HANDBALL

Trotz Mahé-Comeback: VfL unterliegt Berlin vor Traumkulisse

pn; 26.12.2024, 22:10 Uhr
WERBUNG
Fotos: Thomas Wirczikowski ---- Über 19.000 Fans kamen zum Gummersbacher Weihnachtsspiel in die LANXESS arena.
HANDBALL

Trotz Mahé-Comeback: VfL unterliegt Berlin vor Traumkulisse

  • 1
pn; 26.12.2024, 22:10 Uhr
Gummersbach - Vor 19.000 Zuschauern verliert Gummersbach mit 22:29 und geht mit der fünften Niederlage in Folge in die Weltmeisterschaftspause - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.

Von Peter Notbohm

 

VfL Gummersbach - Füchse Berlin 22:29 (12:15).

 

Es hätte eine Cinderella-Story werden können, es wurde am Ende aber doch nur die vierte Liga-Niederlage in Folge für Gummersbachs Handballer. Vor 19.000 Zuschauern in Deutschlands Handball-Tempel unterlag das Team von Gudjon Valur Sigurdsson den Füchsen Berlin mit 22:29.

 

Schon vor dem Spiel stand besonders ein Spieler im Mittelpunkt: Zur Überraschung aller Fans tauchte Kentin Mahé nur sieben Wochen nach seiner Operation am Ellbogen wieder auf dem Spielbericht auf. Anfang November hatte der Club noch von einer zwei- bis dreimonatigen Zwangspause bei seinem Mittelmann gesprochen.

 

[In der Anfangsphase konnte Kentin Mahé bei seinem überraschenden Comeback noch Akzente setzen. In den Schlussminuten unterliefen ihm allerdings mehrere Fehler. Sein Trainer nahm das auf seine Kappe: "Ich hab ihn vielleicht deutlich zu viel spielen lassen."]

 

Der französische Nationalspieler hatte nach eigener Aussage nur zwei Trainingseinheiten mit der Mannschaft gemacht, in denen der Ellbogen gehalten hatte. „Es war eine Wette gegen die Zeit, die ich gewonnen habe“, freute er sich zwar über sein Comeback, ging anschließend aber sofort knallhart in die Analyse: „Das rückt vollkommen zur Nebensache. Mit dem Ausgang des Spiels können wir nicht zufrieden sein.“

 

WERBUNG

Ähnlich sah das sein Trainer Gudjon Valur Sigurdsson, der einfach nur froh war, „dass dieses Jahr zu Ende ist. Der Dezember war ein scheiß Monat“. Nach wettbewerbsübergreifenden fünf Niederlagen ein seltener emotionaler Ausbruch des sonst so stoischen Isländers. Die bittere Wahrheit aus Gummersbacher Sicht verdeutlichte er anschließend: „Wir sind ein Stück von den Spitzenmannschaften weg.“

 

Dabei hatte der Rahmen gepasst: Trotz einiger Lücken im Unterrang vermeldete die Kölner LANXESS arena mit über 19.000 Fans ausverkauftes Haus – womit jedes Gummersbacher Heimspiel in diesem Jahr ausverkauft war. Auch Gästetrainer Jaron Siewert sprach im Anschluss von einer „atemberaubenden Kulisse und kaum Eventfans“: „Das war alles andere als ein leichtes Spiel für uns.“

 

[Zuletzt kam Giorgi Tskhovrebadze nicht über Kurzeinsätze hinaus. Zusammen mit Mahé funktionierte der Georgier wieder besser.]

 

Mahé war nicht die einzige Überraschung in der Startaufstellung. Neben dem Franzosen bekam Giorgi Tskhovrebadze im ersten Durchgang eine neue Bewährungschance, nachdem er zuletzt nicht über Kurzeinsätze hinausgekommen war. Die Bilanz des Georgiers nach 30 Minuten fiel durchwachsen aus: Zwei Tore (Quote 40 Prozent) und zwei Assists, aber auch drei technische Fehler. Im zweiten Durchgang durfte Teitur Einarsson ran, der auf ähnliche Zahlen (drei Tore/43 Prozent, ein Assist und zwei technische Fehler) kam.

 

Insgesamt tat sich Gummersbach schwer, Tore zu werfen. Auch der linke Rückraum blieb weitgehend blass. Miro Schluroff blieb torlos, Julian Köster traf in der 36. Minute erstmals. Den ersten Treffer der Partie markierte Welthandballer Mathias Gidsel, Mahé traf im Gegenzug zum Ausgleich. Es folgten schnelle weitere Treffer zum 4:4 (6.). Die Partie nahm in der Anfangsphase noch den erwarteten tempo- und torreichen Spielverlauf.

 

Doch dann begannen beide Abwehrreihen zu funktionieren und auch die beiden Torhüter Dominik Kuzmanovic (11 Paraden/31,4 Prozent) und Dejan Milosavljev (12 Paraden/37,5 Prozent) kamen schnell auf Betriebstemperatur. Die Tore fielen nun deutlich seltener. Berlins Toprückraum mit Gidsel und Lasse Andersson tat sich enorm schwer und kam kaum in sein Tempospiel.

