FUSSBALL
Brutale Hitze, zwölf Tore, Elfmeterschießen: Bröltal gewinnt dramatisches Finale
Oberberg - Mittelrheinligist ringt Titelverteidiger Hohkeppel in einem unfassbar spannenden Endspiel nieder - Doppelschlag in der Nachspielzeit rettet den THB in die Verlängerung (AKTUALISIERT).
Pokalfinale Frauen
TuS Homburg-Bröltal – Eintracht Hohkeppel 10:8 nach Elfmeterschießen (6:6, 5:5, 2:3).
Unbarmherzige Temperaturen, ein verrückter Spielverlauf, zwölf Treffer und ein Elfmeterschießen als Krönung – das Kreispokalfinale der Frauen zwischen dem TuS Homburg-Bröltal und Eintracht Hohkeppel in der Frielingsdorfer ONI-Arena hielt alle Zutaten für ein Drama par excellence bereit. Nach fast drei Stunden Brutto-Spielzeit durfte der Verbandsligist die Trophäe in die Höhe stemmen – erstaunlicherweise war bei den Aktiven tatsächlich noch Kraft zu Jubelläufen da, obwohl alle Beteiligten zuvor die Belastungsgrenze nicht nur erreicht, sondern zum Teil überschritten hatten.
Aber Fußballverband Mittelrhein wollte es so, dass die Endspiele fortan eine Woche nach dem Kehraus in den Ligen stattfindet und nicht mehr am Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober. Es gibt gewiss angenehmere Spieltermine.
[Anisa Mekaoui erzielte das 2:o für Bröltal.]
THB-Coach Mats Bollmann zog diverse imaginäre Hüte vor seinen Schützlingen, die am vergangenen Sonntag auf den letzten Drücker den Klassenerhalt in der Mittelrheinliga gesichert hatten und nun die Torte mit der Pokal-Kirsche garnierten. „Was die Mädels in dieser Saison und heute noch einmal abgerissen haben, ist einfach unfassbar. Diese Mannschaft hat eine unglaubliche Mentalität und hat das auch heute erneut beweisen. Wir haben so viele Rückschläge erlebt in dieser Saison, aber wir sind immer wieder zurückgekommen. Ich bin unheimlich stolz auf dieses Team“, lobte Bollmann die Moral in den höchsten Tönen. „Ein Dank geht auch an alle, die von draußen unterstützt haben, die Spielerinnen, die auf der Bank waren und geholfen haben. Das hier ist ein Gemeinschaftserfolg.“
[Die beiden Teams lieferten sich trotz der schwierigen äußeren Bedingungen einen packenden Fight.]
In der sengenden Mittagshitze hatte der Favorit den besseren Start erwischt, nutzte gleich die ersten Nachlässigkeiten in der Eintracht-Abwehr, um per Doppelschlag durch Lina Meiers (nach einer Ecke von Enisa Mekaoui) und Mekaoui mit 2:0 in Führung zu gehen. Wer an einen Spaziergang für den Mittelrheinligisten geglaubt hatte, sah sich jedoch getäuscht, denn der amtierende Pokalsieger legte bei zahlreichen Vorstößen die Tempodefizite in der Bröltaler Abwehr schonungslos offen. Keeperin Michelle Sohnius verhindert zunächst den Anschlusstreffer durch Susanne Folz (9.), war kurze Zeit später aber erstmals geschlagen.
Ein paar Momente später lenkte Sohnius einen Folz-Abschluss aus kurzer Distanz an die Querstange (16.), bevor Melis Tokac der Ausgleich gelang. Nach einer halben Stunde war abermals die kaum zu stoppende Folz allein durch, diesmal rettete der Pfosten für den THB, der fast folgerichtig noch vor der Pause das 2:3 hinnehmen musste. Yaren Tokac war nach Vorlage von Folz erfolgreich.
