HANDBALL

Überragender Puhle rettet Gummersbach einen Punkt

pn; 31.12.2020, 00:30 Uhr
Archivfotos: Michael Kleinjung ---- Matthias Puhle untermauerte auch in Dormagen einmal mehr seinen Ruf als einem der derzeit besten Keeper der 2. Liga.
HANDBALL

Überragender Puhle rettet Gummersbach einen Punkt

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pn; 31.12.2020, 00:30 Uhr
Gummersbach – Im Spitzenspiel bei Bayer Dormagen bleibt dem Sigurdsson-Team der perfekte Jahresabschluss verwehrt – Schwache Offensivleistung kostet einen Zähler – 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

TSV Bayer Dormagen – VfL Gummersbach 24:24 (12:13).

 

Knapp elf Minuten vor dem Ende riss VfL-Torhüter Matthias Puhle der Geduldsfaden. „Könnt ihr endlich mal Handball spielen, wenigstens für zehn Minuten“, fauchte er im Dormagener Sportcenter seine Mitspieler an. Gerade hatte der Schlussmann die 13. seiner 14 teils spektakulären Paraden gezeigt, verteidigte den knappen VfL-Vorsprung nahezu im Alleingang. Die Aufforderung an seine Vorderleute blieb aber ungehört: Nach 60 enorm fehlerbehafteten Minuten musste sich der VfL Gummersbach zum Jahresabschluss mit einem Remis im Mittelrheinderby bei Bayer Dormagen begnügen.

 

„Wir haben gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt, die uns vor schwierige Aufgaben gestellt hat“, bemühte VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson gebetsmühlenartig die Analyse, die er zuletzt mehrfach nach Spitzenspielen verwendet hatte. „Letztlich fehlten Kleinigkeiten“, meinte der Isländer. Das war in Dormagen aber nur die halbe Wahrheit. Denn im letzten Spiel vor der anstehenden Weltmeisterschaftspause gingen dem Altmeister die Kraftreserven aus. Das Spiel zeigte gnadenlos auf, dass es dem Kader an Breite fehlt.

 

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Dass es trotz der wohl schlechtesten Saisonleistung am Ende dennoch zum einem Punkt reichte, sagt allerdings auch viel über das Selbstverständnis aus, das sich die Oberberger während der bisher so starken Hinrunde erarbeitet haben. Trotz des Punktverlustes ist der VfL die einzige Mannschaft der 2. Liga mit drei Minuszählern auf dem Konto, muss dem HSV Hamburg in den kommenden fünf Wochen aufgrund von zwei weniger absolvierten Spielen aber die Tabellenführerung überlassen.

 

[Janko Bozovic saß wegen Achillessehnenproblemen 60 Minuten auf der Bank. Ob sein Einsatz für Österreich bei der Weltmeisterschaft gefährdet ist, konnte sein Trainer nach Schlusspfiff noch nicht sagen: "Das muss die ärztliche Untersuchung zeigen."]

 

Dass Gummersbach auf Janko Bozovic (Achillessehnenprobleme) und Raul Santos (weiterhin Wadenverhärtung, wurde nur zu Siebenmetern eingesetzt) verzichten musste, gehört zwar auch zur Wahrheit, gleichzeitig darf aber nicht unterschlagen werden, dass auch die Hausherren nahezu auf ihre komplette linke Seite verzichten mussten. Dormagens Trainer Dusko Bilanovic wurde nach dem Schlusspfiff nicht müde, den starken Alexander Senden hervorzuheben, der bis zum Umfallen geackert hatte und dessen Einsatz am Montag noch höchst fraglich gewesen war. „Und dann muss man so ein Team wie Gummersbach erst einmal in diese Situation bringen“, so der 49-jährige Coach.

