OBERBERGISCHER KREIS

„Erheblicher und lange nachwirkender Schaden am Ökosystem“

Red; 26.09.2024, 15:33 Uhr
Foto: Wupperverband.
OBERBERGISCHER KREIS

„Erheblicher und lange nachwirkender Schaden am Ökosystem“

Red; 26.09.2024, 15:33 Uhr
Oberberg - Erste Untersuchungsergebnisse bestätigen die Befürchtungen, dass die Tier- und Pflanzenwelt im betroffenen Abschnitt des Neyebaches wahrscheinlich Jahre benötigen wird, um sich von dem erneuten Gülleeintrag zu erholen.

Knapp zwei Wochen nach der massiven Gewässerverunreinigung durch den Eintrag von Gülle in den Bach Neye II im Zulaufbereich der Neyetalsperre hatte der Wupperverband am vergangenen Freitag weitere Untersuchungen durchgeführt. Das Team des Limnologischen Labors hat die Kleinstlebewesen in den betroffenen Abschnitten des Neyebach-Systems untersucht. Anfang dieser Woche begann die aufwändige Auswertung der Proben.

 

„Eine detaillierte Bestimmung wird noch durch externe Fachleute vorgenommen. Allerdings können die Experten des Wupperverbands bereits anhand der ersten Auswertungen erkennen, dass durch den Gülleeintrag ein erheblicher und lange nachwirkender Schaden am Ökosystem des Neyebach-Systems entstanden ist“, teilten der Wupperverband und die EWR GmbH mit.

 

Die am Gewässerboden lebenden Kleintiere – das Makrozoobenthos - zeigen die Gewässerqualität an. Die Artenzusammensetzung und deren Häufigkeiten sind für die Bewertung des Gewässerzustandes maßgeblich. Die Kleintiere, zu denen die Larven vieler Insektengruppen, Kleinkrebse, Schnecken, Muscheln etc. gehören, sind nicht nur als Indikatoren in der Bewertung der Fließgewässer wichtig, sondern bilden einen zentralen Bestandteil des natürlichen Nahrungsnetzes und dienen als wichtige Nahrung für Fische. Auch geschützte Arten, wie Libellen und Vertreter der Steinfliegen, gehören zum Makrozoobenthos.

 

Die Untersuchung der Kleintiere an dem betroffenen Bachabschnitt „Neye II“ unterhalb der Eintragsstelle zeige laut Wupperverband sehr deutlich die extrem starke Belastung durch den Gülleeintrag an. Es seien nur noch sehr wenige Organismen zu finden. Die besonders empfindlichen Arten, wie Steinfliegen, die im unbelasteten Gewässerzustand erwartet werden, fehlten vollständig. Typischerweise in großen Anzahlen vorkommende Arten wie Bachflohkrebse seien nicht mehr vorhanden, während besonders unempfindliche Arten wie Tubifex, eine Gattung der Ringelwürmer, noch vorkommen.

 

„Die starke Belastung des Gewässersystems durch die Gülle ist auch nach dem Zusammenfluss der belasteten Neye II mit der unbelasteten Neye I - trotz der Verdünnung - deutlich erkennbar“, so der Wupperverband weiter. Fische sind im betroffenen Abschnitt aktuell nicht mehr vorhanden. Nach Einschätzung der Experten kann es mehrere Jahre dauern, bis sich die Lebensgemeinschaften von dem erneuten Gülleeintrag wieder vollständig erholen. Begleitende Untersuchungen, die diesen Prozess dokumentieren, werden durch den Wupperverband durchgeführt.

 

Am Dienstag hatten Staatsanwaltschaft und Polizei den Hof in Halver-Kotten, von dessen Gelände die Gülle offenbar in den Neyebach geflossen ist, durchsucht (OA berichtete). Gegen den Landwirt wird wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung ermittelt. Von seinem Betrieb sollen bereits 2014 und 2015 große Mengen Gülle in das Bachsystem geraten sein.

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