FUSSBALL
Nächster Anlauf auf den Meistertitel
Lindlar – Der SV Eintracht Hohkeppel hat seine Mannschaft erneut umgekrempelt und startet mit hochkarätigen Verstärkungen den nächsten Angriff auf die Spitzenposition in der Fußball-Mittelrheinliga.
Von Thomas Giesen
Beim SV Eintracht Hohkeppel redet man nicht um den heißen Brei herum. Eigentlich wollten die Fußballer aus Lindlar bereits in der vergangenen Mittelrheinligasaison – der ersten der Vereinsgeschichte – den Durchmarsch in die Regionalliga schaffen, verpassten diesen aber, trotz eines sowohl in der Breite als auch in der Qualität glänzend aufgestellten Kaders, auf Platz fünf mit 15 Punkten Rückstand auf den FC Hennef doch recht deutlich. Der verzichtete anschließend auf den Aufstieg und überließ dem Verfolger FC Wegberg-Beeck den Gang in die höhere Klasse.
Diesmal soll es nun endlich klappen. Und für das große Ziel haben die Hohkeppler um Vereinsboss Hakan Ekmen die Mannschaft noch einmal umgekrempelt und hochkarätig aufgerüstet. 13 neue Spieler stehen im Kader von Trainer Mahmut Temür, insgesamt zählt das Aufgebot 24 Kicker. Deutlich weniger als noch in der Premierenspielzeit. Eine Lehre, die Temür aus dem vergangenen Fußballjahr gezogen hat. „Wir hatten viele neue Spieler und haben es nicht geschafft, als Team zusammenzuwachsen. So gab es viel Unruhe drumherum. Mit 31 Spielern im Kader ist die vorprogrammiert. Alle wollen spielen. Da kommt man um Diskussionen nicht herum“, erklärt Temür, der in der Winterpause der vergangenen Spielzeit seine Spielerkarriere beendete und Abdullah Keseroglu an der Seitenlinie ablöste.
„Für uns als Trainerteam ist es wichtig, die Gemeinschaft in den Vordergrund zu stellen. Teamspirit kann jedes Talent schlagen und so haben wir auch die neuen Spieler ausgesucht“, erklärt Temür. Um nichts dem Zufall zu überlassen, hat die Eintracht zwei Wochen vor dem Saisonauftakt ein Trainingslager in Düren abgehalten. Fußballerischer Feinschliff stand dort offenbar nicht im Vordergrund. „Es ging mehr darum, zusammenzuwachsen, aber auch darum, den Spielern unsere Regeln zu vermitteln. Das heißt, was der Verein und die Trainer einfordern, wie wir uns präsentieren und dass wir einen respektvollen Umgang miteinander haben“, so Temür.
[Mahmut Temür geht in seine erste komplette Saison als Chefcoach.]
Bei der Auswahl der Zugänge ging es allerdings offensichtlich nicht nur um die „weichen Faktoren“, sondern knallhart um sportliche Qualität. Mit Kevin Jackmuth von Viktoria Arnoldsweiler verstärkte man sich mit einem mittelrheinligaerfahrenen Torwart, Matteo Tessarolo vom Landesligisten FV Wiehl und Tom Brauer komplettieren das Trio zwischen den Pfosten. In der Defensive stieß mit Firat Tuncer ein Innenverteidiger vom Regionalligisten 1. FC Kaan-Marienborn hinzu. Seine erst kürzlich erfolgte Verpflichtung ist auch eine Reaktion auf die Verletzung von Abwehrchef Sven Wurm, der wegen eines Bänderrisses im Sprunggelenk einige Wochen ausfallen wird. Gabriel Nbongo kehrt vom Mittelrheinligaabsteiger FC Pesch zurück zur Eintracht.
Im Mittelfeld legte der SVE deutlich heftiger nach: Mit dem 33-jährigen Dino Bisanovic vom Regionalligisten TSV Steinbach Haiger holte die Eintracht einen potenziellen Dreh- und Angelpunkt für das zentrale Mittelfeld. Ebenfalls im Mittelfeld zu Hause ist Jannes Hoffmann. Der 27-Jährige entstammt der Nachwuchsabteilung des FV Wiehl, wechselte zum 1. FC Köln und danach zum 1. FC Nürnberg II, zur SG Sonnenhof-Großaspach und Fortuna Köln, ehe es ihn 2020 nach Kaan-Marienborn zog. Auch Neuzugang Ansgar Pflüger hat seine fußballerische Ausbildung in Wiehl absolviert und spielte zuletzt für den westfälischen Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl.
Den größten Qualitätssprung dürften die Hohkeppler jedoch in der Offensive gemacht haben. Dort hatte das Trainerteam die Problemstelle des letztjährigen Kaders ausgemacht. Die schwache Chancenverwertung, die etliche Punkte kostete, soll nun mit einigen personellen Krachern beseitigt werden. Mit dem 28-jährigen David Bors vom Regionalligisten 1. FC Düren kommt ein gestandener Stürmer, der bereits beim 1. FC Köln II, Viktoria Köln, Bonner SC und Alemannia Aachen aktiv war. Neben ihm verstärkt Enzo Wirtz die Abteilung Attacke. Der 27-Jährige kommt vom 1. FC Kaan-Marienborn und hat mehr als 200 Viertliga-Spiele im Gepäck.
