FUSSBALL
Spektakuläres Torefestival: FV Wiehl holt den Kreispokal
Oberberg – Der FV Wiehl sah bereits wie der sichere Sieger aus, musste aber nach zwei Toren in der Nachspielzeit gegen den SV Schönenbach in die Verlängerung - Nach einem spektakulären Torefestival sichert sich der Landesligist dann doch noch den Titel (AKTUALISIERT).
Von Thomas Giesen und Björn Loos
Acht Stunden Fußball bei über 30 Grad und das eine Woche nach dem regulären Saisonende in den Fußballigen: Wer heute die Kreispokalendspiele in Frielingsdorf mitverfolgte, musste viel für die Flüssigkeitszufuhr tun und jede Menge Geduld mitbringen, denn der Finaltag entwickelte sich zu einem Marathon. Immerhin wurden die lediglich rund 400 Zuschauer, die alles in allem den Weg in die ONI-Arena fanden, mit unzähligen Toren (insgesamt 29) und spannenden Partien entschädigt. Das dürfte den einen oder anderen Sonnenbrand vielleicht etwas schneller lindern.
[Triantafilos Vlachos, hier gegen Wiehls René Gailowitz, sorgte nach seiner Hereinnahme für Belebung.]
Bereits am Morgen bestritten Jan Wellem Bergisch Gladbach und der TV Hoffnungsthal das sportlich bedeutungslose Spiel um Platz drei. Der TVH, Gewinner von 2024, setzte sich dank einen Last-Minute-Treffers mit 3:2 durch. Bei den Frauen behielt der TuS Homburg-Bröltal in einem dramatischen Match inklusive Verlängerung und Elfmeterschießen gegen den SV Eintracht Hohkeppel die Oberhand (siehe Bericht).
Wiehl, Schönenbach, Hoffnungsthal und Jan Wellem sind für den FVM-Pokal qualifiziert, Champion Bröltal für das Pendant der Frauen (für Hohkeppel geht's wahrscheinlich in die Playoffs). Als Gewinner erhielten der FV Wiehl und der THB jeweils 1.000 Euro, die unterlegenen Teams immerhin je noch 500 Euro. Auch Hoffnungsthal (300 Euro) und Jan Wellem (200 Euro) gingen nicht leer aus. Zudem stiftete Wettbewerbssponsor Bitburger Gerstensaft en masse.
Pokalfinale Männer
SV Schönenbach – FV Wiehl 5:7 nach Verlängerung (4:5, 4:4, 1:2).
Spektakulärer hätte das Pokalendspiel der Männer nicht sein können. Bei Temperaturen weit über 30 Grad kämpften sich die beiden Finalisten sogar noch durch die Verlängerung und lieferten ein wahres Torefestival ab. Dabei sahen die Wiehler zum Ende der regulären Spielzeit bereits wie die sicheren Sieger aus, kassierten kurz vor dem Schlusspfiff aber noch zwei Gegentore.
[Die Wiehler Trainer Sascha Mühlmann und Philipp Schneider beobachteten diese Chance von Felix Krüger.]
Trotz oder gerade wegen der herausfordernden Verhältnisse legten die beiden Kontrahenten gleich ein hohes Tempo vor. Der Auftakt gehörte dem Bezirksligisten aus Schönenbach. Astrit Dauti legte auf Jordi Scherbaum, der mit seinem Schuss aber an Wiehls Torwart Justin Broy scheiterte (2.). Sechs Minuten waren gespielt, als die Wiehler gleich die erste Chance zur Führung nutzten. Nico Allerdings schickte Felix Krüger auf der linken Außenbahn steil, der passte flach in die Mitte, wo Justus Dabringhausen aus kurzer Distanz sicher verwandelte. Die Schönenbacher übernahmen nun die Kontrolle über das Spiel, während die Wiehler auf Konter lauerten.
Doch die Rechnung ging nicht auf. Jordi Scherbaum scheiterte zunächst im Eins-gegen-Eins-Duell an Justin Broy (15.), die anschließende Ecke von Paul Baum köpfte Berkan Durdu zum Ausgleich in die Maschen. Und es ging weiter mit Torszenen ohne Ende. Felix Krüger prüfte Schönenbachs Keeper Arne Scherbaum, der den erkrankten Frederic Löhe vertrat, den Abpraller verschoss Justus Dabringhausen (20.). Im Gegenzug setzte Durdu einen Flachschuss aus rund 25 Metern knapp am Gehäuse vorbei. Dabringhausen und Krüger ließen weitere Chancen liegen (29., 39.), ehe die Schönenbacher wieder zum Zug kamen. Jordi Scherbaum traf aus 16 Metern nur die Oberkannte der Querlatte (39.).
[Gino Lanfranco erzielte zwei Treffer für den neuen Pokal-Champion.]
Die letzten Gelegenheiten vor dem Seitenwechsel gehörten wieder dem Landesligisten. Nach Vorarbeit von Dabringhausen schoss Yannick Zwiebel zu unplatziert auf das gegnerische Tor (42.), nur eine Minute später traf Dabringhausen den Pfosten. Beim Abpraller war jedoch Gino Lanfranco zur Stelle und schob das Rund ins Netz (43.). Der zweite Durchgang startete wie der erste. Schönenbach begann druckvoll und hatte schnell die erste Gelegenheit auf einen Erfolg. Nach einer Ecke köpfte Sven Wurm aber wieder nur auf die Oberkante der Querlatte (48.), im Gegenzug verpasste Dabringhausen, nach sehenswerter Kombination von Gino Lanfranco und Felix Krüger, frei vor dem Tor, den Ball nur um Zentimeter (49.). Nur drei Minuten später zog Florian Liebelt etwas überraschend aus 25 Metern ab, traf den Innenpfosten und der Ball schlug zum 3:1 für den FV im Kasten ein.
