LOKALMIX

Neues Baugebiet: Viele Hausaufgaben für die Planer

lw; 05.04.2025, 07:00 Uhr
Foto: Lars Weber --- Engagiert diskutiert wurde bei der vorerst letzten Planungswerkstatt mit den Bürgerinnen und Bürgern.
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Neues Baugebiet: Viele Hausaufgaben für die Planer

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lw; 05.04.2025, 07:00 Uhr
Wiehl – Vorerst letzte Bürgerwerkstatt für das Projekt „Auf der Höhe“ im Stadtteilhaus – Detailfragen und der Schutz der Loopebachquelle im Zentrum – Als nächstes ist die Politik dran.

Von Lars Weber

 

Einmal noch über die Geschossanzahl diskutieren, einmal noch für die richtige Häuserdichte argumentieren, Ideen für die Freiflächen ansprechen und auch die Wichtigkeit der Loopebachquelle ins Zentrum der Aufmerksamkeit stellen. Drei Termine gab es bereits. Nun ist die Planungswerkstatt rund um das Baugebiet „Auf der Höhe“ mit dem vierten Termin im Drabenderhöher Stadtteilhaus am Donnerstagabend zu Ende gegangen. Rund 40 Bürgerinnen und Bürger gingen dabei noch einmal in den Dialog mit Bürgermeister, Stadtbediensteten und Fachplanern, um ihre Sichtweisen, Visionen und Bedenken für den Mix aus Wohnen und Arbeiten zu äußern. Nun ist es an den involvierten Büros, diese Hausaufgaben noch einmal mitzunehmen, um daraus eine Rahmenplanung zu formen. Anschließend liegt es in den Händen der Politik zu entscheiden, was dort an der B 56 zwischen Drabenderhöhe und Brächen passieren soll – und ob überhaupt. Denn die Ergebnisoffenheit der Pläne wurde noch einmal betont.

 

Daniel Luchterhandt vom Hamburger Büro luchterhandt & partner und Peter Berner vom Kölner Architekturbüro Astoc blickten zunächst zurück und stellten die aktuellen Pläne für die drei Bauabschnitte vor, die sich wie schon nach den Werkstätten in den vergangenen Monaten einmal mehr verändert hatten. Am wenigsten getan hatte sich beim Gebiet „Auf der Lichtung“ im Norden, das an Brächen grenzt. Dort soll der bestehende Wald erhalten und zudem aufgeforstet werden, sodass in der Mitte eine Lichtung entsteht. Auf dieser Fläche wäre laut Berner vieles möglich – von Gewerbebauten über eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten bis zur Nutzung des Raums für Freizeitanlagen. Er sprach von einer „Jokerfläche“.

 

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Ähnlich geblieben ist auch der erste, an den jetzigen Ortsrand von Drabenderhöhe angrenzende Bereich mit der Bezeichnung „Drabenderbogen“: ein Grünstreifen durchzieht einen Teil des Gebiets, den vorhandenen Verbrauchermärkten könnte ein weiterer gegenübergesetzt werden, dazu ein wenig Gewerbe und verschiedene Wohnformen um das Gebiet herum – angeordnet in drei Höfe.

 

Das in der Mitte gelegene Gebiet mit dem Namen „Zum Loopequartier: Das Dorf der Zukunft“ hat die größten Veränderungen erfahren. Von dem Leitbild einer Blume mit einem Zentrum, von dem aus sternförmig die Blütenblätter abgehen, hat man sich verabschiedet. Das Bild wird nun dominiert von größeren Baukörpern Richtung Bundesstraße, die kleineren Baufelder nach unten fallen terrassiert ab mit einem Ausblick ins Tal. „Wir haben einen großen Sprung gemacht“, sagte Berner. Einzelhandel, Gewerbe, Wohnen, Leben – all das soll Platz finden und sich gegenseitig ergänzen.

 

In der Folge wurde über das Loopequartier und den Drabenderbogen ebenso an Stationen diskutiert wie über die Nutzung der landschaftlichen Freiräume. „Von den 17 Hektar Fläche ist das fast die Hälfte.“ Es zeigte sich einmal mehr, dass die Drabenderhöher und Brächener gerne Lob verteilten – für die Ideen eines modernen Zusammenlebens zum Beispiel. Kritische Punkte aber blieben – und diese ziehen sich schon von Beginn der Planungen an durch. Da geht es zum Beispiel um die Höhe der Gebäude: Höchstens dreigeschossig mit Dachgeschoss, so ist der Vorschlag der Planer. Für die Bürger ist auch das noch zu hoch, gerade an der B 56. Der Konflikt: Baut man niedriger, könnte das mehr Flächenverbrauch bedeuten, um Bedarfe zu bedienen und nicht zuletzt die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens im Blick zu halten. Noch mehr Fläche verbrauchen möchte aber auch niemand im Ort.