Für die offensive Außenbahn oder auch die Sturmmitte wurde, ebenfalls vom 1. FC Kaan-Marienborn, Felix Neuhäuser verpflichtet. Der 23-Jährige spielte zuvor für Fortuna Köln. Der 24-jährige Japaner Kaito Kajitani kommt derweil aus der Oberliga-Niederrhein vom TuS Ennepetal und soll den Konkurrenzkampf auf den Außenbahnen erhöhen. Sami Akremi wechselte vom Mittelrheinligisten FC Blau-Weiß Friesdorf zur Eintracht, die die Personalplanungen für die Offensive damit eigentlich abgeschlossen hatte. Doch kurz vor Saisonbeginn griffen die Verantwortlichen erneut auf dem Transfermarkt zu und verpflichteten mit Mike Owusu einen weiteren Topspieler. Der 28-jährige stand zuletzt beim 1. FC Düren unter Vertrag, davor war er für Fortuna Köln, die SG Sonnenhof Großaspach, Hansa Rostock und die Reserve von Hertha BSC Berlin aktiv. 154 Regionalliga- und 28 Drittligapartien hat der Stürmer absolviert und nun für zwei Jahre bei der Eintracht unterschrieben.
„Wir haben jetzt eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern im Kader. Im Training sind frischer Wind und viel mehr Tempo drin. Es herrscht eine ganz andere Dynamik im Team“, zeigt sich Temür begeistert, weiß aber auch um die Ansprüche: „Wir sind auf allen Positionen jetzt doppelt sehr gut besetzt und haben unsere Qualität gesteigert. Die müssen wir jetzt auch auf den Platz bringen. Wenn wir unsere Sache richtig machen, dann werden wir ganz oben mitspielen“, sagt er. Wie das aussehen soll, darüber hält er sich bedeckt. Über sein bevorzugtes System will er nicht viel preisgeben und entgegnet auf die Frage danach: „Ist es clever, das vorher zu verraten?“ Ein Wechselspiel zwischen Dreier- und Viererabwehrkette sei zu erwarten, zudem definiere sich seine Spielidee über den Ballbesitz.
Als Konkurrenten im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg sieht Temür vor allem den Bonner SC. „Die Bonner werden eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt haben“, ist er sich sicher. Zudem hält er große Stücke auf den VfL Vichttal: „Das ist ein eingeschworenes Team, das sich verstärkt hat. Das ist ein ernstzunehmender Gegner“, meint er.
Angesichts des für das Niveau der Mittelrheinliga außerordentlich starken Aufgebots ist es jedoch fraglich, ob es überhaupt einen ernstzunehmenden Gegner für die Eintracht geben wird. Wenn überhaupt, dann ist der eher im Umfeld zu suchen, denn in der Frage einer geeigneten Spielstätte für die Regionalliga ist noch vieles ungeklärt. Die Platzanlage entspricht nicht den Anforderungen der Liga.
„Falls wir den Aufstieg schaffen, werden wir in der nächsten Saison in ein anderes Stadion ausweichen“, erklärt der sportliche Leiter Kevin Theisen. „Wo wir spielen, ist erstmal egal. Die Idee ist, den Aufstieg irgendwie zu ermöglichen und auf jeden Fall in der Regionalliga zu spielen und sich dort zu etablieren. Perspektivisch ist geplant, in Hohkeppel zu spielen“, sagt Theisen, räumt jedoch ein, dass viele Fragen in Sachen Umbau der Platzanlage noch nicht geklärt seien: „Es ist alles realisierbar, Angebote liegen vor, aber wie so vieles ist es auch immer eine Frage des Geldes.“
[Das Trainergespann mit den Neuzugängen.]
Zugänge
Kevin Jackmuth (Viktoria Arnoldsweiler), Matteo Tessarolo (FV Wiehl), Firat Tuncer, Felix Neuhäuser, Jannes Hoffmann, Enzo Wirtz (alle 1. FC Kaan-Marienborn), Ansgar Pflüger (SG Finnentrop/Bamenohl), Gabriel Nbongo (FC Pesch), Dino Bisanovic (TSV Steinbach-Haiger), Sami Akremi (FC Blau-Weiß Friesdorf), Kaito Kajitani (TuS Ennepetal), David Bors, Mike Owusu (beide 1. FC Düren)
Abgänge
Emre Öztürk (Jan Wellem Bergisch Gladbach), Manuel Glowacz, Maik Marquardt, Walid Sekkour, Telmo Pires-Teixeira (alle FC Pesch), Canel Cetin, Kai Bösing (beide VfL Vichttal), Shunya Hashimoto (FC Monheim), Tayfun Pektürk (Borussia Freialdenhoven), Salih Tatar (eigene 2. Mannschaft), Tiziano Lo Iacono, Jiseok Park, Lucas Musculus, Serhii Rusian (alle Ziel unbekannt)
Der Kader
Tor
Tom Brauer, Matteo Tessarolo, Kevin Jackmuth
Abwehr
Matti Fiedler, Sven Wurm, Til Baumann, Firat Tuncer, Nils Teixeira, Janos Löbe, Gabriel Nbongo, Arlind Mimini
Mittelfeld
Jannes Hoffmann, Dino Bisanovic, Cenk Durgun, Ardit Mimini, Ansgar Pflüger
Angriff
Felix Neuhäuser, Enzo Wirtz, David Bors, Narciso Lubaca, Sami Akremi, Kaito Kajitani, Ömer Tokac, Mike Owusu
Trainer
Mahmut Temür
Co-Trainer
Ali Mostowfi
2. Co-Trainer/Betreuer
Daniel Karl
Torwarttrainer
Daniel Zanucco
Betreuer
Siegfried Hoff
Sportlicher Leiter
Kevin Theisen
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