Reichshof – Ab heute leitet Markus Sutoris die Gesamtschule Reichshof.

Für Markus Sutoris ist der heutige Montag ein ganz besonderer Tag. Es ist sein erster Tag als Schulleiter – und das mit gerade mal 38 Jahren. Sutoris folgt auf Annemarie Halfar, die sechs Jahre lang die Gesamtschule Reichshof geleitet hat und im vergangenen September in den Ruhestand verabschiedet worden ist (OA berichtete). Seitdem war die Stelle des Rektors beziehungsweise der Rektorin vakant. Die Aufgaben wurden in dieser Zeit von Jörg Schmoock, dem stellvertretenden Leiter der Gesamtschule übernommen. Schulleiter wollte er aber nicht werden.

Zwischen seiner letzten Stelle an der Gesamtschule Gummersbach in Derschlag und seiner neuen Funktion als Leiter der Gesamtschule Reichshof in Eckenhagen lagen nun die Osterferien – samt eines Skiurlaubs in Ratschings in Südtirol. Und damit schließt sich in gewisser Weise ein Kreis, sagte Markus Sutoris im Gespräch mit OA. Als Jugendlicher habe er einer damaligen Referendarin im Skiurlaub das Snowboardfahren beigebracht. Und die Art, wie er das gemacht hat und wie er dabei die Aufgaben zerstückelt hat, wurden von der angehenden Lehrerin für gut befunden. Lehrer zu werden, das hatte er seitdem auf dem Zettel.

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Aufgewachsen ist Markus Sutoris in Wiehl. Nach einigen Jahren an der Realschule Bielstein wechselte er ans Wiehler Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, wo er 2005 sein Abitur ablegte. An der Universität Siegen hat er Mathematik, Erdkunde und Sport auf Lehramt studiert, und – bevor er sein Referendariat an der Realschule Lindlar begonnen hat – eine Weltreise gemacht. „Ich habe früh – im Referendariat – erlebt, welche Chancen man hat, eine Schule als Leiter zu gestalten“, sagte Sutoris – und das als Navigator, als Weichensteller, aber keinesfalls als One-Man-Show, sondern gemeinsam mit den Kollegen.

Von der Realschule Lindlar zog es Markus Sutoris zur Hauptschule Wenden, um dort zusammen mit Weiteren eine Gesamtschule zu gründen. Ein Jahr lang sei das Konzept für die neue Schule ausgearbeitet worden. Damals habe er viel gelernt über Schulentwicklung und Schulorganisation, sei Konrektor geworden, und habe Stundenpläne für zwei Schulen aufgestellt. „Da habe ich das Handwerkszeug für das Schreiben von Stunden- und Vertretungsplänen gelernt“, sagte der 38-Jährige. Zuletzt war er sieben Jahre an der Gesamtschule Gummersbach tätig, hat da als Abteilungsleiter für die Jahrgänge 5 bis 7 gearbeitet.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass jedes Kind eine Chance bekommen muss, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bestmöglich zu entwickeln.“ Das sagt Markus Sutoris, wenn er darüber spricht, warum er überhaupt Lehrer geworden ist. Und nicht zuletzt macht es ihm Freude, seine Schüler auf ihrem Weg zu begleiten. Sich selbst beschreibt er als einen „überzeugten Gesamtschullehrer“ – und in Eckenhagen „habe ich perfekte Bedingungen vorgefunden, um das umzusetzen, weswegen ich Lehrer geworden bin.“ Mit Blick auf die Heterogenität der Schülerschaft sagte er: „Hier geht das Konzept von Gesamtschule auf.“

An der Gesamtschule Reichshof gibt es derzeit fast einen kompletten Wechsel der Schulleitung. Neben der didaktischen Leiterin Theresa Sondermann wird auch die Oberstufenleiterin Christiane Körling in den Ruhestand gehen. Jörg Schmoock hofft, dass die beiden Stellen im kommenden Schuljahr neu besetzt sein werden. „Ich sehe das als Chance, mit einem neuen Team andere Impulse zu setzen“, sagte er. Ursprünglich kommt der 55-Jährige aus Stralsund. Seit 1997 unterrichtet er an der Gesamtschule in Eckenhagen, seit neun Jahren ist er zudem als stellvertretener Schulleiter tätig. Doch Schulleiter wollte Jörg Schmoock nicht werden. Er sei lieber im Background, kümmere sich um die Organisation.

Mit seinen 38 Jahren ist Markus Sutoris für den Posten eines Schulleiters ungewöhnlich jung – und laut eigener Aussage der jüngste Leiter einer Schule im Oberbergischen Kreis, wenn nicht sogar auch weit über die Kreisgrenzen hinaus. Für seinen Stellvertreter stellt das aber kein Problem dar. „Markus ist für mich der fünfte Schulleiter hier an dieser Schule. Das Alter ist egal. Es geht darum, wie er später seinen Job macht und in welche Richtung er die Schule lenken will“, sagte Jörg Schmoock.

Über 1.500 Schüler und rund 90 Lehrer gehören der Gesamtschule Reichshof an. Ob Schüler, Eltern, Kollegen, die Gemeinde als Schulträger oder auch die Bezirksregierung als Schulaufsichtsbehörde: „Kommunikation ist das A und O – zwischen allen Akteuren“, meinte Markus Sutoris. Und für all diejenigen, die Sorge haben, dass ein so junger Schulleiter jetzt auch viel verändern möchte, fand er beschwichtigende Worte: erstmal gehe es für ihn darum, sich ein Bild zu machen und dann eine gute Balance zwischen Verwalten und Gestalten zu finden.

Als Herausforderung nennt Sutoris den Lehrkräftemangel. Einen Raum zu schaffen, wo Lehrer gerne hinkommen, sieht er als einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit an. Sutoris wird auch selbst unterrichten. Nach den Osterferien startet der 38-Jährige zunächst mit einigen Stunden in der 8. Klasse. Mathe wird dann auf dem Stundenplan stehen. Ansonsten soll der neue Leiter erstmal reichlich Einarbeitungszeit erhalten. Nach den Sommerferien soll er dann rund die Hälfte seiner Arbeitszeit im Unterricht verbringen.

„Ich habe natürlich meine pädagogischen Überzeugungen und viele Ideen“, sagte Sutoris. Doch wie die Schule weiterentwickelt werden soll, das möchte er gemeinsam mit seinen Kollegen erarbeiten. Dabei sagte er aber auch: „Ich bin ein Freund von außerschulischen Lernorten und davon, fürs Leben zu lernen – und das kann man nicht nur mit dem Schulbuch machen.“