OBERBERGISCHER KREIS
Geht das Kneipensterben weiter?
Oberberg – Jede fünfte Gaststätte wurde seit 2007 im Oberbergischen Kreis geschlossen, laut Gewerkschaft NGG gibt es dafür verschiedene Gründe.
Innerhalb von zehn Jahren haben 77 Gastro-Betriebe im Oberbergischen Kreis geschlossen. Zwischen 2007 und 2017 hat damit jede fünfte Gaststätte, Kneipe oder Eisdiele zugemacht. Zuletzt zählte der Kreis 324 gastronomische Betriebe, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mitteilt. Die NGG Köln beruft sich hierbei auf Zahlen des Statistischen Landesamts – und warnt vor einem weiteren Kneipensterben. „Vom Fußballabend in der Bar bis zum Grünkohlessen mit dem Sportverein – die Gastronomie steht für ein Stück Lebensqualität“, sagt NGG-Geschäftsführerin Manja Wiesner. Mit den Betriebsschließungen stehe nicht nur ein wichtiger Teil der Alltagskultur auf dem Spiel, es seien auch etliche Arbeitsplätze in der Region in Gefahr.
[Foto: NGG --- Vielerorts wurde das letzte Bier längst gezapft.]
Wiesner macht für den Trend unter anderem die harten Arbeitsbedingungen in der Branche verantwortlich. „Nachts und am Wochenende hinterm Tresen zu stehen, das wollen viele nicht mehr. Deshalb hat die Branche schon heute mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen“, so die Gewerkschafterin. Ein entscheidendes Mittel gegen das „Gastro-Sterben“ sei deshalb, die Branche bei Löhnen und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. Mit einem Tarifvertrag, der NRW-weit für alle Restaurants und Gaststätten gilt, habe man hier „einen wichtigen Schritt“ gemacht. Allerdings müssten sich noch viel mehr Gastronomen daran halten.
Aber auch den Wirten selbst fehle oft ein Nachfolger, um den Betrieb weiterzuführen, so Wiesner. „Außerdem müssen sich die Gastronomen gegen Pleiten absichern. Dazu gehört das nötige betriebswirtschaftliche Wissen. Genauso aber originelle Ideen, wie man eine Gaststätte zum Treffpunkt für junge Leute macht.“ Die Gewerkschaft NGG sieht dabei auch die Verbraucher in der Verantwortung. „Statt das Feierabendbier zuhause zu trinken, kann man einfach mal wieder in die Kneipe gehen. Das macht Spaß und ist geselliger“, so Wiesner weiter.
In Nordrhein-Westfalen ging die Zahl der Gastro-Betriebe nach Angaben des Statistischen Landesamtes seit 2007 um gut elf Prozent zurück. Von damals rund 28.000 Restaurants, Kneipen und Gaststätten, waren 2017 nur noch 24.900 geöffnet.
KOMMENTARE
1
Und nachdem ich für mein Bier schon mehr Geld ausgebe, fahre ich danach mit dem Taxi nach Hause, weil ab 18 Uhr keine Busse mehr fahren. So kostet mein Feierabendbier mal gerne 25 €. Ich würde das wirklich gerne öfter nutzen, aber geht halt nicht.
DL, 22.07.2019, 12:42 Uhr2
Bin vor zig Jahren sehr gerne in die Ortsansässige Klasse Gastwirtschaft gegangen, um mir dort einige gepflegte Hopfenkaltgetränke zu gönnen, und mich mit guten Freunden/Bekannten sehr nett zu unterhalten für so einige Zeit!
Diese Zeiten, sind für mich persönlich seit zig Jahren gänzlich vorbei von A-Z!
Diverse Gaststätten machen zudem erst ab ca. 17:00 Uhr auf!
Da sitze ich persönlich wesentlich lieber sehr gemütlich zu Hause bei gutem Speis und Trank!
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Nicht zuletzt würde ich vor allem das Rauchverbot nennen.
Maik Drewing , 22.07.2019, 13:57 Uhr4
Der Artikel müsste mit "Anzeige" kenntlich gemacht werden. Immerhin ist es eine reine Stimmungsmache der Gewerkschaft. Warum gibt es denn weniger Kneipen? Das hat nichts mit den Arbeitszeiten zu tun, sondern ist in unserer kapitalistischen Welt nur ein Resultat von Angebot und Nachfrage, was nicht künstlich aufrecht gehalten werden kann. Auch die vorgeschlagene Initiative gegen das "Kneipensterben" kann nicht ernst genommen werden. Die meisten Kneipen schließen aufgrund finanzieller Probleme. Anpassungen in Tarifen oder anderen Themen wird die Gastwirte vor weitere Schwierigkeiten bringen und fördert nur weiter den Schwund der Gaststätten. Der Fachkräftemangel ist in jeder Branche zu beobachten und lediglich ein Resultat unserer demographischen Problematik.
Meine Ansage für die Verbraucher:
Als Verbraucher seid ihr auch für das "Buchhandelsterben" verantwortlich. Geht also zur nächsten Buchhandlung, z.B. der Mayersche nach Gummersbach, und kauft euch vor Ort ein Buch, um die Papierqualität selbst zu erfühlen. Das macht Spaß und ist geselliger. By the way: Gibt es Oberberg-Aktuell auch auf Papier?
5
Warum nennt Ihr das Rauchverbot nicht in eurem Artikel?
Zum Feierabendbier gehört bei vielen auch die Zigarette dazu. Geht ja nicht mehr in der Kneipe.
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Als selbst ehemaliger Gastwirt.
Nach dem Rauchverbot innerhalb von drei Jahren 70% Umsatz Einbruch und dadurch Schließung.
Erst blieben die Raucher weg dann die Nichtraucher weil keiner mehr zum reden da war...
Das weiß eigentlich auch jeder aber dieses Versagen der Politik was erst Jahre später ausgebessert wurde als das Kneipen Sterben schon durch war. Für das Geheuchel hab ich hier kein Verständnis.
7
Das hat mit Fachkräftemangel nichts zu tun. Ein triftiger Grund für das Kneipen und Discotehkensterben ist meiner Meinung das Rauchverbot, erst danach fing das Kneipensterben spürbar an.
Ich persönlich bin Nichtraucher, aber dennoch bin ich der Meinung das ein Wirt selbst das Recht haben sollte, bestimmen zu dürfen, ob in seiner Gaststätte geraucht werden darf oder nicht. Schließlich ist keiner gezwungen in eine Gaststätte zu gehen, wo geraucht wird.
In Restaurants oder da wo Speisen ausgehändigt werde, macht ein Rauchverbot schon mehr Sinn aber in einer klassischen Kneipe gehört die Zigarette zum Bier für die meisten dazu.
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Eins steht fest!! Das Rauchverbot ist zu 90 Prozent schuld!!!!!!!!!
Heinz-Bernd Beilard, 23.07.2019, 22:29 Uhr9
das Kneipen sterben finde ich richtig.
Udo Döring, 24.07.2019, 09:09 UhrLinks zu fremden Internetseiten werden nicht veröffentlicht. Die Verantwortung für die eingestellten Inhalte sowie mögliche Konsequenzen tragen die User bzw. deren gesetzliche Vertreter selbst. OA kann nicht für den Inhalt der jeweiligen Beiträge verantwortlich gemacht werden. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen.
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