POLITIK

Arbeiten am Defizit: Preise rauf, Energiekosten runter

lw; 22.04.2023, 08:00 Uhr
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Arbeiten am Defizit: Preise rauf, Energiekosten runter

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lw; 22.04.2023, 08:00 Uhr
Wiehl – Konzept für Ergebnisverbesserung der FSW im Sportausschuss vorgestellt – Eintrittsgelder für Wiehler Wasser Welt, Eishalle und Freibad steigen – Auch Öffnungszeiten verändern sich.

Von Lars Weber

 

Es ist keine Neuigkeit, dass der städtische Eigenbetrieb Freizeit & Sportstätten Wiehl (FSW) jährlich Defizite aufweist. Die Schwimmbäder, die Eishalle und der Wildpark sind aus dem Angebot der Stadt zwar kaum wegzudenken, diese Attraktivität hat aber auch ihren Preis.  Im aktuellen Haushalt ist für die FSW eine Verlustabdeckung in Höhe von 2,45 Millionen Euro veranschlagt, insbesondere bedingt durch die zusätzlichen Energiekosten. Im vergangenen November wurde Andreas Zurek, kaufmännischer Leiter der FSW, und seinem Team vom Sport- und Freizeitausschuss aufgetragen, ein Konzept mit Einsparungsmöglichkeiten zur Reduzierung des Defizits vorzulegen. Dies hat Zurek bei der Sitzung am Mittwoch getan. Die Marschrichtung ist klar: „Wir wollen die Ausgaben reduzieren und müssen die Einnahmen erhöhen.“ Dazu werden auch die Preise in den Schwimmbädern und der Eishalle erhöht, die Mittwoch solgleich einstimmig beschlossen wurden. Ein Überblick über die Maßnahmen:

 

Anpassungen der Preise und Öffnungszeiten

 

Bei allen Anpassungen hat die FSW die eigenen Preise mit jenen von vergleichbaren Angeboten in der Region verglichen, sagte Zurek. Er hält die Erhöhungen in dieser Hinsicht für moderat und zumutbar. Bei den Einzelkarten bewegt man sich bei Steigerungen zwischen 50 Cent und 1,50 Euro (siehe Kasten). Die Erhöhungen sollen – gleichbleibende Besucherzahlen vorausgesetzt – zu Mehreinnahmen von insgesamt rund 177.000 Euro führen.

 

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In den beiden Bädern mussten zudem die Öffnungszeiten überdacht werden. Dem zu Grunde liegen zum einen die Auswertung des Besucherverhaltens und zum anderen die schwierige Personalsituation in diesem Bereich. Auch hier gilt: Fachkräfte sind Mangelware. Das Ergebnis ist, dass vor allem in den Randzeiten die Bäder häufiger geschlossen haben werden. Dienstags bis donnerstags wird die WWW nur noch bis 20 Uhr statt 21:30 Uhr geöffnet haben. Durchschnittlich kamen nach 20 Uhr allerdings ohnehin nur sechs Besucher pro Öffnungstag. Das „Standardangebot“ des Frühschwimmens dienstags und donnerstags ab 6:30 Uhr bleibt dagegen bestehen, obwohl durchschnittlich nur 13 Besucher pro Termin das Angebot wahrnehmen.

 

Streichen muss die Stadt das Frühschwimmen (ab 8 Uhr) aufgrund der Personallage dagegen im Freibad. Der Truppe möchte Zurek anbieten, das Angebot der WWW zu nutzen. Ab Saisonstart, der dieses Jahr erst Mitte Mai erfolgen wird, hat das Freibad jeden Tag von 10 bis 19 Uhr offen. Bei einer Öffnungszeit von mehr als neun Stunden würde zusätzliches Personal benötigt, das nicht zur Verfügung stehe. „Die gewählten Zeiten sind ein Kompromiss.“

 

Die neuen Preise

 

In der Eishalle zahlen Erwachsene für 1,5 Stunden ab der nächsten Saison 5,50 Euro (bisher: 4,50). Ermäßigt kostet der Eintritt 3 statt 2,50 Euro. Die Maxi-Laufzeit steigt um 2 Euro auf 6,50 Euro. Neu sind Gruppentarife für Erwachsene mit Kindern. Zum Beispiel zahlen zwei Erwachsene und zwei Kinder für 1,5 Stunden 14 Euro. Der Verleih der Schuhe steigt um 50 Cent.

