POLITIK

„Haus Oberberg“: Mehrheit für Wohnungsmix

lw; 02.05.2025, 12:14 Uhr
Archivfoto: Lars Weber.
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„Haus Oberberg“: Mehrheit für Wohnungsmix

lw; 02.05.2025, 12:14 Uhr
Wiehl – Als das ehemalige Seniorenheim in Brächen von der Stadt gekauft wurde, sollte das Gebäude zunächst nur für Flüchtlinge ertüchtigt werden – Inzwischen hat sich der Plan geändert – Bürgerbegehren wohl vom Tisch.

Von Lars Weber

 

Zehn unterschiedlich große Wohnungen sollen in dem ehemaligen Seniorenheim „Haus Oberberg“ in Brächen entstehen. Fünf dieser Wohnungen sollen zunächst für bis zu zwölf geflüchtete Menschen mit Bleibeperspektive vorbehalten sein, die anderen fünf sollen auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt angeboten werden. Da diese teils auch barrierearm gestaltet werden sollen, böten sich dort vor allem ältere Personen als Mieter an. Dieser Marschrichtung hat am Dienstag bei der Sondersitzung des Wiehler Rats die Mehrheit zugestimmt. Fünf Stadtverordnete von FDP und AfD stimmten dagegen.

 

Noch vor knapp über einem Jahr schien der Weg für das ehemalige Seniorenheim in Brächen, dem „Haus Oberberg“, klar vorgezeichnet zu sein. Die Stadt hatte das dreistöckige Gebäude samt 6.000 Quadratmeter großem Areal mitten in dem Drabenderhöher Nachbarort gekauft, um dort nach Umbaumaßnahmen bis zu 35 Flüchtlinge in Einzel- und Doppelzimmern unterzubringen. Die Brächener selbst waren nicht begeistert von der Idee, was sie unter anderem bei einer Informationsveranstaltung im Februar 2024 deutlich machten (OA berichtete); auch ein Bürgerbegehren wurde auf den Weg gebracht.

 

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Doch seitdem ist viel passiert. Die Flüchtlingssituation hat sich verändert. „Man merkt den geänderten politischen Kurs“, sagte der Erste Beigeordnete Peter Madel bei einem Pressegespräch vor der Ratssitzung. 2023 musste die Stadt noch händeringend nach neuem Raum für die Unterbringung geflüchteter Menschen suchen. Inzwischen hätten sich die Zahlen bei Asylanträgen und Zuweisungen reduziert. „Wir haben nun Puffer bei unseren Plätzen für geflüchtete Personen.“ Aufgrund dessen hatte sich die Stadt im vergangenen Jahr auf den Weg gemacht, um eine nachhaltigere Zukunftsperspektive für das „Haus Oberberg“ zu entwerfen – etwas, was auch die Politik gefordert hatte.

 

Anfang des Jahres wurde die Idee öffentlich, in dem Gebäude nicht mehr nur Zimmer für Flüchtlinge zu schaffen, sondern stattdessen auf eine gemischte Nutzung mit Wohnungen zu setzen (OA berichtete). Gemäß aktueller Beschlussvorlage sollen fünf davon für bis zu zwölf geflüchtete Personen bestimmt sein, fünf weitere sollen am Wohnungsmarkt verfügbar sein. Bei letzteren soll geprüft werden, ob diese barrierearm beziehungsweise altersgerecht gestaltet werden können. Insgesamt könnten 21 Personen das Haus bewohnen. „Der Plan passt auch zu unserer dezentralen Unterbringungsstrategie für geflüchtete Menschen“, erläuterte Bürgermeister Ulrich Stücker. Dadurch werde die Integration erleichtert und verbessert.

 

Die Wohnungen sollen Wohnflächen zwischen 23 und 84 Quadratmetern haben. Stand jetzt geht die Stadt von Kosten von 995.000 Euro bis 1,19 Millionen Euro aus, je nachdem, ob auch Außenfassade und Dachschrägen gedämmt werden. Die Freifläche rund um das Gebäude und die danebenliegenden Flurstücke sollen zunächst eine „adäquate Gestaltung für die nächsten Jahre“ erhalten. Eine weitere Entwicklung in der Zukunft ist aufgrund der Größe des Areals wohl nur eine Frage der Zeit.

 

Für Dominik Seitz und seine FDP-Fraktion stellten gerade die hohen Realisierungskosten ein „wirtschaftlich nicht zu kalkulierendes Risiko“ dar. Die Liberalen sehen das Konzept kritisch und plädierten für einen Abriss, um dort anders planen zu können. AfD-Fraktionschef Daniel Schwach betonte, dass sie schon gegen die Kauf der Immobilie gestimmt hätten und jetzt auch Bedenken bei dem Investitionsvolumen hätten. Er glaubt zudem, dass eine Vermischung von Alt und Jung zu Problemen führen könnte. „Da gibt es unterschiedliche Interessen.“

 

CDU-Fraktionsvorsitzende Larissa Gebser freute sich, dass es früher als zunächst erwartet ein „zukunftstaugliches Konzept“ umgesetzt werde. Sie glaubt, dass sich das Invest ammortisieren wird. Richtung AfD fragte sie rhetorisch: „Wo trennt man in Wiehl denn sonst die Generationen?“ Die SPD sieht in dem Konzept ein gutes Integrationsmodell, sagte Carlo Riegert. Mit dem Beschluss soll die Verwaltung nun einen Zeitplan für die weitere Projektentwicklung aufstellen und die Realisierung vorantreiben.  

 

Das Bürgerbegehren aus Brächen, das zwischenzeitlich angestrebt wurde, soll derweil nicht weiterverfolgt werden, wie Markus von der Tann von der Bürgerinitiative auf Nachfrage sagt. Die Brächener seien in die Überlegungen der Stadt miteinbezogen worden. Zwar hätten sie ein Konzept für Wohnraum nur für ältere Menschen bevorzugt. Der vorliegende Vorschlag sei nun der Kompromiss. „Wir haben das Gefühl, dass das funktionieren kann“, so von der Tann. „Die Brächener können damit leben.“ Zumal die Entwicklung des Areals noch nicht angeschlossen sei. „Es ist weiter Platz dort, um etwas für ältere Menschen zu tun.“

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