Wiehl befand sich nun scheinbar auf der Siegerstraße. Doch trotz Verhältnissen wie in einer Sauna gab es weiterhin Torszenen zur Genüge. Nach einem schwachen Abschluss von Jordi Scherbaum (54.) zielte Julio Molongua knapp am Tor vorbei (57.), auf der Gegenseite fand, nach einem Pass von Krüger, Justus Dabringhausen in Arne Scherbaum seinen Meister (58.). Als der eingewechselte Triantafilos Vlachos nach einem Pass von Durdu den 2:3-Anschlusstreffer erzielte, war plötzlich wieder alles offen. Mit dem 2:4 durch Jan Krieger, der einen Schnittstellenpass von Vinzent Stoffel veredelte, schien die Messe aber endgültig gelesen.
[Berkan Durdu köpft den Ball zum 1:1-Ausgleich ein.]
Die Wiehler versuchten nun, angesichts des komfortablen Vorsprungs die Uhr herunterzuspielen, doch die Achterbahnfahrt sollte weitergehen. Schönenbach setzte alles auf Offensive und erspielte sich mehrfach Chancen. Molongua köpfte Wiehls Keeper Justin Broy in die Arme (82.), Berkan Durdu verzog nach Vorarbeit von Dannyking Kafunda-Beya nur knapp (82.), ehe Molongua, nach einem Schuss von Burhan Tuncdemir, im Nachsetzen den Ball zum 3:4 über die Linie schob. Nur eine Minute später versuchte Wiehl den Ball an der gegnerischen Eckfahne festzumachen, verlor das Spielgerät aber wieder und kassierte einen Konter, den erneut Molongua zum 4:4 im Kasten unterbrachte.
Auch in der Verlängerung ließen die Teams in Sachen Strafraumpräsenz nicht nach. Jan Peters zielte nach einem Dribbling knapp vorbei (101.), auf der Gegenseite scheiterte Durdu an Broy (102.), ehe Peters mit einem Schlenzer nur den Innenpfosten traf (104.). Kurz darauf hatten die Wiehler mehr Glück: Yekcan Yildirim knallte den Ball aus rund 25 Metern aufs Schönenbacher Tor, Keeper Scherbaum konnte den Ball nicht festhalten und Florian Liebelt staubte zum vielumjubelten 4:5 ab. Als Jan Peters nach einem Steckpass Scherbaum im Tor ausdribbelte und zum 4:6 einschoss (107.), glaubte wohl niemand von den nun bloß noch spärlich vorhandenen Zuschauern, dass es noch einmal eine Wende geben könnte, doch der Bezirksligist wollte einfach nicht aufgeben. Molongua nutzte ein Missverständnis in der FV-Abwehrreihe und erzielte tatsächlich den erneuten Anschlusstreffer zum 5:6.
Für die Entscheidung sorgte ein Traumpass von Jan Krieger, der Gino Lanfranco auf die Reise schickte. Im Duell mit Scherbaum blieb Lanfranco der Sieger und es stand 5:7 - der Schlusspunkt in einem wilden Duell.
[Der Schönenbacher Gustav Baum fährt Collins Ihekaire in die Parade.]
Wiehls Trainer Sascha Mühlmann, erst am Donnerstag gemeinsam mit der Mannschaft von der Abschlusstour nach Mallorca zurückgekehrt und geschwächt von einer schweren Erkältung, war mehr als erleichtert: „Die vier Tage waren für uns pure Erleichterung und Erlösung nach der langen Saison und dem Kampf um den Klassenerhalt, aber wir hatten dennoch am Freitag 22 Leute beim Training. Das zeigt, dass die Jungs nochmal richtig Bock hatten auf das Spiel. Und die Bedingungen heute gingen nicht schlimmer. Die erste Halbzeit gehörte den Schönenbachern, die zweite uns. Da hätten sie sich auch nicht beschweren können, wenn wir 6:2 geführt hätten, aber wir haben es nicht zugemacht. In der Verlängerung ging es nur um eine Willensleistung. Ich bin einfach stolz auf die Jungs, aber jetzt auch froh, dass Pause ist“, sagte Mühlmann.
Die Schönenbacher gingen erhobenen Hauptes vom Feld. „Ich fand nicht, dass wir die schlechtere Mannschaft waren. Am Ende haben wir uns durch viele individuelle Fehler ein Stück weit selbst geschlagen“, meinte Schönenbachs sportlicher Leiter Matthias Siebertz. „Ganz zum Schluss, in der Verlängerung, fehlte uns auch ein wenig die Power, muss man ehrlicherweise sagen.“ Der Spielverlauf habe bei ihm Erinnerungen an die vergangene Bezirksliga-Spielzeit geweckt, die der Klub auf dem vierten Platz beendete. „Wir haben stark angefangen, hatten dann ein Zwischenhoch und haben es in der Verlängerung aus der Hand gegeben. Das passt irgendwie zu unserer Saison.“ Der kurzfristige Ausfall von Stammkeeper Frederic Löhe war freilich eine Schwächung, dessen Vertreter Arne Scherbaum, eigentlich gelernter Feldspieler, wollte Siebertz indes keinen Vorwurf machen.
Tore
0:1 Justus Dabringhausen (6.), 1:1 Berkan Durdu (16.), 1:2 Gino Lanfranco (43.), 1:3 Florian Liebelt (52.), 2:3 Trian Vlachos (71.), 2:4 Jan Krieger (78.), 3:4 Julio Molongua (90.), 4:4 Julio Molongua (90.+1), 4:5 Florian Liebelt (105.), 4:6 Jan Peters (107.), 5:6 Julio Molongua (111.), 5:7 Gino Lanfranco (119.).
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