NüMBRECHT

Solidarisches Signal gegen Antisemitismus und Rassismus

us; 29.05.2021, 10:31 Uhr
Fotos: Ute Sommer --- Zusammen mit rund 100 Gleichgesinnten setzten sie alle ein deutliches Zeigen gegen Ausgrenzung und Hass in der Gesellschaft.
NüMBRECHT

Solidarisches Signal gegen Antisemitismus und Rassismus

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us; 29.05.2021, 10:31 Uhr
Nümbrecht - Der Einladung des Freundeskreises Nümbrecht/Mateh-Yehuda zur "Mahnwache für Frieden und gegen Antisemitismus und Rassismus" waren knapp 100 Teilnehmer gefolgt.

Von Ute Sommer

 

Der Nümbrechter Dorfplatz, als ehemaliges Zentrum des jüdischen Lebens in Oberberg und Symbol friedlichen Zusammenlebens, war als Treffpunkt am Freitagabend bewusst gewählt. Der Zeitpunkt der "Mahnwache für Frieden und gegen Antisemitismus und Rassismus" allerdings war spontan terminiert und duldete keinen Aufschub. "Du trägst einen jüdischen Vornamen und gehörst nach Auschwitz". Auch 76 Jahre nach dem Völkermord an jüdischen Mitbürgern, zwei Jahre nach dem versuchten Attentat auf die Haller Synagoge, dem vollendeten Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und dem neuerlichen Aufflammen des Nahostkonfliktes zeigt derzeit auch in Oberberg der unverfrorene Antisemitismus sein hässliches Gesicht, wie Miriam Reinecke, Vorsitzende des Nümbrechter Freundeskreises, nicht nur anhand der obigen Diffamierung leidvoll zu berichten weiß.

 

[Für die CDU Nümbrecht legten deren Fraktionsvorsitzender Manfred Henry Daub (links) und der Parteivorsitzende Markus Lang einen Kranz an der Gedenkstele nieder.]

 

Für Familienmitglieder und Freunde zählen verbale Gewalt, beleidigende Beschimpfungen und körperliche Angriffe zu den alltäglichen Erfahrungen, bei denen sich Betroffene in der Regel komplett allein gelassen fühlen. Vor der aufgeheizten gesellschaftlichen Stimmung wagen es Juden in Oberberg und Deutschland häufig nicht mehr, sich mit Kippa oder Davidstern-Schmuck zu ihrem Glauben zu bekennen. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen habe etwa die Hälfte der Juden in Deutschland schon darüber nachgedacht, das Land zu verlassen, wobei antijüdische Hetze derzeit von Rechten, Verschwörungstheoretikern, Linken und Muslimen geschürt werde, wie Reinecke erklärte.

 

"Diese Hass-Welle ist so unfassbar und unerträglich, dass wir alle aufstehen und ein öffentliches Signal gegen Antisemitismus und Rassismus setzen müssen", unterstrich sie bei der Begrüßung der Mahnwachen-Teilnehmer im Nümbrechter Ortszentrum. "Wir stehen heute hier nicht für die Vergangenheit, sondern als Appell für ein friedliches Miteinander in der Zukunft", wandte sich die Initiatorin an die Zuhörer, sich jeder noch so kleinen Manifestation von Antisemitismus zu widersetzen.

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Unter den Zuhörern befanden sich die Verantwortlichen des Freundeskreises Wiehl/Yokneam, der Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit, Fraktionsvertreter aller Parteien aus Gemeinderat und Kreistag, der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Bodo Löttgen, die SPD-Bundestagskandidatin Michaela Engelmaier und zahlreiche engagierte Bürger jeden Alters. "Mit der Teilnahme an der Mahnwache haben wir heute die Möglichkeit, Flagge gegen Antisemitismus zu zeigen", wertschätzte Gerhard Dittich, als Stellvertreter des im Urlaub weilenden Bürgermeisters Hilko Redenius, das zahlreich erschienene Publikum.

 

[Menschen aller Generationen solidarisierten sich gegen Antisemitismus und Rassismus.]

 

Der derzeit aufkeimende Antisemitismus sei als direkter Angriff auf die Demokratie zu werten, dem die Gesellschaft mit entschlossenem Handeln entgegentreten müsse. Während eines zehnminütigen Schweigens reflektierten die Besucher Gehörtes und Erlebtes. Ihren eigentlichen "Aktionstag gegen Antisemitismus" hatte die CDU Nümbrecht um einen Tag nach hinten geschoben, nahm solidarisch an der Mahnwache teil und legte einen Kranz an der Gedenkstele auf dem Dorfplatz nieder. "Mir macht es Mut so viele Menschen hier zu sehen", bedankte sich Miriam Reinecke und endete mit einem Zitat des Religionsphilosophen Martin Buber: "In Jedermann ist etwas Kostbares, das in keinem anderen ist".

 

[Klare Kante gegen Diskriminierung.]

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