LOKALMIX

Dörrenberg Edelstahl verkauft zwei Geschäftsbereiche

ks; 13.01.2025, 16:55 Uhr
Foto: Michael Gauger --- Neben ihrem Hauptsitz in Engelskirchen-Ründeroth hat die Firma Dörrenberg unter anderem auch Standorte in Wiehl (Foto) und Gummersbach.
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Dörrenberg Edelstahl verkauft zwei Geschäftsbereiche

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ks; 13.01.2025, 16:55 Uhr
Engelskirchen – Die Firma Dörrenberg Edelstahl hat ihre Bereiche Guss und Stahl veräußert – Rund 130 Mitarbeiter wechseln zu den neugegründeten Bergischen Edelstahlwerken.

Der Verkauf der Geschäftsbereiche „Gießerei“ und „Stahlwerk“ stellt einen echten Einschnitt in der Geschichte der Engelskirchener Firma Dörrenberg Edelstahl dar. 1860 von Friedrich, Rudolph und Eduard Dörrenberg gegründet, haben beide Bereiche die Geschichte und Identität des Unternehmens geprägt. „Wir sind trotzdem der festen Überzeugung, dass die nun gefundene Lösung für alle Beteiligten die beste Lösung ist“, teilte ein Sprecher der Muttergesellschaft Gesco auf Anfrage von OA mit. Verkauft wurden die beiden Geschäftsbereiche an die Callista Private Equity. Der entsprechende Vertrag wurde laut einer Mitteilung am 18. Dezember unterzeichnet, die Übernahme zum 1. Januar 2025 wirksam. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

 

Für den Erwerb der beiden Geschäftsbereiche sei Ende 2024 die Bergische Edelstahlwerke GmbH (BEW) gegründet worden. „Die BEW hat sich dazu verpflichtet, sämtliche Mitarbeiter der Bereiche Stahlwerk und Stahlgießerei zu übernehmen“, erklärte ein Sprecher der Callista auf Nachfrage von OA. Darüber hinaus seien von dem Betriebsübergang auch Mitarbeiter aus den sogenannten Dienstleistungsbereichen betroffen gewesen, so etwa aus der Buchhaltung, dem Personal und dem Einkauf. Insgesamt sind nun über 130 Mitarbeiter von der Firma Dörrenberg Edelstahl zu der BEW gewechselt. Rund 350 Mitarbeiter verbleiben bei Dörrenberg.

 

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Bei Dörrenberg ist man im vergangenen Geschäftsjahr davon ausgegangen, für die beiden Bereiche „Gießerei“ und „Stahlwerk“ einen Umsatz in Höhe von 19 Millionen Euro einzufahren. Zum Vergleich: im Vorjahr soll die Firma noch einen Umsatz von 28 Millionen Euro verbucht haben. Als Ursache für diese Umsatzabnahme sieht man bei dem Engelskirchener Unternehmen ein herausforderndes konjunkturelles Marktumfeld und einen zunehmenden Preisdruck durch den Wettbewerb. „Die Stahlindustrie in Deutschland steckt aktuell in einem schwierigem Transformationsprozess“, erklärte der Sprecher von Gesco.

 

Im Wesentlichen seien die Schwierigkeiten im Marktumfeld auf eine (vorübergehende) Marktschwäche wesentlicher Kunden in der Automotive und im Maschinenbau sowie auf die dauerhaft hohen Energiepreise zurückzuführen. Im Vergleich zum europäischen Ausland und vor allem im Vergleich zum außereuropäischen Ausland seien die Energiepreise in Deutschland höher. „Ob hier in Zukunft das Label ‚Grüner Stahl‘ höhere Preise rechtfertigt, steht noch nicht fest. Zusätzlich kommt natürlich auch Druck durch die Konkurrenz aus China. Hier hat Europa – anders als die USA beispielsweise – noch nicht entschieden, wie man damit umgehen will“, so der Gesco-Sprecher.

 

Trotz dieser Herausforderungen hat man sich bei der Callista dafür entschieden, die beiden Geschäftsbereiche zu erwerben. „Wir wissen um die aktuellen Schwierigkeiten in der Stahlbranche und haben uns dennoch aktiv für die Akquisition der Geschäftsbereiche Stahlwerk und Stahlgießerei entschieden“, wird Christopher Irion, Geschäftsführer der Callista, in einer Mitteilung zitiert. In der Materialkompetenz und Prozessstärke sieht man bei der Gruppe eine bisher unrealisierte Chance, einen weltweit führenden Anbieter hochqualitativer Edelstähle zu schaffen.

