LOKALMIX
Premiere auf dem Steinmüllergelände
Gummersbach – Nächstes Wochenende wird in der Stadt Schützenfest gefeiert – OA hat mit Markus Brand und Michael Häcke einen Blick aufs erste Fest auf dem Steinmüllergelände geworfen.
In Gummersbach dürften die Wetterapps derzeit häufiger aufgerufen werden als normalerweise, denn lang ist es nicht mehr hin: noch sechs Tage, dann wird in der Stadt wieder Schützenfest gefeiert. Und die Erfahrung lehrt: das Wetter meint es nicht immer gut mit den Gummersbachern. „Gutes Wetter ist das A und O. Aber das liegt nicht in unserer Hand. Das ist Aufgabe der Majestät“, sagte Markus Brand als Vorsitzender des Gummersbacher Schützenvereins (GSV) gestern im Gespräch mit OA auf dem Steinmüllergelände – und damit genau an dem Ort, wo in einer Woche zum ersten Mal Schützenfest gefeiert wird.
Nach 113 Jahren, in denen das Fest auf dem Steinberg angesiedelt war, zieht es die Schützen nun wieder zurück in das Zentrum der Stadt. Wurde einst im Bereich der Schützenstraße gefeiert, wird das Fest in diesem Jahr erstmals auf dem Steinmüllergelände veranstaltet, konkret: in der Halle 32, auf dem Festplatz vor dem Kino und im Stadtgarten. Mit diesen Plänen ist der Vorstand des GSV aber nicht nur auf Zustimmung gestoßen. Doch Gründe für den Umzug gibt es laut Markus Brand und Michael Häcke, dem Schriftführer des GSV, viele. Und so war der Umzug in die Innenstadt auch noch in dieser Woche Thema, auf der Jahreshauptversammlung des Vereins (OA berichtete).
Doch ein Schützenfest auf dem Steinmüllergelände bedeutet auch, die Stadthalle als Schützenburg hinter sich zu lassen – und damit die Heimat des GSV, wie Häcke sagte. „Niemand von uns ist gerne da weggegangen. Das ist uns nicht leichtgefallen. Keiner von uns kann sich an ein Schützenfest ohne Schützenburg erinnern“, betonte Brand. Doch der Vorsitzende ist davon überzeugt, dass der Schritt aufs Steinmüllergelände der richtige ist. „Aber um die Halle tut es uns leid. Das ist eine der schönsten Hallen, in denen man feiern konnte“, sagte Brand. Das Schützenfest dort zu veranstaltet, sei aber für die vier Tage, an denen es gefeiert wird, mit einem großen Aufwand verbunden gewesen.
Verpachtet ist die Stadthalle an ein China-Restaurant – und damit laut Brand an einen Gastronomen, der „aus einem anderen Kulturkreis“ kommt und nie derartige Feste bewirtet habe. Als Festwirt war stattdessen Christoph Bois an Bord, der auch das Restaurant 32 Süd betreibt. Der Pächter, der aufgrund des Schützenfestes eine Woche lang keine Einnahmen gehabt habe, sei hingegen vom GSV „rausgekauft“ worden. Doch für Bois, der so in einen bestehenden Betrieb reingehen musste, sei es sehr kompliziert gewesen, dort zu agieren. Jedes Jahr habe ein Übergabeprotokoll mit unzähligen Dokumentationen und Fotos erstellt werden müssen. „Das war immens aufwendig“, sagte Brand.
Und der Festplatz auf dem Steinberg sei laut Brand und Häcke nicht ansatzweise so attraktiv gewesen wie der neue Festplatz auf dem Steinmüllergelände. Als problematisch sehen die beiden ein vier Meter hohes Gefälle auf dem Platz sowie eine veraltete Strom- und Wasserversorgung. „Deswegen haben wir letztes Jahr für 10.000 Euro Aggregate angemietet“, erklärte Brand. Das seien beispielsweise Kosten, die nun nicht mehr anfallen würden. Und: hätte man das Gefälle auf dem Platz ausgeglichen, sei er unterm Strich nicht größer als der Festplatz vorm Kino gewesen. Ein weiteres Manko: fehlende Parkplätze. „Die Nebenkosten wurden von Jahr zu Jahr mehr. Die jetzigen Fixkosten laufen denke ich pari aus“, so Brand.
