BLAULICHT
Appell aufgrund erhöhter Gefahr: Rauchen im Wald ist verboten
Oberberg – Schon 18 Einsätze für oberbergische Feuerwehren allein im März – Meistens sind vermutlich Zigaretten die Ursache – Von März bis Oktober gilt ein Verbot.
Von Lars Weber
In ganz NRW hatten oder haben aktuell Feuerwehren mit Waldbränden zu kämpfen – ausgebrochen waren Brände bei Hagen, bei Altena oder auch in Straelen. Das größte Feuer befand sich aber in direkter Nachbarschaft des Oberbergischen Kreises in Overath-Brombach. 8.000 Quadratmeter sind dort den Flammen zum Opfer gefallen, bei der Arbeit vor Ort halfen auch Feuerwehrleute aus Engelskirchen, Gummersbach, Lindlar und Wiehl. Die aktuellen Ereignisse zeigten auch die Wichtigkeit des Pressetermins wenige Kilometer vom Brand in Overath entfernt: In Lindlar haben heute Kreisbrandmeister Julian Seeger, Jörn Hevendehl, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land und Stefan Wende, Feuerwehrfachberater Forst des Regionalforstamtes Bergisches Land, auf die Waldbrandgefahr hingewiesen, verbunden mit der Erinnerung und einem deutlichen Appell: Rauchen ist im Wald von März bis einschließlich Oktober verboten.
Zu der Gruppe stieß auch trotz des laufenden Einsatzes in Overath und mit nur wenigen Stunden Schlaf Manuel Packhäuser, seines Zeichens Kreisbrandmeister des Kreises Rhein-Berg. Aktuell dauerten die Nachlöscharbeiten in dem rund acht Fußballfelder großen Waldstück weiter an, berichtete Packhäuser. „Es geht jetzt darum, die Wärme aus dem Boden zu bekommen und ein Wiederaufflammen zu verhindern.“ Und das schnell, denn es ist Wind angesagt. Die Hoffnung, die Nacht nutzen zu können, erfüllte sich nicht – zu unwegsam, zu steil und damit zu gefährlich für einen nächtlichen Einsatz ist die betroffene Fläche. Nun geht Packhäuser davon aus, dass die Einsatzkräfte – in der Spitze waren rund 200 vor Ort - mindestens noch bis in den frühen Abend nachlöschen müssen.
[Vor zwei Wochen brannten in Eichholz rund 3,5 Hektar Wald.]
Die Erzählung Packhäusers über die Situation in Brombach gleicht der Situation für die oberbergischen Einsatzkräfte vor rund zwei Wochen in Lindlar-Eichholz. Dort brannten rund 3,5 Hektar, 22 Stunden dauerte der in dieser Topografie schwierige Einsatz für die größtenteils ehrenamtlichen Kräfte. Heute stehen die Kreisbrandmeister und Wald-Experten in Eichholz vor einem schwarzen Hang – die Vegetation ist verbrannt, so weit man Richtung Hügel blicken kann.
Regeln und die Frage nach dem Osterfeuer
- Vom 1. März bis 31. Oktober gilt ein gesetzliches Rauchverbot auf Waldwegen und in den Waldbeständen.
- Offenes Feuer, sowie das Rauchen im Wald und im Abstand von 100 Metern zum Wald (außer an gekennzeichneten öffentlichen Grillplätzen) sind gesetzlich verboten. Kreisbrandmeister Julian Seeger legt mit Blick auf die bevorstehenden Osterfeuer jedem nahe, dies kritisch zu überdenken und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Wer ein Osterfeuer machen möchte, sollte die Abstände wahren, das Osterfeuer beim Ordnungsamt anmelden und für ausreichend Löschwasser in der Nähe sorgen.
- Ebenso sind die speziellen Regeln für das Anzünden von Feuerwerken in Waldnähe zu beachten.
- Zufahrten zum Wald und Waldwege sind für Rettungskräfte freizuhalten.
- Auch von parkenden Autos kann bei heißem Auspuff eine erhöhte Brandgefahr ausgehen, wenn vertrocknetes Material in der Nähe ist. Dies gilt auch an Ackerrandstreifen. Geparkt werden sollte nur auf befestigten und ausgewiesenen Flächen, um diese Gefahr zu umgehen.
