LOKALMIX

Pilotprojekt zum Infektionsschutz in Kitas geht in Serie

lw; 09.04.2025, 15:08 Uhr
Foto: Lars Weber --- Sehr zufrieden mit dem Verlauf des Projekts (v.li.): Dr. Sebastian Thole (Landeszentrum für Gesundheit NRW), Projektkoordinatorin Kübra Karagöz, Gesundheitsamtsleiterin Kaija Elvermann, Natalia Jörg (Kinder- und Jugendärztlichen Dienst) und Tatjana Gelwig-Götz (Leiterin der Kita „Wupper“ in Radevormwald).
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Pilotprojekt zum Infektionsschutz in Kitas geht in Serie

lw; 09.04.2025, 15:08 Uhr
Oberberg – Neun Kitas aus ausgesuchten Sozialräumen machten beim vom Land geförderten Projekt mit - Auf Augenhöhe sollten vor allem Familien angesprochen, die ihre Kinder bislang wenig impfen und geringe Gesundheitskompetenz aufweisen – Kreis spricht von Erfolg.

Von Lars Weber

 

Das Infektionsschutzprogramm des Kreisgesundheitsamts an Kitas wird fortgeführt. Die Pilotphase in den vergangenen rund anderthalb Jahren sei ein voller Erfolg gewesen, sagte Gesundheitsamtschefin Kaija Elvermann heute bei einem Pressegespräch. Die Ursprünge hat das Programm noch in Ereignissen vor der Pandemie, nämlich einem Masernausbruch im Kreis, und den hohen Corona-Infektionszahlen im Kreis. Es wurde festgestellt: Es gibt einige Sozialräume im Oberbergischen, in denen gesundheitliche Kompetenzen, hygienisches Wissen und die Impfbereitschaft aufgrund verschiedener Faktoren – sei es Herkunft, Religion, Bildung oder Einstellung – gering sind und das Ausbruchsgeschehen beeinflussen. Das Programm sollte nun helfen, dies zu verbessern (OA berichtete). Der besondere Ansatz: Dies sollte auf Augenhöhe von Peer-to-peer geschehen. Ein Ansatz, der nicht nur eine Förderung durch das Landeszentrum für Gesundheit NRW über 85.000 Euro nach sich zog, sondern auch sehr erfolgreich war, so Elvermann.

 

„Je früher gesundheitsfördernde Angebote da sind, desto besser“, sagte Elvermann. Damit man auch die richtige Zielgruppe anspricht, seien die Sozialräume sehr sorgfältig ausgewählt und analysiert worden. Herauskristallisiert haben sich dabei Orte in Gummersbach (Teilnahme mit drei Kitas), Waldbröl (fünf) und Radevormwald (eine). Damit möchten die Beteiligten einen Ausweg finden aus dem „allgemeinen Präventionsdilemma“, dass jene Menschen, die von Präventionsmaßnahmen profitieren sollen, keinen Zugang zu den Angeboten finden, so Elvermann. Auch Bergneustadt war ursprünglich dabei, dort wurde aber inzwischen das Projekt „Gesundes Aufwachsen in Bergneustadt“ gestartet (OA berichtete). Auch dieses verfolgt den sogenannten Peer-to-peer-Ansatz.

 

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Peer-to-peer, das heißt, dass die Inhalte nicht von oben herab vermittelt werden, also zum Beispiel das Gesundheitsamt in die Kindertageseinrichtungen geht und Vorträge für die Eltern hält. Stattdessen wurden allen voran Erzieherinnen und Erzieher sowie Kita-Leitungen als Ansprechpartner ausgebildet, die zum Beispiel in das Gespräch mit den Eltern gingen – auf Augenhöhe. Das vermittelte Wissen in Sachen Gesundheit, Hygiene und auch in der Gesprächsführung habe sie enorm weitergebracht, sagte Tatjana Gelwig-Götz, Leiterin der Kita „Wupper“ in Radevormwald. Es konnten Hemmschwellen zwischen Eltern, Kita und Amt abgebaut werden. „Wir haben gemerkt: Die Menschen brauchen Zeit, gerade für solche Entscheidungen wie Impfen.“ Geimpft werde innerhalb des Projekts allerdings nicht, es gehe allein um Informationen dazu.

 

Auf Augenhöhe begegnete man in den Kitas natürlich auch den Kindern. „Herzstück“ waren Aktionstage im vergangenen Sommer (OA berichtete), berichtete Projektkoordinatorin Kübra Karagöz, bei denen die Kinder das „Monsterdiplom“ erreichen konnten. Auf dem Weg dorthin wurde nicht nur der Impfpass durchgecheckt, sondern den Kindern wurde gezeigt, wie richtiges Händewaschen, Niesen oder Husten geht. Im Fokus waren aber auch Sprachentwicklung, Grob- oder Feinmotorik – alles Bereiche, bei denen bei den Schuleingangsuntersuchungen in den vergangenen Jahren vermehrt Defizite aufgefallen waren, so Natalia Jörg vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst des Gesundheitsamts. Für die Kinder gab es am Ende das Diplom und eine Geschenketasche, für die Eltern ein ärztliches Empfehlungsschreiben - und zwar in mehreren Sprachen. Später haben die Peers das Projekt in Fragebögen und Interviews bewertet.

 

[Viel Spaß hatten die Kinder bei den Aktionstagen in den teilnehmenden Kitas, wo zum Beispiel mit "Zauberdreck" und UV-Licht das richtige Händewaschen trainiert wurde.]

 

Das Ergebnis: Alle Kitas würden gerne weitermachen, die Kommunikation auf Augenhöhe habe dank der Schulungen und der passenden Materialien funktioniert und zu Verbesserungen geführt. Das betrifft zum einen die nicht messbaren Werte, wie Dr. Sebastian Thole vom Landeszentrum für Gesundheit NRW hervorhob. „Der bessere Kontakt zu den Kitas, die Vernetzung zwischen Amt und Einrichtungen“, dies sei nicht zu unterschätzen. Das Projekt habe dafür gesorgt, dass es die richtigen „Kümmerer“ gebe. Wenn es ein Ausbruchgeschehen geben sollte, wisse man nun, was wichtig ist. „Ich hoffe, dass der Ansatz im Land Nachahmer findet.“

 

Zum anderen liegen – mit der Zustimmung der Eltern – nun viele Daten und Ergebnisse vor, die in ein bis zwei Jahren mit den Ergebnissen der jeweiligen Kinder aus den Schuleingangsuntersuchungen verglichen werden können. So wird das Gesundheitsamt sehen: Wo gibt es Verbesserungen? Wurde die Impfquote erhöht? Und da der Kreis das Programm in den kommenden Jahren weiterführen wird, kann das Gesundheitsamt auf Sicht den Effekt des Programms an Zahlen ablesen. „Nach fünf Jahren werden die Daten aussagekräftig“, sagte Elvermann.

 

Acht Kitas sind wieder mit dabei, mit weiteren sei man in Gesprächen. Allerdings orientiere man sich weiter an den entsprechenden Sozialräumen. „Wir wollen dort tätig werden, wo die Bedarfe sind.“

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