BLAULICHT

Im Streit ins Bein geschossen: Intensivtäter (30) vor Gericht

pn; 02.05.2025, 16:00 Uhr
Foto: Peter Notbohm ---- Am ersten Prozesstag schwieg der Angeklagte zu den Vorwürfen gegen ihn.
BLAULICHT

Im Streit ins Bein geschossen: Intensivtäter (30) vor Gericht

pn; 02.05.2025, 16:00 Uhr
Waldbröl/Bonn – Prozessauftakt am Landgericht Bonn – Waldbröler soll im Januar 2024 auf 28-Jährigen geschossen haben – Er wurde erst vor zehn Wochen mit internationalem Haftbefehl in Georgien festgenommen.

Von Peter Notbohm

 

Am frühen Morgen des 19. Januar 2024 kommt es auf dem Parkplatz des Wiedenhof in Waldbröl zu einem Streit, in dessen Folge einem damals 28-Jährigen mit einer Schusswaffe in den Unterschenkel geschossen wird. Der mutmaßliche Täter, ein inzwischen 30-jähriger Deutscher aus Waldbröl, flieht sofort und kann sich ins Ausland absetzen. Die Behörden fahnden nach ihm mit einem internationalen Haftbefehl; er wurde am 19. Februar dieses Jahres in Georgien festgenommen.

 

Heute hat der Prozess gegen Boris T. (Anm.d.Red.: Name geändert), der seitdem in Untersuchungshaft sitzt, am Landgericht Bonn begonnen. Angeklagt ist er wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz. Für den Waldbröler ist es nicht das erste Verfahren in der ehemaligen Hauptstadt – er ist Intensivtäter. Bereits im Jahr 2017 wurde er als Teil eines Prügel-Quartetts wegen Körperverletzung mit Todesfolge in einem minderschweren Fall sowie Beteiligung an einer Schlägerei zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt (OA berichtete). Damals war ein 40-jähriger Familienvater in Folge einer Prügelei verstorben.

 

Verurteilt wurde er vom Amtsgericht Remscheid im September 2020 zudem zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe wegen Besitzes von Betäubungsmitteln, nachdem bei ihm in Haft 65 Gramm Haschisch gefunden worden waren. Die Bewährung wurde mittlerweile widerrufen.

 

Besonders macht den Fall aber das letzte Verfahren am Amtsgericht Waldbröl. Dort lief im Januar 2024 ein Verfahren wegen Fahrerflucht, Körperverletzung und Bedrohung. Die Schüsse am Wiedenhof fielen zwischen die beiden Prozesstage, sodass der 30-Jährige das Urteil gar nicht mehr mitbekam. Die Richter verurteilten ihn in Abwesenheit zu einer 14-monatigen Haftstrafe (OA berichtete). Das hiergegen angestrebte Berufungsverfahren wurde im Hinblick auf die neuen Vorwürfe zunächst aufgehoben.

 

Was sich am 19. Januar genau abgespielt hat, will nun die 16. Große Strafkammer an neun Verhandlungstagen herausfinden. Laut Anklage geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Streit sich mit mehreren Beteiligten zwischen 5:30 und 5:53 Uhr ereignet hat. Boris T. soll dabei zunächst einen Warnschuss in den Schnee abgegeben haben und anschließend die Pistole einem Bekannten übergeben haben, um seinem Opfer zwei Schläge ins Gesicht zu verpassen.

 

Anschließend soll er erneut die Pistole an sich genommen haben und auf die Brust des 28-Jährigen gezielt haben. Der habe die Waffe daraufhin weggeschlagen, woraufhin Boris T. ihm ins Bein geschossen haben soll. Der Unterschenkelknochen wurde hierbei vollkommen zertrümmert. Die mutmaßlichen Täter flohen, das Opfer begab sich selbstständig in ein Krankenhaus, wo er notoperiert wurde. Noch heute soll er selbst kurze Strecken nur mit einem Gehstock zurücklegen können.

 

Mit Verlesung der Anklage war der erste Verhandlungstag fast schon abgeschlossen, da der Verteidiger von Boris T., Jan Victor Khatib, zum Auftakt verhindert war und sich vertreten ließ. Ohne seinen Anwalt wollte der 30-Jährige keine Aussage machen. Von ihrem Aussageverweigerungsrecht machten zudem ein 27-Jähriger und ein 28-Jähriger Gebrauch. Gegen beide ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen der Beteiligung an dem Streit; der 27-Jährige sitzt seit März wegen einer Verurteilung in einer anderen Sache bereits in Haft.

 

Fortgesetzt wird der Prozess am kommenden Donnerstag. Dann soll unter anderem auch das Opfer aussagen.

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