MORSBACH
Harte Einschnitte bei Montaplast unumgänglich: Massiver Personalabbau geplant
Morsbach - Geschäftsleitung hat die Belegschaft des angeschlagenen Automobilzulieferers über die Restrukturierungsmaßnahmen informiert - Bis 2028 könnten rund 650 Beschäftige ihren Job verlieren - Mangels Auslastung wird die Produktion in einem Morsbacher Werk zurückgefahren.
Der angeschlagene Automobilzulieferer Montaplast mit Hauptsitz in Morsbach startet für seine deutschen Standorte ein Restrukturierungsprogramm. Bis Ende 2028 sollen die bestehenden Überkapazitäten abgebaut und die Effizienz deutlich erhöht werden. Dies schließt auch betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.
„Dass die Banken und unsere Gesellschafter bis 2028 unsere Finanzierung gesichert haben, ist ein großer Vertrauensbeweis – aber auch verbunden mit einem klaren Auftrag“, betonte Montaplast-CEO Tom Graf. „Im Markt herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb, und wir müssen uns grundlegend neu aufstellen, wenn wir kurz-, mittel- und langfristig im Wettbewerb bestehen wollen. Montaplast muss wieder stark und konkurrenzfähig werden. Wir haben keinen Zweifel, dass uns das auch gelingen wird, aber die Zeit dafür drängt.“ Vor knapp einem Monat hatten Banken und Gesellschafter grünes Licht für die Finanzierung gegeben (OA berichtete).
Gesunkene Auslastung: Produktion in einem Morsbacher Werk wird zurückgefahren
Die Geschäftsführung hat gestern der Belegschaft die Eckpunkte ihres Restrukturierungskonzepts vorgestellt. Eine Kernmaßnahme ist die Konsolidierung der Werke in Deutschland bis Ende 2026. Statt in drei Werken am Standort Morsbach will Montaplast künftig in zwei Werken produzieren. Im Werk 1 an der Krottorfer Straße soll in Zukunft nur noch die Fertigung von Ersatzteilen stattfinden, die Produktion wird auf die anderen beiden Werke verlagert. „Die Auslastung unserer Werke ist seit 2018 stetig gesunken, ohne dass je die Kapazitäten angepasst wurden“, erläuterte Graf. „Hier haben wir deutlichen Nachholungsbedarf, damit wir wieder auf branchenübliche Auslastungswerte kommen. Momentan liegen wir deutlich darunter.“
Massiver Stellenabbau geplant
Laut der Mitteilung des Unternehmens muss bis 2028 in mehreren Schritten ein Personalabbau erfolgen. Ein großer Teil wird durch die Reduzierung von Leihkräften umgesetzt werden können, doch betriebsbedingte Kündigungen können nicht ausgeschlossen werden. Dies betreffe sowohl die Fertigung als auch die Verwaltung, wo ein Personalüberhang existiere. Insgesamt geht es um eine Größenordnung von rund 650 Beschäftigten. In welchen Bereichen und in welchem Umfang genau der Personalabbau stattfinden wird, will die Geschäftsführung in den nächsten Wochen mit dem Betriebsrat abstimmen. Bis Ende September soll das Personalkonzept stehen. Der notwendige Stellenabbau soll außerdem so sozialverträglich wie möglich - mit Interessenausgleich und Sozialplan - umgesetzt werden.
„Die Mitteilung der Geschäftsführung war für die Kollegen natürlich ein Schock“, betonte der Betriebsratsvorsitzende Frank Rosenthal nach Ende der Betriebsversammlung. „Dennoch hat die Belegschaft die Informationen ruhig aufgenommen. Dazu hat sicherlich beigetragen, dass der Standort Morsbach erhalten bleiben soll und der Personalabbau stufenweise erfolgen wird.“ Rosenthal hob hervor, dass es dem neuen Management gelungen sei, die für die Neuaufstellung erforderliche Finanzierung in nur vier Monaten hinzubekommen. „Das alte Management hat die Durchfinanzierung noch nicht einmal in zehn Jahren erreicht“, so Rosenthal.
Management und Betriebsrat träten nun in die Verhandlungen für Interessenausgleich und Sozialplan ein. „Das Management hat betont, dass der Personalabbau so sozialverträglich wie möglich erfolgen soll“, ergänzte der Betriebsratsvorsitzende. „Wir sind deshalb zuversichtlich, dass wir dies gemeinsam im Interesse der betroffenen Kollegen aushandeln werden. Das Management hat den Betriebsrat früh ins Boot geholt und während der ganzen Vorbereitungsphase offen und transparent kommuniziert.“
Rosenthal legte Wert darauf, dass es in der bevorstehenden Restrukturierungsphase nicht nur um Montaplast geht, sondern auch um Morsbach. „Hier sind die meisten Kollegen zuhause. Morsbach braucht ein starkes Unternehmen Montaplast hier am Standort, damit Morsbach eine starke Region bleibt.“
Daneben wird das Unternehmen bis 2028 eine Reihe von weiteren Maßnahmen umsetzen, um die Produktivität und Effizienz zu erhöhen. Dies betrifft die Verbesserung von Prozessen und Logistik, sowie Einsparmaßnahmen bei den betrieblichen Ausgaben. „Die Restrukturierung ist aber kein reines Streichkonzert, sondern wir investieren auch gezielt in den Standort“, betonte Graf. So werden unter anderem Photovoltaik-Anlagen installiert, um die Stromversorgung günstiger und unabhängiger zu machen.
Die Montaplast-Gruppe gehört zu den weltweit größten Anbietern für Automobil-Kunststoffteile und -module. Weltweit gib es rund 4.900 Mitarbeiter an zehn Standorten, darunter etwa 2.100 Beschäftigte an den drei Standorten in Deutschland.
