OBERBERGISCHER KREIS

Nach Polio-Nachweis im Abwasser: Bürger sollen Impfstatus kontrollieren

Red; 28.11.2024, 19:42 Uhr
Symbolfoto: Gerd Altmann auf Pixabay
OBERBERGISCHER KREIS

Nach Polio-Nachweis im Abwasser: Bürger sollen Impfstatus kontrollieren

Red; 28.11.2024, 19:42 Uhr
Oberberg – In vier deutschen Großstädte, darunter Köln und Bonn, wurden Polioviren im Abwasser gefunden - Oberbergischer Kreis bittet die Bevölkerung, den Impfstatus zu kontrollieren.

Das Robert-Koch-Institut hat die Landesbehörden aller Bundesländer informiert, dass in Abwasserproben aus vier Städten in Deutschland genetisches Material von Schluckimpfstoff-abgeleiteten Polioviren Typ 2 nachgewiesen wurde. Die positiv getesteten Abwasserproben stammen aus Bonn, Köln, München und Hamburg. Die Bevölkerung soll ihren Polio-Impfstatus kontrollieren. Im Zweifelsfall sollte der Hausarzt kontaktiert werden, um den Impfausweis überprüfen zu lassen.

 

Die Abwasserproben aus Köln und Bonn wurden laut einer Mitteilung des NRW-Gesundheitsministeriums in der 46. Kalenderwoche entnommen. Mit den vier Nachweisen seien erstmals zirkulierende Polioviren (Circulating vaccine-derived poliovirus, cVDPV) im Abwasser in Deutschland gefunden worden.

 

Polioviren sind Auslöser der sogenannten „Kinderlähmung“ und werden vor allem über Schmierinfektionen (Stuhl-Hand-Mund) übertragen. Aufgrund des Übertragungswegs gilt gerade bei Polio-Viren: Gründliches Händewaschen ist eine einfache und wirksame Maßnahme, um die Ansteckung und Verbreitung zu verringern. 

 

Das Risiko, sich mit Polio zu infizieren, sei trotz des Nachweises im Abwasser auch weiterhin äußerst gering. Der letzte Polio-Fall in Deutschland wurde im Jahr 1990 registriert. Aktuell seien keine Polio-Erkrankungen oder Polioverdachtsfälle im ganzen Bundesgebiet bekannt. Der Großteil der nordrhein-westfälischen Bevölkerung ist vollständig geimpft und damit bestmöglich gegen die Erkrankung an Polio geschützt. So habe die Durchimpfungsrate bei der Schuleingangsuntersuchung im Jahr 2023 bei 96,1 Prozent gelegen.

 

„Die Nachweise von Polioviren im Abwasser zeigen, dass unsere Frühwarnsysteme offenbar immer besser funktionieren. Sie ermöglichen es allen Akteurinnen und Akteuren im Gesundheitssystem, aktuell nochmal ein besonderes Augenmerk auf mögliche Anzeichen für Polioinfektionen zu legen. Beunruhigen müssen uns die Nachweise von Polioviren im Abwasser jedoch nicht: Wir haben eine Impfung, die sehr gut gegen die Erkrankung an Polio schützt und eine hohe Impfquote der Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen“, sagt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

 

Das Kreis-Gesundheitsamt hat die wichtigsten Informationen unter www.obk.de/polio zusammengefasst. Wie eine vollständige Polio-Impfung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene aussieht, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

 

Polio: Wie groß ist die Gefahr?

 

In Deutschland gilt Polio seit Jahrzehnten als ausgerottet. Grundsätzlich gibt es zwei Impfstoffarten: Den Lebendimpfstoff zum Schlucken („Schluckimpfung“), der seit 1998 in Deutschland nicht mehr verwendet wird, und einen Totimpfstoff zum Spritzen. In außereuropäischen Ländern werden zum Teil weiterhin Polio-Schluckimpfungen verwendet. Bei einer Schluckimpfung können abgeschwächte Impfviren mit dem Stuhl ausgeschieden und durch Schmierinfektion auf andere Personen übertragen werden.

 

Wenn die Bevölkerung aufgrund zu niedriger Polio-Impfquoten nicht ausreichend geschützt ist, können diese Impfviren über einen längeren Zeitraum zirkulieren und sich in sehr seltenen Fällen dabei genetisch verändern und wieder Erkrankungen hervorrufen. Entsprechende vom Schluckimpfstoff-abgeleitete Polioviren Typ 2 wurden über das Abwasserfrühwarnsystem festgestellt.

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