„Wir haben den Gegner durch unsere Fehler zum Toreschießen eingeladen. Hohkeppel hat das aber auch sehr gut gemacht“, reagierte Bollmann zur Pause mit der Einwechslung von Goalgetterin Ilka Lang, was sich sofort rentieren sollte: Die Jokerin leitete das 3:3 durch Anita Harder ein. Doch die Hohkeppelerinnen blieben über Konter stets brandgefährlich. Sohnius verhinderte gegen Joyce Krüger den nächsten Einschlag, die anschließende Ecke von Krüger köpfte Mara Kolter zum 3:4 ein.
Als Folz in der Schlussphase das 3:5 nachlegte und SVE-Torhüterin Sarah Mädel gegen Lang, Harder und Mekaoui glänzend parierte, war die Titelverteidigung für den Landesligisten zum Greifen nah, doch Bröltal zeigte bekannte Nehmerqualitäten, profitierte beim 4:5 allerdings von einem etwas glücklichen Elfmeterpfiff. Aufgrund zweier Trinkpausen und mehrerer Unterbrechungen war die Nachspielzeit noch nicht abgelaufen und quasi mit dem letzten Angriff trafen die unermüdlich anrennenden Bröltalerinnen zum umjubelten 5:5 – Verlängerung.
[In letzter Sekunde erzielte Laney Schulze-Edinghausen den Treffer zum 5:5.]
Im Bonusteil war der THB am Drücker. Nachdem aber Harder in Mädel ihre Siegerin gefunden und Blerina Asani den Ball über das Gehäuse gelupft hatte (95., 99.), markierte Folz nach der nächsten Energieleistung per Tunnel gegen Sohnius das 5:6. Dies beantwortete Asani lediglich 120 Sekunden später mit dem neuerlichen Ausgleich. In der zweiten Hälfte der Verlängerung rauschte ein Distanzschuss von Chiara Klein knapp am Eintracht-Tor vorbei (111.), Sohnius vereitelte die letzte Chance durch Yaren Tokac (117.).
Nach nervenaufreibenden 120 und mehr Minuten - bei wohlgemerkt unerträglicher Hitze, die meisten Zaungäste hielten sich an den wenigen schattigen Stellen in der ONI-Arena auf - musste das Elfmeterschießen entscheiden. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften im Halbfinale des ersten Kreispokals in dieser Spielzeit hatte Hohkeppel die Oberhand behalten, diesmal sollte es anders kommen: Während Laney Schulze-Edinghausen, Ilka Lang und Lukrecia Hassel sicher verwandelten, vergaben Yaren Tokac und Chiara-Marie Ianzano aufseiten des SVE. Mit einem Strich in den Knick brachte Maxine Herweg den Bröltaler Triumph unter Dach und Fach.
[Susanne Folz war von der THB-Abwehr kaum zu bändigen und markierte drei Treffer.]
„Trotz der Niederlage bin sehr zufrieden und unglaublich stolz auf die Mannschaft“, trauerte Hohkeppels Trainer Pierre Achenbach ein wenig dem verspielten Zwei-Tore-Vorsprung während der regulären Spielzeit hinterher. „Wir haben uns nach dem frühen 0:2-Rückstand super zurückgekämpft und waren mindestens auf Augenhöhe, obwohl drei Angeschlagene auf dem Platz standen und wir bloß zwei Auswechselspielerinnen dabei hatten. Ich kann den Mädels keinen Vorwurf machen und nur ein Lob aussprechen. Sie haben alles gegeben und hatten den Sieg verdient.“
Tore
1:0 Lina Meiers (4.), 2:0 Anisa Mekaoui (5.), 2:1 Susanne Folz (12.), 2:2 Melis Tokac (25.), 2:3 Yaren Tokac (40.), 3:3 Anita Harder (47.), 3:4 Mara Kolter (57.), 3:5 Susanne Folz (84.), 4:5 Ilka Lang (90.+2 Foulelfmeter), 5:5 Laney Schulze-Edinghausen (90.+5), 5:6 Susanne Folz (100.), 6:6 Blerina Asani (102.).
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