 

Schon in den Anfangsminuten zeigte sich, dass den Gästen gegen die offensive Deckung Dormagens die letzte Finesse fehlte. Die Hausherren legten 3:0 (4.) vor, Gummersbach fand nur mühsam in die Partie und konnte sich bereits früh bei Matthias Puhle bedanken, dass der Tabellenvierte nicht davonzog. Stattdessen glich Alex Hermann zum 6:6 (14.) aus – zu diesem Zeitpunkt hatte Puhle bereits zwei Siebenmeter entschärft. Selbst eine doppelte Unterzahl überstand der VfL nun unbeschadet, beim 8:9 (19.) durch einen Strafwurf von Santos wechselte die Führung. Über einlaufende Außen und den Kreisläufer wurde Dormagens Defensive nun häufiger in Bredouille gebracht, auf beiden Seiten dominierten aber bis zum 12:13-Pausenstand weiter die technischen Fehler.

 

Auch nach dem Seitenwechsel blieb es lange eng. Alexander Hermann und Timm Schneider fehlte nach kräftezehrenden Wochen häufig die letzte Präzision im Abschluss. Der in den vergangenen Wochen so starke Lukas Blohme (Foto) erwischte sogar einen rabenschwarzen Tag: Zwei Tore bei zehn Versuchen, etliche schlechte Pässe und Missverständnisse und als negative Krönung ein Wurf aufs leere Dormagener Tor, der zwei Meter am Kasten vorbeisegelte, prägten seinen Auftritt. Dass Tom Kiesler nach der Pause jeweils nur für wenige Sekunden eine Alternative für den Linkshänder war, begründete Sigurdsson nach der Partie: „Lukas ist immer für ein Tor gut. Ich habe es mit Tom probiert, aber am Ende muss ich entscheiden, wer spielt. Dafür kann man mich auch kritisieren.“

 

Aber auch Dormagen merkte man den Kräfteverschleiß inzwischen an. Gummersbach nutzte mehrere technische Fehler zum zwischenzeitlichen 16:19 (44.) durch Malte Meinhardt und hatte auch mehrfach Glück bei Abprallern. Über 20:21 (51.) und 21:23 (55.) und 23:23 (57.) wurde die Schlussphase ein Ritt auf der Rasierklinge. Nach einer weiteren Puhle-Parade scheiterte Santos 75 Sekunden vor Schluss per Siebenmeter am ebenfalls starken Martin Juzbasic (10/2 Paraden). Besser machte es Alexander Hermann eine halbe Minute vor dem Ende mit dem 23:24, das der starke TSV-Kreisläufer Patrick Hüter neun Sekunden vor dem Abpfiff wieder egalisierte. Der letzte VfL-Angriff wurde wegen eines technischen Fehlers von Ellidi Vidarsson abgepfiffen.

 

Während Dormagen den Punkt frenetisch feierte, schlichen die Gäste nach einem absolut gerechten Remis vom Feld. Trübsal blasen muss der Altmeister aber eigentlich nicht: Denn wer trotz der schlechtesten Angriffsleistung des Jahres in einem Spitzenspiel einen Punkt holt, der wird auch am Ende der Saison wahrscheinlich ganz weit oben stehen.

 

Gummersbach: Ellidi Vidarsson (6), Tobias Schröter, Alexander Hermann, Timm Schneider (je 3), Raul Santos (3/3), Tin Kontrec, Lukas Blohme, Malte Meinhardt (je 2).

 

Dormagen: Patrick Hüter, André Meuser (je 6), Alexander Senden (5), Joshua Reuland (2), Benjamin Richter (2/1), Antonio Juric, Ian Hüter, Jakub Sterba (je 1).

 

Siebenmeter

1/4 – 3/5 (Puhle pariert gegen Reuland (2x) und Richter – Juzbasic hält gegen Blohme und Santos)

 

Strafen

8:14 Minuten (2x Meuser, Senden, Noll – 2x Vidarsson, 2x Schneider, 2x Kontrec, Hermann).

 

Schiedsrichter

Leonard Bona / Malte Frank

 

Ergebnisse und Tabelle

 

 

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