die Parteien die Verantwortung tragen.

Was waren das noch Zeiten, als sich die Stadt Wiehl im Lichte eines oberbergischen Musterschülers sonnte. Das Stadtsäckel war aufgrund potenter Gewerbesteuerzahler prall gefüllt. Wo sich andere Kommunen bestimmte Ausgaben zweimal überlegen mussten, ging es in Wiehl nie um das "Ob", sondern nur um das "Wie". Politischer Streit war weitgehend unbekannt, das war in der DNA der Stadt schlicht nicht vorgesehen. Wiehl - das waren die Streber in Oberberg. Alles längst vorbei. Seit dem Dienstag dieser Woche steht man vor den Scherben eines Abstimmungs-GAU, als man mit knapper Mehrheit den einzigen noch verbliebenen Beigeordneten mit Karacho vor die Wand laufen ließ und ihn faktisch ohne Vorankündigung aus dem Amt jagte.

 

In den vergangenen Monaten hatte sich indes längst angekündigt, dass das friedliche Wiehler Miteinander von einer neuen Eiszeit abgelöst werden würde. CDU und SPD als stärkste Parteien liegen in wichtigen Fragen der Stadtentwicklung weit auseinander, die Sozialdemokraten mussten zudem den Schock eines desaströsen Wahlergebnisses verdauen, als man im September vom Wähler eine kräftige Ohrfeige verpasst bekam und fast zwölf Prozent der Stimmen verlor. Seitdem sucht die SPD nach Linie und Richtung.

 

Am Tag nach dem politischen Abwahlschock will es natürlich niemand gewesen sein. So beginnt das muntere Schwarze-Peter-Spiel, was die Peinlichkeit des Vorgangs noch unterstreicht. Natürlich ist ein personeller Wechsel in einer Demokratie immer möglich - es kommt aber immer auf das "Wie" an. Man möchte jetzt nicht in der Haut des Wiehler Bürgermeisters stecken. Ohne Beigeordneten, dafür  mit einem zerstrittenen, sich kritisch beäugenden Rat dürften die kommenden Monate vor allem eines werden - kein Vergnügen.

 

Bericht: Eine Stadt in politischer Schockstarre

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KOMMENTARE

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Auf den Punkt gebracht, lieber Bernd!
Das die Bundespolitik oft weit weg von den "Bürgerinnen und Bürgern" ist, das kennen wir schon. Wenn jetzt aber auch eine Kommunalpolitik gemacht wird, die für niemanden nachzuvollziehen ist und hinterher will es keiner gewesen sein, das ist einfach nur unmöglich und sehr traurig. Die Parteien werden sich wundern wie sich ihre Abgehobenheit im nächsten Wahlergebnis widerspiegelt. Politische Entscheidungen -auch unpopuläre- sind eine Sache, aber ein solches menschliches Totalversagen auf ganzer Linie ist unverzeihlich.

Oliver Pack, 04.02.2021, 18:42 Uhr
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