POLITIK
Waldstück im Fokus: „Türchen offenhalten“ für Entwicklung
Nümbrecht – Verwaltung und Politik streben Flächennutzungsplanänderung an, um Fläche in der Zukunft möglicherweise bebauen zu können – Kein Wohngebiet, sondern zum Beispiel Seniorenwohnen – Weitere Wohnungen sollen wiederum wenige hundert Meter entfernt entstehen.
Von Lars Weber
Über die Jahre sind rund um den Nümbrechter Kurpark viele Angebote entstanden, um das für die Gemeinde wichtige Thema Gesundheit zu fördern und gleichzeitig den Park attraktiv und lukrativ zu halten: Dazu gehört die Klinik, der Sportpark samt Golfanlage, aber auch zum Beispiel das neue MediCenter, in dem bald das Medizinische Versorgungszentrum Nümbrecht an den Start gehen soll. Rund um den Park gibt es nur noch die Waldfläche direkt an der Höhenstraße, etwa von der Einmündung Richtung Aussichtsturm bis zur Kreuzung mit der Distelkamper Straße an den Tennisplätzen, die noch unberührt ist. Nun möchte die Gemeinde die Bestimmung im Flächennutzungsplan verändern, um sich die Chance auf eine spätere Entwicklung zu erhalten. Der Großteil der Fläche befindet sich in Gemeindebesitz.
Hintergrund ist eine Aktualisierung des Landesentwicklungsplans, die aktuell vorgenommen wird, erklärte Bauamtsleiter Jan Foerster in der Sitzung des Planungsausschusses am Dienstagabend. Im Landesentwicklungsplan werden die mittel- und langfristigen strategischen Ziele zur räumlichen Entwicklung des Landes NRW festgelegt. Was dort steht, hat also auch direkten Einfluss auf die Planungen zum Beispiel auf kommunaler Ebene. „Wir wollen nun strategisch vorgehen und das Potenzial dieser Fläche an der Höhenstraße erhalten“, so Foerster. Dafür ist es notwendig, im Flächennutzungsplan der Gemeinde aus der als Wald ausgewiesenen Fläche eine „Sonderbaufläche“ zu machen. Die Zeit drängt, bis zum Herbst muss der Vorgang abgeschlossen sein. Wenn der aktualisierte Landesentwicklungsplan erstmal festgezurrt wurde, wird die Gemeinde nicht auf diese Fläche zugreifen können. Die Bezirksregierung teile die Einschätzung der Verwaltung.
Sonderbaufläche heiße auch: Eine Wohnbebauung soll dort ausgeschlossen sein. Als Sonderbauten gelten zum Beispiel Kliniken, Fortbildungseinrichtungen für medizinische Fachkräfte, Krematorien oder eben auch Seniorenwohnen. In diese Richtung wurde gedacht, als es im nichtöffentlichen Teil der vergangenen Ratssitzung um die Zukunft der Anton Frese Erben Gesellschaft ging. Der Bereich entlang der Höhenstraße biete sich aufgrund seiner Nähe zum Hauptort und zum Kurpark an, heißt es in der Beschlussvorlage. Von dort ist man in ein paar Gehminuten im Hauptort und ebenso direkt in der freien Natur. Der Sportpark, der Golf- und Tennisplatz bieten entsprechende Freizeitangebote und die Kleintierpraxis an der Höhenstraße ist fußläufig erreichbar, heißt es weiter.
„Ändern wir den Flächennutzungsplan, halten wir uns ein Türchen offen“, so Foerster. Sprich: Konkrete Pläne gibt es nicht. „Wir beschäftigen uns schon lange mit der Fläche“, sagte auch Bürgermeister Hilko Redenius und verwies auf Überlegungen im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts 2.0. „Die Lücke könnte in der Zukunft geschlossen werden.“ Als Ausgleich soll in Göpringhausen ein aktuell als mögliche Wohnbaufläche ausgewiesenes Areal umgewandelt werden in eine landwirtschaftliche Fläche.
Die Politik stimmte dem Vorhaben der Flächennutzungsplanänderung bei zwei Gegenstimmen zu. Sie machte aber auch klar, in welche Richtung es keinesfalls gehen dürfe. „Unsere Vorbesprechungen wären hinfällig, wenn dann doch Wohnungen gebaut würden“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Saynisch. „Wir haben viel gesprochen über die Fläche, auch über die Ökologie dort“, sagte Henry Daub, CDU-Fraktionschef. Eine Wohnbebauung würden die Christdemokraten nicht befürworten – sehr zur Freude der Grünen.
Letztlich wird sich die Politik in Zukunft an diesen Aussagen messen lassen müssen. Denn nur sie könnte über eine weitere Nutzungsänderung der Fläche entscheiden und normalen Wohnungsbau überhaupt möglich machen.
Neue Wohnungen am Bitzenweg
Für die Umsetzung eines Wohnprojekts hat der Ausschuss mehrheitlich (zwei Gegenstimmen, eine Enthaltung) die Aufstellung eines Bebauungsplans inklusive Flächennutzungsplanänderung beschlossen. Dabei geht es um eine Fläche am Ende des Bitzenwegs, die an bereits bestehende Wohnhäuser in der Dr.-Horst-Frese-Straße grenzt. Ursprünglich hatte die Diakonie dort vor, ein Projekt mit Tages- und Kurzzeitpflege umzusetzen. Diese Pläne wurden aber ad acta gelegt und die Fläche soll verkauft werden.
Ein Investor möchte dort nun drei Mehrfamilienhäuser mit jeweils elf, 16 und elf Wohneinheiten realisieren, die über eine gemeinsame Tiefgarage miteinander verbunden werden sollen. Die Wohnungsgrößen sollen zwischen 65 und 130 Quadratmeter erhalten und die Gebäude in zweieinhalb-geschossiger Bauweise errichtet werden. Auch wenn das Areal direkt an der L 95 liegt, soll die Erschließung über den Bitzenweg erfolgen, der dafür etwas verbreitert werden muss. Dies könne auf gemeindeeigenen Flächen passieren.
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