 

[Beide Torhüter gehörten zu den besten Spielern auf der Platte.]

 

Mit Mijajlo Marsenic hatten die Gäste aus der Hauptstadt allerdings einen starken Kreisläufer in ihren Reihen. Beim 6:9 (17.) hatten sich die Füchse erstmals ein wenig abgesetzt. Ein Vorsprung, den die Berliner bis zur Pause verteidigten, auch weil Gummersbach sich in der Schlussphase der ersten Hälfte immer wieder Zeitstrafen einhandelte. Der Unterschied zur Pause: Fünf technischen Fehlern beim VfL standen nur zwei bei den Füchsen gegenüber.

 

Auch nach dem Seitenwechsel blieb es ein Hinterherrennen für die Oberberger. Marsenic traf am Kreis bereits zum fünften Mal zum 12:16 (31.) und Tim Freihöfer erhöhte kurz darauf zum 12:17 (34.) per Siebenmeter. Gummersbach kämpfte: Beim 17:19 (41.) durch Teitur Einarsson war man wieder in Schlagdistanz. Doch Sigurdsson bemängelte nach Spielschluss zurecht die fehlende Kaltschnäuzigkeit: „Wir bekommen mehrere Chancen für den Anschlusstreffer oder ein Remis, schießen uns aber teilweise selbst ins Bein. Dass wir in der Schlussphase dreimal den Ball ins Aus werfen, ist schon ein etwas bitterer Beigeschmack.“

 

[Die Pressekonferenz nach dem Spiel.]

 

Vor allem nach dem 19:21 (46.) folgte eine lange torlose Phase, in der Gummersbach immer wieder gute Chancen liegen ließ. Siewert sah hier die entscheidenden Minuten: „Gefühlt führen wir zehn Minuten lang mit einem Tor. Wenn die Halle hier richtig kommt bei einem Remis, bin ich mir nicht sicher, ob wir hier als Sieger von der Platte gehen.“

 

Das 19:22 (52.) durch Gidsel fiel erst in der 52. Minute. Überhaupt riss der dänische Superstar nun das Spiel vollkommen an sich. Fünf seiner neun Tore fielen in den letzten acht Minuten, während bei Gummersbach nun die Luft spürbar raus war. Technische Fehler sorgten dafür, dass Berlin die Partie über 20:24 (54.) und 21:28 (58.) unverdient hoch gewann.

 

[Mathias Gidsel (oben) und Mijajlo Marsenic waren in der LANXESS arena die Unterschiedsspieler.]

 

Mahé gab sich anschließend selbstkritisch: „30 bis 35 Minuten war es ok bei mir. Hinten raus hat die Power gefehlt. Da stehe ich selbst in der Verantwortung, mich früher zu melden.“ Für die VfL-Handballer geht es nun in den Urlaub oder in die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Kroatien, Dänemark und Norwegen (14. Januar bis 2. Februar). Auch Sigurdsson bittet seine Spieler am 14. Januar zurück in die Trainingshalle: „Wir haben viel zu tun und werden versuchen, den Reset zu schaffen.“ Bereits am 8. Februar steht das nächste Heimspiel gegen den TVB Stuttgart auf dem Programm.

 

Mahé nimmt sich und seine Mitspieler in die Pflicht: „Uns passieren immer wieder die gleichen Dinge. Auf diesem Niveau geht es oft um Details. Wir haben gegen jedes Team eine Chance, in den entscheidenden Momenten, wo wir konsequenter sein müssen, schaffen wir das aber nicht. Das ist enttäuschend. Wir müssen in den Spiegel schauen und wenn wir alle wieder zurück sind, uns die Frage stellen, wo wir mit dem VfL hinwollen.“

 

Gummersbach: Ellidi Vidarsson, Tilen Kodrin, Teitur Einarsson (je 3), Milos Vujovic (3/3), Julian Köster, Giorgi Tskhovrebadze, Mathis Häseler, Kentin Mahé (je 2), Lukas Blohme, Ole Pregler (je 1).

 

Berlin: Mathias Gidsel (9), Tim Freihöfer (7/4), Mijajlo Marsenic (6),Lasse Andersson (5), Matthes Langhoff, Tobias Reichmann (je 1).

 

Zeitstrafen

10:6 Minuten (2x Zeman, Vidarsson, Köster, Schluroff- Darj, Herburger, Marsenic)

 

Siebenmeter

3/3 – 4/6 (Freihöfer scheitert an Obling, Reichmann an die Latte).

 

Schiedsrichter

Robert Schulze/Tobias Tönnies.

 

Zuschauer

19.000 (ausverkauft).

 

Ergebnisse und Tabelle

 

BILDERGALERIE

KOMMENTARE

1

Mahes Worte sollten sich Mitspieler und Kaderplaner „hinter die Ohren schreiben!“

Block C, Reihe 11, Platz 3, 27.12.2024, 08:14 Uhr
0 von 800 Zeichen
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.
Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
WERBUNG