 

[Foto: Christian Melzer --- Das Gebiet von oben.]

 

Spannende Fragen bleiben auch die Verkehrssituationen betreffend: Da geht es um die Radwege, die Zufahrtsstraßen, mögliche Einbahnstraßen oder die Verlagerung des Ortsschilds, aber natürlich auch um den Parkraum. „Ist eine Tiefgarage der Weisheit letzter Schluss“, fragte Luchterhandt.

 

Zentral bleibt die Frage um den Schutz der Loopebachquelle. Den stellte Sandra Weißbrodt vom Aktionsbündnis Drabenderhöhe zusammen mit anderen Bürgern in einer emotionalen Diskussion mit den Planern in den Mittelpunkt. Obwohl sie die Planungen in Teilen sehr gelungen findet, seien aktuell Gebiete betroffen, die aus ihrer Sicht auf Grundlage des Schutzes der Wasserversorgung nicht beplant werden dürften. Für sie ist es unverständlich, entsprechende Gutachten nicht schon vor der Aufstellung eines solchen Rahmenplans in Auftrag gegeben zu haben. Die Planer argumentierten, dass diese noch kommen, wenn der politische Wille den Rahmenplan absegnet. Die Gutachten machten ohne politische Legitimation keinen Sinn. Das Aktionsbündnis Drabenderhöhe hat im Nachgang zu der Veranstaltung ein Statement veröffentlicht, das Interessierte hier lesen können.

 

Wenn der Rahmenplan vorliegt und die Politik sich für eine Weiterverfolgung des Projekts entscheidet, müsste ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Dann werden Gutachten gefertigt und es gibt weitere Beteiligungsmöglichkeiten. Eine mögliche Umsetzung des wahrscheinlichsten Bauabschnitts, dem „Drabenderbogen“, ist noch Jahre entfernt. Durch die Rahmenplanung soll man auch auf die unterschiedlichen Bedarfe in dieser Zeit gut reagieren können, sagte Bürgermeister Ulrich Stücker. An das Baugebiet wird in Sachen Nachhaltigkeit, Ökologie oder auch architektonisch ein hoher Anspruch gestellt. „Da müssen Investoren drüber.“ Er fügte aber auch hinzu, dass eine Realisierung nur passiere, wenn Bauen und Wohnen wieder bezahlbar seien.

KOMMENTARE

1

Seit Monaten wird darüber diskutiert, was sich in unserem Land ändern muss, damit es wieder „vorangeht“. Dort hört man von weniger Bürokratie, verkürzten Planungsverfahren, mehr bezahlbarem Wohnraum, ja bisweilen sprach man sogar davon, Bürgerbeteiligung zu begrenzen, um beim Ausbau von Windkraft und Energietrassen schneller voran zu.
kommen.
Jedem, der bisher immer noch nicht verstanden hat, worum es geht, empfehle ich das Studium der Berichterstattung um das geplante Baugebiet in Drabenderhöhe.
Es bleibt am Ende aller Workshops wohl nur die Hoffnung, dass sich in den Reihen des Aktionsbündnisses ein Investor findet, der alle Träumereien finanziert.

Hartmut Schmidt, Wiehl, 05.04.2025, 09:17 Uhr
2

Für mich liest sich das, als ob die Stadt nun wie unter Zwang das riesige Gelände, das sie inzwischen in den Regionalplan-Entwurf bekommen hat, irgendwie verplanen muss. Egal was, wie oder wofür - Hauptsache bebauen! Das mag mit dem teuren Ankauf der Flächen zusammenhängen, aber so was ist schlicht von gestern! Wir brauchen heute keine Planung mehr, die so viel Fläche ohne erkennbaren Grund überbaut. Besser jetzt schon deutlich NEIN sagen, als später mit schweren Umweltschäden und hohen Folgekosten für die Stadt-Kasse bestraft zu werden! Und warum gibt es eigentlich keine Belege für die angeblichen Bedarfe? Vor Kurzem war noch von absolut dringender Industrie-Ansiedlung die Rede, heute nur noch Allerlei, was wird die Bebauung demnächst rechtfertigen?

Michael Gerhard, 06.04.2025, 22:41 Uhr
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