LOKALMIX

Tradition in Schieflage: Café Hecker ist insolvent

lw; 30.09.2024, 06:00 Uhr
Foto: Lars Weber.
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Tradition in Schieflage: Café Hecker ist insolvent

lw; 30.09.2024, 06:00 Uhr
Gummersbach – Vor allem die Pandemie und die Preissteigerungen danach sind ursächlich für die Probleme – Neues Konzept soll Umschwung bringen.

Von Lars Weber

 

Es gibt nicht mehr viele Geschäfte in der Gummersbacher Fußgängerzone, die auf gleich mehrere Jahrzehnte Geschichte blicken können. Das Café Hecker in der Kaiserstraße 18 gehört dazu. Es ist eine der wenigen Konstanten im Zentrum. Nun ist der Betrieb allerdings in eine finanzielle Schieflage geraten – und musste Anfang September Insolvenz anmelden. Wolfgang, Ellen und ihr Sohn Philip Hecker geben sich kämpferisch – und möchten nun mit neuem Konzept wieder in die Erfolgsspur zurück. Nicht betroffen von der Insolvenz ist - praktisch direkt gegenüber des Cafés - Giovanni‘s Gelateria & Bistro, das von Philip Hecker geführt wird.

 

Vor allem die Pandemiezeit habe zu erheblichen Umsatzeinbrüchen bei Café und Konditorei geführt, die bis heute nicht wieder aufgeholt werden konnten, geben Ellen und Wolfgang Hecker Auskunft. „Wir liegen weit hinter den Umsätzen von 2018/2019 zurück.“ Die Coronahilfen hätten ihnen da nicht viel geholfen, waren nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Doch auch nachdem der Betrieb nach den Hochzeiten Coronas wieder normal vonstattengehen durfte, normalisierten sich die Einnahmen nicht wieder.

 

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„Die seit 2022 eingetretenen Preissteigerungen taten ihr Übriges“, so die Familie Hecker weiter. Aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung im Januar hätten sie dann die Preise im Café um zwölf Prozent anheben müssen. „Dadurch mussten wir erneut Umsatzeinbußen hinnehmen.“ Letztlich habe der Betrieb aufgrund der zu geringen Umsätze nicht mehr rentabel geführt werden können. „Qualität hat seinen Preis“, sagen die Heckers. „Wir sind ein sehr personal- und energieintensives Unternehmen, die dafür notwendigen Preissteigerungen konnten nicht umgesetzt werden.“ Aktuell arbeiten bei den Heckers 13 Festangestellte, die meisten in Teilzeit, außerdem gibt es drei Auszubildende und acht Aushilfen.

 

Den Schlüssel zum Geschäft umdrehen möchten sie aber trotz der Schieflage nicht. Der Betrieb geht zunächst weiter. In Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter Dr. Henning Dohrmann aus Gummersbach möchte man nun in den kommenden Monaten daran arbeiten, sich „konzeptionell und zukunftsorientiert“ neu aufzustellen. Das Café soll „als Anlaufstelle in der Mitte von Gummersbach erhalten bleiben“.   

 

An den Überlegungen stark beteiligt sei ihr Sohn Philip, sagen Ellen und Wolfgang Hecker. Er soll den Betrieb beizeiten übernehmen. „Er soll glücklich werden.“ Für die Neuaufstellung des Café Hecker bedeutet das vor allem auch, dass sich die Konzepte des Traditionsbetriebs, der vor allem auch dank der Pralinen- und Tortenkunst bekannt und beliebt ist, und von Giovanni’s bestenfalls gegenseitig ergänzen, aber keine Konkurrenzsituation schaffen soll. Ellen Hecker glaubt, in einigen Wochen Klarheit zu haben, wie man weitermachen möchte.

 

Seit 1887 soll es bereits in der Kaiserstraße 18 einen Cafébetrieb geben. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Familien Schmallenberg Inhaber. Eigentlich sollte der Sohn damals den Betrieb fortführen, er wurde aber eingezogen und fiel im Krieg, wie Ellen Hecker aus der Historie erzählt. Anschließend führte rund 30 Jahre lang die Familie Meisloch die Geschäfte. Kurz, nachdem deren Nachfolger nach nur zwei Jahren aufhören musste, startete die Familie Hecker in den Räumen.

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