 

Ebenfalls ein Euro mehr (jetzt 5,50 Euro) kosten nun 90 Minuten in der WWW (Ermäßigt: 3 Euro). Der Preis für den Tagesbesuch steigt für einen Erwachsenen von 8 auf 10 Euro. Die Familienkarte für vier Stunden kostet nun 19 Euro statt 15 Euro. Die neuen Preise gelten ab 1. Juni.

 

Ein Tag im Bielsteiner Freibad kostet ab Saisonstart 5 statt 4 Euro (Ermäßigt: 3 Euro). Eine Zwölferkarte wird 10 Euro mehr kosten. Eine Saisonkarte für Familien bleibt preislich unverändert bei 150 Euro.  

 

Aktuelle Einsparversuche

 

Nachdem in den vergangenen Jahren beispielsweise das Flachdach des Umkleidetraktes der Eishalle energetisch verbessert oder auch die alten Blockheizkraftwerke durch ein modernes ersetzt wurden, schraubte das FSW-Team im vergangenen Jahr an Stellschrauben im laufenden Betrieb. Diese standen auch unter dem Einfluss der Vorgaben zum Energiesparen nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Die Absenkung der Beckentemperaturen in der WWW und auch im Freibad haben sich dabei nicht durchgesetzt. Die Energieeinsparung sei nicht messbar, aber ohnehin zu vernachlässigen.

 

Deutlich Energie eingespart habe man aber beispielsweise mit der Reduzierung der Eisdecke von sechs auf vier Zentimeter. „Dadurch gab es viele Kubikmeter Eis weniger zu kühlen“, so Zurek. Geholfen habe bei der Effizienz auch die neue Eisaufbereitungsmaschine, die sparsamer arbeitet. Weiter wurden die Hallenlüftung und -temperatur abgesenkt und einige Abläufe im Trainingsbetrieb verändert, um Wärmeverluste im Foyer zu verhindern. Im Freibad sei man sehr abhängig vom Wetter. Energie gespart hat Wiehl vor allem durch die Reparatur der Beckenwasserversorgungsleitung im oberen Bechtal.

 

Das Ergebnis: Im Vergleich zum letzten vollen Betriebsjahr 2019 wurde bezogen auf alle drei Angebote mindestens 16 Prozent Strom, 19 Prozent Wärme und 22 Prozent Wasser/Abwasser eingespart. „Alle Einsparmaßnahmen werden künftig beibehalten.“ Ausnahme: Die erwähnte Absenkung der Beckentemperatur und die Schließung der Eishalle im September.

 

Das soll in Zukunft passieren

 

Um weitere Kosten zu reduzieren, muss erst einmal wieder Geld in die Hand genommen werden: Bereits im Wirtschaftsplan 2023 platziert sind 200.000 Euro für eine Photovoltaikanlage auf dem Eishallendach, die rund 95.000 Kilowattstunden im Jahr produzieren soll. „So werden wir weiter unabhängiger von den Strompreisen“, so Zurek. In den kommenden Jahren könnte eine neue Schlammwasser-/Füllwasseraufbereitung für die WWW folgen, um die Restwärme des Wassers besser nutzen zu können. Mögliche Kosten: 240.000 Euro. Weiter seien der Einbau eines Pufferspeichers und einer Luft-Wärmepumpe zur Beckenwassererwärmung sinnige Zukunftsinvestitionen.

 

Festgezurrt sind zudem die Sanierung des Dachs des Umkleidetrakts im Freibad. Anschließend wird eine Photovoltaikanlage installiert (insgesamt 145.000 Euro). Nebeneffekt: Durch die Maßnahmen wird der BSV Bielstein, der „aus allen Nähten platzt“, in den Wintermonaten die Umkleiden des Bads mitnutzen können.

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