Am Pfingstmontag soll mit den Arbeiten auf dem Festplatz begonnen werden. Dann soll der Platz eingezeichnet werden. Die ersten Schausteller dürften laut Brand am Dienstag und Mittwoch ankommen. Unter anderem soll es einen Break Dancer, einen Autoscooter, einen sogenannten Polypen, eine Geisterbahn und zwei Kinderfahrgeschäfte geben. Unter der Woche sollen auch die festen Sperren aufgebaut werden. Darüber hinaus wird es fünf mobile Sperren in Form von LKW geben, die von der Stadt übernommen werden. Für den Verein sei das eine immense Entlastung. Auch die Halle 32 muss noch geschmückt werden.
„Wir haben alle Genehmigungen, die wir brauchen“, sagte Häcke. 160 Seiten umfasst das Sicherheitskonzept für das diesjährige Fest. „Ich glaube, sowas hat es in Gummersbach noch nie gegeben“, sagte Brand. Unterstützt wurde der GSV dabei nicht nur von der Stadt und den Behörden, sondern insbesondere auch von Ingo Lütke, der ehrenamtlich viel Zeit in die Erstellung des Sicherheitskonzeptes investiert habe, sowie auch von Dirk Schmitzer, der die Pläne maßstabsgetreu erstellt habe. Neu ist, dass während der Märsche 27 Straßen gesperrt werden müssen. Und auch die Steinmüllerallee soll während des Schützenfestes zwischen dem Parkhaus Süd des Forums und dem Kino vollgesperrt werden.
Eine große Kirmes in der Fußgängerzone, wie es sie früher schonmal beim Stadtfest gab oder auch heute noch in Waldbröl gibt, wird es beim Schützenfest aber nicht geben. Dabei hatte der Verein genau das realisieren wollen. Doch mit dem geplanten Zapfenstreich auf dem Lindenplatz und 3,50 Meter breiten Rettungswegen, die überall eingerechnet werden müssten, sei das nicht möglich gewesen. Verworfen hat man die Idee, die Kirmes künftig doch noch Richtung Kaiserstraße auszuweiten, aber nicht. „Das wäre schön. Aber jetzt werden wir erstmal Erfahrungen sammeln und dann gegebenenfalls über eine Expansion nachdenken“, sagte Brand.
Ende Juni soll die Manöverkritik stattfinden. „Der König [Anm.d.Red.: Christoph I. aus dem Hause Bauer] hat mit uns den Umzug gewagt, da legen wir ganz viel Wert auf sein Feedback“, sagte Brand. Der Vorsitzende geht nicht davon aus, dass alles zu einhundert Prozent glatt ablaufen wird, aber „wir tun unser Bestes, dass so wenig wie möglich schiefläuft“. Brand und Häcke hoffen auf gutes Wetter, dass das Fest friedlich verläuft, dass viele altbekannte und neue Gesichter am Fest teilnehmen werden und dass das Fest wieder mehr „Volksfestcharakter“ erhalten wird – und, dass „wir von der Innenstadt profitieren und die Innenstadt von uns“, schloss Häcke ab.
KOMMENTARE
Jeder Nutzer dieser Kommentar-Funktion darf seine Meinung frei äußern, solange er niemanden beleidigt oder beschimpft. Sachlichkeit ist das Gebot. Wenn Sie auf Meinungen treffen, die Ihren Ansichten nicht entsprechen, sehen Sie von persönlichen Angriffen ab. Die Einstellung folgender Inhalte ist nicht zulässig: Inhalte, die vorsätzlich unsachlich oder unwahr sind, Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen oder verletzen könnten, pornographische, sittenwidrige oder sonstige anstößige Elemente sowie Beschimpfungen, Beleidigungen, die illegale und ethisch-moralisch problematische Inhalte enthalten, Jugendliche gefährden, beeinträchtigen oder nachhaltig schädigen könnten, strafbarer oder verleumderischer Art sind, verfassungsfeindlich oder extremistisch sind oder von verbotenen Gruppierungen stammen.Links zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
ARTIKEL TEILEN