 

Kurzfristig gehe es nun darum, einen sauberen „Carve-Out“ aus der Dörrenberg zu vollziehen, also gewisse operative und administrative Verflechtungen voneinander zu trennen, so etwa die IT-Landschaft, das Versicherungswesen oder auch die Gas- und Stromzufuhr. Ein weiteres kurzfristiges Ziel sei, das Geschäft zu stabilisieren. Letzteres ziele darauf ab, trotz der schwierigen Marktbedingungen in der Stahlbranche strukturierte und funktionsfähige Prozesse aufrechtzuerhalten.

 

„Die Absatzprobleme, die auch die großen Stahlkonzerne betreffen, betreffen selbstverständlich auch die BEW“, erklärte der Sprecher der Callista Private Equity. Im Zuge der Akquisition seien Maßnahmen definiert worden, um dem negativen Absatztrend schlagkräftig entgegenzuwirken. „Mit der Berufung von Herrn Wanders (Anm.d.Red.: Georg Wanders) in die Geschäftsführung, welcher umfassende Erfahrung und Kontakte in der Stahlbranche hat, konnten wir bereits positive Ansätze verzeichnen“, so der Sprecher. Außerdem seien weitere Vertriebsexperten aus dem Netzwerk von Callista angesprochen worden, um kurzfristig Aufträge zu akquirieren.

 

Mittelfristig sei geplant, ein breites und diversifiziertes Kundenportfolio aufzubauen, das global vertreten ist. „Die BEW zeichnet sich besonders durch die hohe Material- und Prozesskompetenz aus. Bei den bestehenden Kunden wird die BEW als bevorzugter Lieferant für hochanspruchsvolle Edelstahlprodukte gesehen. Dieses Vertrauen der Kunden gilt es in den Markt zu kommunizieren und weltweit zu platzieren“, so der Sprecher. Das Gütesiegel „Made in Germany“ solle hierbei im Vordergrund stehen. Langfristig solle es darum gehen, die BEW zu einer „sehr agilen und flexiblen Organisation“ umzustrukturieren, die sich sehr schnell an dynamische Märkte anpassen kann.

 

Im Zuge des Verkaufs gehen alle wesentlichen, den Geschäftsbereichen zugehörige Vermögensgegenstände, Vertragsverhältnisse und Mitarbeiter im Rahmen eines Betriebsübergangs auf die BEW über. Die BEW übernimmt ebenso die bestehenden Betriebsvereinbarungen und verpflichtet sich zum mit den Arbeitnehmervertretern verhandelten Interessenausgleich. Kündigungen wurden nicht ausgesprochen. „Für die Mitarbeiter geht es ganz normal weiter“, sagte Michael van der Werf als stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, der nun auch bei der BEW beschäftigt ist. Die Verhandlungen seien fair verlaufen – und die Stimmung unter den Mitarbeitern „absolut positiv“.

 

Mit dem Verkauf der beiden Geschäftsbereiche beabsichtigt Dörrenberg, sich auf seine Kernkompetenz als international agierende Handelsorganisation für Werkzeugstahl zu konzentrieren. Die Bereiche Oberflächentechnik (Coating & Hardening) sowie Konstruktionslösungen für komplexe Guss-Komponenten (Casting Products) sind von der Transaktion nicht betroffen und weiterhin Teil der Dörrenberg-Gruppe. Dörrenberg-Geschäftsführer Marc Breidenbach soll auf einer Betriebsversammlung folgendes Bild skizziert haben: „Aus einer Unternehmensfamilie werden zukünftig richtig gute Nachbarn, deren gemeinsame Geschichte eine besondere Verbundenheit begründet.“

 

Gesco als Muttergesellschaft und Dörrenberg hätten sich viel Mühe gegeben, die langfristig beste Lösung für die beiden Geschäftsbereiche zu finden. Mit der Callista sei ein Käufer gefunden worden, der über umfangreiche Erfahrung in der Übernahme von Unternehmen im Wandel verfügt und zudem breit gefächerte und einschlägige Branchenerfahrung mitbringe. „Wir sind glücklich, dass wir damit unserer Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und allen anderen Stakeholdern gerecht werden konnten“, so der Gesco-Sprecher abschließend.

KOMMENTARE

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Geschichte geht verloren

Dietmar Kleinjung, 13.01.2025, 18:05 Uhr
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