OBERBERGISCHER KREIS
„Die Deindustrialisierung läuft längst“
Oberberg - Konjunkturumfrage der IHK Köln zum Jahresbeginn: Die Wirtschaft steckt in der Rezession fest, mehr Unternehmen investieren im Ausland.
Die Lage der Wirtschaft im Bezirk der Industrie- und Handelskammer zu Köln ist weiter schlecht. Das geht aus der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn hervor. Der Konjunkturklimaindex sank um weitere 0,6 auf 87,7 Punkte. Das langjährige Mittel des Indexes von 106,6 Punkten liegt also in weiter Ferne.
2024 sank die Wirtschaftsleistung in Deutschland das zweite Jahr in Folge – und es gibt für 2025 wenig Hoffnung auf eine Trendwende. Besonders besorgniserregend sei, dass Unternehmen ihre Investitionen in der Region zurückfahren und stattdessen verstärkt im Ausland investieren wollen, so die IHK. 34 Prozent der befragten Unternehmen planen für dieses Jahr mit geringeren Investitionen bei uns, wohingegen sie im Ausland um fast 30 Prozent erhöht werden sollen. „Nun haben wir den statistischen Beleg für einen Trend, den wir aus vielen Einzelgesprächen schon kannten“, sagt Dr. Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. „Die Deindustrialisierung läuft längst. Es beginnt genau damit, dass neue Investitionen im Ausland getätigt werden und nicht mehr bei uns. Und das erleben wir aktuell.“
Die nächste Bundesregierung dürfe keine Zeit verlieren. „Unsere Konjunkturumfrage offenbart eine sehr kritische Entwicklung für die Standorte in unserer Region und zeigt, wie tief die Strukturprobleme inzwischen greifen. Wir brauchen einen Neustart mit klarem Blick nach vorne“, so Vetterlein weiter.
Mit Blick aufs Oberbergische habe sich die Geschäftslage den Ergebnissen der Befragung zufolge gegenüber dem Herbst verbessert. Immer noch 16 Prozent der Unternehmen (Vorumfrage: 16 Prozent) melden eine gute, aber nur noch 32 Prozent (Vorumfrage: 40 Prozent) eine schlechte Lage. Die Erwartungen haben sich hingegen erneut verschlechtert. Zehn Prozent (Vorumfrage: 11 Prozent) der Unternehmen gehen von einer besseren Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten aus und 33 Prozent (Vorumfrage: 28 Prozent) von einer ungünstigeren.
Die Investitionsbereitschaft ist im Saldo erneut deutlich um neun Punkte gesunken. 14 Prozent (Vorumfrage: 18 Prozent) der Unternehmen planen höhere Investitionen. 49 Prozent planen geringere (Vorumfrage: 43 Prozent). Die Beschäftigungsaussichten sind kaum verändert und verharren im negativen Saldo: Ein Drittel plant eine Verringerung der Beschäftigten. Als Hauptrisiken für die künftige wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmen im Oberbergischen Kreis die Inlandsnachfrage (70 Prozent), die Arbeitskosten (63 Prozent) und die Energiepreise (60 Prozent).
Einziger kleiner Lichtblick in der düsteren Konjunkturlage sei der Einzelhandel: Die Kaufkraft habe sich leicht verbessert, was sich positiv auf die Geschäftslage auswirke. 27 Prozent der Einzelhändler im IHK-Bezirk Köln bewerten ihre Situation als gut, während der Anteil derjenigen, die eine Verschlechterung erwarten, auf 24 Prozent zurückgegangen ist.
Die Konjunkturumfrage wurde vom bei rund 2.400 Unternehmen durchgeführt. 726 Unternehmen haben sich beteiligt. Die ausführlichen Ergebnisse sind unter www.ihk.de/koeln/konjunkturbericht zu finden.
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