OBERBERGISCHER KREIS
50 Jahre Wintersportgeschichte in akribischer Kleinarbeit zusammengetragen
Marienheide - Der Müllenbacher Wolfgang Gaudich beleuchtet auf 234 Seiten chronologisch den Skisport im Kreis von 1925 bis 1975.
Von Leif Schmittgen
Es war für den begeisterten Skilangläufer Wolfgang Gaudich eine Reise ins Unbekannte, die bereits 2011 ihren Anfang nahm: Über den gesamten Zeitraum hat sich der Müllenbacher mit dem Thema Wintersport im heutigen Kreisgebiet auseinandergesetzt und die Ereignisse von 1925 bis 1975 in einem nun veröffentlichten Buch in Kleinarbeit zusammengetragen. Das 234 Seiten starke Werk befasst sich chronologisch mit dem Bau der ersten Schanzen sowie Langlaufloipen und Wettbewerbsergebnissen.
Für seine akribische Recherche verbrachte der 79-Jährige viele Stunden in der Gummersbacher Kreis- und Stadtbücherei und durchforstete dort Mikrofilmarchive und historische Zeitungsartikel. „Ich habe geschaut, wann der erste Schnee gefallen ist, und habe mich dann tage- und wochenweise vorangearbeitet“, so Gaudich. Bei seinen Nachforschungen habe er viele neue Dinge erfahren. Etliche Puzzleteile haben sich logisch zu einem großen Bild zusammengefügt. Abgerundet wird das Gesamtwerk von Zeitzeugenberichten, die zahlreiche Anekdoten zum Skisport beitragen. Nahezu aus allen oberbergischen Kommunen gibt es etwas zu berichten. Sei es der Schanzenrekord von Werner Hevendehl über 32,50 Meter nahe Müllenbach aus dem Jahr 1955 oder der Schulausflug zum Blockhaus.
In den 1920er Jahren gründeten sich zahlreiche Skiclubs, die ab 1933 aus NS-ideologischen Gründen entweder aufgelöst oder in bestehende Turnvereine integriert wurden. "Es fand während der Nazidiktatur eine Zentralisierung nach Berlin statt“, erfuhr Gaudich bei seinen Nachforschungen. Außerdem wirft er einen Blick über den „Gartenzaun“. Die Schanze im sauerländischen Meinerzhagen zog auch etliche oberbergische Skisportler in ihren Bann. Etliche Wettkampfresultate hat der Autor ebenfalls chronologisch in einem eigenen Kapitel niedergeschrieben. „Trotzdem besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit“, betont er bescheiden.
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Als der Autor den Kontakt zur Druckerei aufnahm, bemängelte die Layouterin schnell einen Umstand. „Wir brauchen viele Bilder“, soll sie gesagt haben. Ein Problem, das der Autor zumindest ad hoc nicht zu lösen vermochte. „Wer hat damals schon Fotos vom Skifahren gemacht?“, fragt er. Fündig wurde er aber schließlich doch im Kreisarchiv und bei privaten Quellen, um das Gesamtwerk zu illustrieren. So sehen die Betrachter zahlreiche Sprungschanzen oder auch strahlende Sieger, wie zum Beispiel Manfred Berges, der 1958 vor Paul Gudelhöfer die Bezirksmeisterschaften am Blockhaus gewann.
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Dass die Zusammenfassung vor genau 50 Jahren endet, hat zweierlei Gründe. „Das Buch wäre einfach zu dick geworden“, scherzt der Müllenbacher. Ab Mitte der 1970er Jahre prognostizierte man zunächst milde Winter, weshalb die Aktivität spürbar nachließ. Eine kurze Renaissance erlebten Langlauf, Skispringen, Abfahrt und Co. hierzulande zwar noch einmal in den 1980er Jahren, unter anderem gestiegene Sicherheitsauflagen ließen aber die Träume vieler Vereine platzen, weshalb sie sich in der Folge auflösten. Genügend Material für ein zweites Band hätte Gaudich nach eigener Einschätzung aber schon.
Erhältlich ist das Buch „Die Geschichte des Skilaufes im Oberbergischen“ in Buchhandlungen zum Preis von 25 Euro. Am Freitag, 7. November, um 15 Uhr hält Wolfgang Gaudich zudem einen Fachvortrag im Eckenhääner Huus (siehe Plakat), wo das Buch schon jetzt erhältlich ist.
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