GUMMERSBACH

120 Jahre eine (ruhige) Kugel geschoben

Red; 14.02.2025, 14:15 Uhr
Fotos: privat --- Einige Mitglieder des Kegelclubs bei einer Bootstour in Loosdrecht.
GUMMERSBACH

120 Jahre eine (ruhige) Kugel geschoben

Red; 14.02.2025, 14:15 Uhr
Gummersbach – Der Steinmüller-Kegelverein feiert ein sehr seltenes Jubiläum.

Wenn auch die Aufzeichnungen aus den Anfangsjahren des

Steinmüller Kegelvereins ESTI -“Einer steht immer“ Lücken

aufweisen, so kann dennoch als gesichert angesehen werden, dass

der Verein am 5.3.1905, also vor 120 Jahren, entweder bereits

länger existierte oder gerade gegründet wurde. Denn das älteste

noch vorhandene Foto, vielleicht das Gründungsfoto, ist mit diesem

Datum versehen. In dieser Zeit nahm in St. Petersburg die

Russische Revolution mit dem sogenannten Blutsonntag gerade

ihren Anfang. In Deutschland regierte mit Wilhelm II. noch ein

Kaiser. Das vergilbte Bild zeigt zwölf stattliche, den damals

obligatorischen Bartschmuck tragende Herren, vermutlich allesamt

Mitarbeiter der Firma Steinmüller, die würdevoll in die Kamera

schauen.

 

Damals wird es wohl niemand für möglich gehalten haben, dass der

Kegelverein noch 120 Jahre später bestehen würde. Steinmüller

war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein weltweit führendes

Unternehmen im Dampfkesselbau mit etwa 600 Mitarbeitern. Die

„Kesselschmiede“ gehörte zu den potentesten Arbeitgebern in der

Region. Anerkannte Persönlichkeiten führten das Unternehmen,

hochqualifizierte Angestellte, Ingenieure, Techniker und Arbeiter

produzierten Dampfkessel für das In-und Ausland. Ein

„Steinmüllerianer“ stellte etwas dar, er war stolz auf sein

Unternehmen. In diesem Geiste entstand dann auch der

Kegelverein, gegründet von stolzen Mitarbeitern „ihrer“ Firma

Steinmüller. Es war eine Auszeichnung, Mitglied im Verein zu sein

und die Geselligkeit zu pflegen.

 

[Das Grünsdungsfoto.]

 

In 120 Jahren Vereinsleben reihen sich viele interessante Zahlen,

Geschichten und Anekdötchen, Biografien und Erinnerungen,

schöne und traurige Ereignisse aneinander. Wenngleich auch seit

1921 „Kegelbücher“ mit buchhalterischer Erfassung von Teilnahme,

Fehlwürfen und Strafgeldern geführt wurden und in 104 Jahren ab

diesem Jahr auch nur ein einziges fehlt, beginnen die eigentlichen

chronologischen Aufzeichnungen erst ab dem Jahre 1933. Die Zeit

davor bleibt, ausgenommen von ein paar vergilbten Fotos von

fröhlichen Kegelbrüdern auf ihren „Landpartien“, leider im Dunkeln.

Aber ab 1933 wurden insgesamt 117 Vereinsmitglieder gezählt.

Darunter befanden sich für Steinmüller so wichtige

Führungspersönlichkeiten wie der geschäftsführende Gesellschafter

Dr. C.H Steinmüller (Sohn des Gründers von Steinmüller, Carl

Steinmüller), Werner Öhler (baute Steinmüller Südafrika auf), Prof.

Dr. Jung (Leiter der Forschung-und Entwicklung) und viele weitere

leitende Mitarbeiter in Führungspositionen, sowohl Kaufleute als

auch Techniker. Die längste Mitgliedschaft mit sage und schreibe 61

Jahren von 1933 bis 1994 wies der langjährige „Ehrenpräses“

Manfred Hardemann auf.

 

Die Geselligkeit außerhalb der Kegelbahn kam von Beginn an nie

zu kurz. Bereits aus den Anfangsjahren existieren Fotos von

sogenannten „Landpartien“ datiert mit 1908, 1909 und 1910. Der

erste Weltkrieg und die Zeit danach hat wahrscheinlich auch das

Vereinsleben gelähmt, denn dann hören die Aufzeichnungen auf.

Wie bereits erwähnt, beginnen sie erst wieder ab 1933, Fotos von

„Ausflügen erst ab 1948. Heute gehören die sogenannten

Kegeltouren zum fest etablierten jährlichen Ereignis. Besondere

Affinität besteht zum Wasser, ob es nun Segeltouren auf dem

Ijsselmeer, Hausboottouren auf der Mecklenburgischen Seenplatte,

der Lagune von Venedig, oder auf den Flüssen und Kanälen

Belgiens, der Niederlande, Frankreichs und Deutschlands sind.

Wechselweise, in jedem zweiten Jahr, werden Städtetouren

unternommen.

 

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Ein besonderes Ereignis im Jahreslauf des Kegelvereins ist das

jährliche „Neujahrsessen mit Damen“ welches in jedem Jahr zu

Beginn des neuen Jahres stattfindet.

 

1953 entstand aus geschäftlichen und daraus hervorgegangenen

freundschaftlichen Kontakten eine über 50-jährige Partnerschaft mit

dem Kegelverein der „Georgsmarienhütte in Osnabrück. In 50

„Clubkämpfen“ wurden die jeweiligen Sieger „ausgekegelt“ und

natürlich dabei die bestehenden geschäftlichen Beziehungen

gepflegt. Erst 2005 mussten die Clubkämpfe wegen Überalterung

des Kegelvereins aus Osnabrück eingestellt werden.

 

 

Im Jubiläumsjahr hat „ESTI“ 14 aktive Mitglieder und ein inaktives

Mitglied. Noch immer besteht der Verein überwiegend aus

ehemaligen Steinmüller-Mitarbeitern. Aber auch andere

„Nichtsteinmüller“ sind heute Vereinsmitglieder. Wie so viele andere

Vereine auch, hat „ESTI“ es schwer, jungen Nachwuchs zu

rekrutieren, um so die Chance zu wahren, auch noch zukünftig

weitere runde Jubiläen feiern zu können. Junge Menschen, die sich

nicht nur beim Kegeln sportlich betätigen möchten, sondern auch

gerne interessante Gespräche führen, von den Erfahrungen

„kampferprobter Ingenieur- Hasen“, Juristen, Betriebswirten und

anderen Disziplinen profitieren möchten, aber auch Geselligkeit und

Freude an gemeinsamen Unternehmungen lieben, sind herzlich

willkommen.

 

Alle 14 Tage kegelt und speist man gemeinsam im Waldhotel

„Tropfsteinhöhle“ in Wiehl. Vorher war man mehrere Jahrzehnte in

Gummersbach-Herreshagen im „Haus Jäger“, davor in der

Gummersbacher Hermannsburg, als die Kegel noch per Hand

aufgestellt wurden.

 

Zum „ESTI“ Verein gehören heute: Dr. Raimund Croonenbroek,

Helmut Dreuscher, Ulrich Eckardt, Dr. Dieter Effenberger, Wolfram

Engelking, Wolfgang Fuchs, Dr. Theodor Göbel, RA Ralph Häußer,

Hans Hemschemeier, Ralf Lauterbach, Dr. Walter Schäfers,

Gerhard Schwuchow, Benedikt Tressner, Hans Frieder Wamsler

und Dr. Michael Wirtz

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