POLITIK

Nümbrechter MVZ: Auch im Juli kein Start

lw; 05.05.2025, 19:00 Uhr
Archivfoto: Lars Weber.
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Nümbrechter MVZ: Auch im Juli kein Start

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lw; 05.05.2025, 19:00 Uhr
Nümbrecht – Kommunalaufsicht hat Beanstandungen – Es fehlt weiter an Ärzten und damit an der Wirtschaftlichkeit.

Von Lars Weber

 

Groß waren die Ambitionen und vor allem die Hoffnungen, mit denen die Gemeinde Nümbrecht das Projekt Kommunales Medizinisches Versorgungszentrum vorangetrieben hatte. Nicht weniger als die ärztliche Versorgung in der Kommune und darüber hinaus möchte man verbessern. Bis zur GmbH-Gründung lief es, doch seitdem potenzielle Ärztinnen und Ärzte sich auch vertraglich binden könnten, hakt es im Getriebe des MVZ – und während der Betrieb im neuen Medicenter am Kurpark schon läuft, bleiben die für das Versorgungszentrum gedachten Räume weiter leer. Erst im Dezember musste der Rat auf Anraten von Bürgermeister Hilko Redenius die Handbremse betätigen. Ein Vorgang, der sich nun wiederholt hat. Der Rat hat in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, die Zulassung „bis auf Weiteres“ nicht zu beantragen. Das Nümbrechter MVZ wird also auch im Juli nicht starten. „Wir stehen wieder da, wo wir im Dezember standen.“

 

Zwei Problemstellungen gibt es, die allerdings auch zusammenhingen, wie Bürgermeister Redenius auf Nachfrage mitteilte. Das Hauptproblem, weshalb schon im Dezember darauf verzichtet wurde, im Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein vorstellig zu werden: Es fehlt schlicht weiter an Ärzten. Zuletzt, das war im März, sei man mit fünf Ärzten im Gespräch gewesen (OA berichtete). Und man hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass es mindestens vier an der Zahl brauche, um eine Wirtschaftlichkeit für das MVZ darzustellen. Einen Vertrag unterschrieben hätten letztlich zwei, ein bereits bekannter Kinderarzt und ein Gynäkologe. Was zugleich bedeutet: Ein Hausarzt oder besser noch mehrere Hausärzte haben am Ende noch immer nicht angebissen an der MVZ-Angel.

 

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Zweites Problem: Die Gemeinde befindet sich noch in der vorläufigen Haushaltsführung, die Kommunalaufsicht hat noch keinen Haushalt genehmigt. Daher darf die Gemeinde aktuell keine freiwilligen Ausgaben tätigen. Aber genau das sind die 500.000 Euro, die im Haushalt als Liquiditätssicherung für das MVZ hinterlegt werden sollen. Hintergrund ist, dass die Krankenkassen nur mit einem Verzug von drei Monaten abrechnen, weshalb im Startprozess beispielsweise Miete und Löhne über diese Einlage bezahlt werden sollten. Ein Kreissprecher erläutert auf OA-Nachfrage, dass es seit dem Beschluss des Nümbrechter Rats zum MVZ-Wirtschaftsplan im März „ganz erhebliche“ Abweichungen gegeben habe. Gemeint sind damit vor allem die Anzahl der Ärzte, die wiederum für einen wirtschaftlichen Betrieb nötig sind, der wiederum entscheidend für die Einlage ist. „Die Gemeinde wurde zum Bericht aufgefordert.“

 

„Der Kreis hat weitere Angaben angefordert.“ So nennt es Redenius, der zugleich betont, dass die Gemeinde nicht auf gut Glück mit weniger Ärzten als nötig starten wolle in der Hoffnung, dass weitere Ärzte dann eben erst später an Bord gehen. „Das kann ich nicht verantworten“, sagt der Bürgermeister. Beschlossen hat der Rat daher, dass GmbH-Geschäftsführer Manfred Bestgen weiter auf der Suche nach Ärzten bleiben soll. Noch diesen Monat findet zum Beispiel der nächste Praxisbörsentag in Düsseldorf statt. Und der Zulassungsausschuss der KVNO tage schließlich jeden Monat.

 

Bewegung ins Thema könnte aber über die KVNO kommen. Denn der Planungsbezirk Waldbröl, zu dem neben der Marktstadt eben auch Nümbrecht und Morsbach gehören, gilt seit Oktober letzten Jahres als unterversorgt. Wenn der Landesausschuss die Unterversorgung offiziell festgestellt hat, seien die Kassenärztlichen Vereinigungen innerhalb von sechs Monaten zum Betreiben eigener Einrichtungen verpflichtet, so hat Dr. Ralph Krolewski, Vorsitzender des Hausärzteverbands Oberberg, kürzlich in Waldbröl referiert (OA berichtete). Noch hat der Landesausschuss sich nicht geäußert, dies sollte aber bald der Fall sein. Ab diesem Zeitpunkt wären sechs Monate Zeit für die KVNO. Und die Hoffnung, dass sich durch einen oder mehrere Hausärzte im Nümbrechter MVZ ab Juli die Situation bessert, ist nun offiziell dahin. Der Nümbrechter Rat hat jedenfalls beschlossen, dass sich auch mit der KVNO zusammengesetzt werden solle. Diese hat eine OA-Anfrage vorliegen.

 

Und noch einen vierten Beschluss hat der Rat gefasst: Wenn alle eigenen Bemühungen nicht zu einer Verbesserung der ärztlichen Versorgung führen, soll der Landrat um Unterstützung gebeten werden. „Wir werfen die Flinte nicht ins Korn“, so Redenius.

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