Auch wenn die Ursache bei den meisten Waldbränden offiziell unbekannt bleibt – für die Experten ist klar, dass meist achtlos weggeworfene Zigaretten die Zündquelle sind. Da die „Beweisstücke“ restlos verbrennen, ist es schwer, dies eindeutig zu sagen. Aber es gibt Indizien. Häufig brechen die Brände am Wegesrand aus, so Hevendehl. „Auch die Waldwege gehören zum Wald, also ist auch dort das Rauchen verboten.“ Raucher werfen die Zigarette dorthin, treten sie vielleicht noch aus und gehen dann ihrer Wege. „Doch Wind hilft der Glut, weiter zu glimmen, dazu kommt die Trockenheit der Gräser und von Geäst. Der Fußgänger kann schon ein paar hundert Meter entfernt sein, dann erst fängt es an zu brennen.“ Vielen Waldbesuchern sei es auch klar, dass sie dort ab März nicht rauchen dürften. „Aber dann setzt doch die Routine ein.“
[Weggeworfene Zigaretten sind häufig die Ursache für die Waldbrände. Auf den trockenen Böden und mit ein wenig Wind kann schnell ein Feuer entfacht werden.]
Auch das Wetter ließe nachlässig werden. „Morgens ist es noch kalt, man braucht Jacken. Wenn nicht 30 Grad sind und man schwitzt, wird die Gefahr unterschätzt“, so Hevendahl. Und die Gefahr ist sehr existent. Der ganze Winter war schon trocken, der März einer der trockensten seit Start der Aufzeichnungen. Dazu kommen die Folgen des Klimawandels mit Dürre und Trockenheit und dem Totholz in den Wäldern, außerdem Winde aus Ost/Südost. Die Gefahrenstufe bewegt sich auf vier von fünf zu. Allein im Oberbergischen Kreis habe es im März 18 Einsätze aufgrund von Vegetationsbränden gegeben, sehr viel im Vergleich zu den vergangenen Jahren, so Seeger. „Es ist ein außergewöhnliches Jahr.“
Deshalb wollen sie jetzt – auch weil es am Wochenende windig werden soll – nochmal gesondert auf die erhöhte Gefahr hinweisen und die Bürgerinnen und Bürger sensibilisieren. „Prävention ist die beste Art, ein Feuer zu verhindern“, so Wende und Hevendehl. Es gehe nicht um die einfache Durchsetzung von Verboten, weshalb sie ihre Kampagne auch – angelehnt an einen 60er-Jahre-Schlagersong von Nina Lizell - „Rauchen im Wald verboten, küssen erlaubt“ übertitelt haben. Die Fachleute erinnern an alle Folgen, die eine weggeworfene Zigarette haben kann: ein Großaufgebot an Ehrenamtlern, die ihre Gesundheit aufs Spiel setzen in einem langen, kräftezehrenden Einsatz, dazu eine „Materialschlacht“, die auch sehr viel Geld kostet.
Was tun, wenn‘s brennt
Wer grobes Fehlverhalten im Wald wahrnimmt, wird darum gebeten dies umgehend den zuständigen Behörden zu melden. Wer bei seinem Spaziergang oder Blick in den Wald Rauch oder sogar Flammen wahrnimmt, sollte in keinem Fall zögern sich umgehend an die Feuerwehr unter der 112 zu melden. Wenn es Details zum genauen Brandort gibt, ist das gut. Die Leitstelle kann im Normalfall aber auch das Handy orten, von dem angerufen wird. Zusätzliche Orientierung im Wald können nummerierte Rettungspunkte liefern. Försterinnen und Förster führen zudem in Phasen erhöhter Waldbrandgefahr zum Schutz der Wälder entsprechende Kontrollgänge durch. Im Fall der Fälle können entsprechende Bußgelder veranlasst werden.
Nach dem Brand auf dem Hömerich in Gummersbach vor fünf Jahren habe man an den Einsatztaktiken gefeilt, so Seeger. Dazu gehört die enge Zusammenarbeit der Feuerwehr mit den Förstern und mit dem Landesbetrieb Wald und Holz, die über wertvolle Expertise und Vor-Ort-Kenntnisse verfügen, um gemeinsam innerhalb von rund 45 Minuten eine Einsatzstrategie zu entwerfen. Zu der Entwicklung gehört zudem auch die Technik, die für die steigende Zahl der Einsätze angeschafft wurde und wird. Aktuell bestellt seien allein zwei Waldbrand-Tanklöschfahrzeuge, ein Abrollbehälter Vegetationsbrand mit einem kleinen, wendigen Geländefahrzeug (UTV) oder auch Löschrucksäcke.
Die Aussichten für die kommenden Monate sind aktuell nicht gut. Falls es nicht zu einer Regenperiode kommt, werden die kommenden Monate „viel Stress für die Feuerwehrkräfte“ bedeuten, befürchtet Julian Seeger. Umso wichtiger, wenn die Bürgerinnen und Bürger unnötige Einsätze verhindern.
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