OBERBERGISCHER KREIS
Rund um Köln: Gummersbacher Julian Borresch gewinnt Bergwertung
Oberberg - Toller Erfolg für den 22-Jährigen bei der 106. Auflage des Radklassikers – Niederländer Casper van Uden siegt im Sprint – Tausende Zuschauer säumten die Strecke, die auch durchs Oberbergische führte - Fußgängerin sorgt für Schreckmoment.
Casper van Uden hat die 106. Auflage des Klassikers „Rund um Köln“ gewonnen. Nach 195 Kilometern setzte sich der 22-Jährige vom Team dsm-firmenich PostNL am Kölner Rheinauhafen überlegen im Massensprint durch. Nach 4:21:55 Stunden überquerte der Niederländer den berühmten Strich. „ Die Jungs haben mir wirklich gut geholfen und mich in der letzten Kurve in eine tolle Position gebracht. Ich habe Vollgas gegeben, bis ich ins Ziel kam. Ich freue mich sehr über den Sieg für das Team“, dankte der neue Champion seinen Mannschaftskameraden, die ihn beim ältesten Radrennen Deutschlands auch gut über die vielen Anstiege gebracht hätten.
[Julian Borresch und sein Teamkollege
Sebastian Niehues gehörten lange einer Spitzengruppe an.]
Für den Wahlkölner Rick Zabel – Sohn von Sprintlegende Erik Zabel und viermaliger Tour-de-France-Teilnehmer - war es der letzte Auftritt bei einem Profirennen. „Es gibt nichts Besseres, als seine Karriere vor der eigenen Haustür zu beenden“, sagte der 30-Jährige am ARD-Mikrofon vor dem Start. Seine Siegchancen schätzte er, auch wegen einer Erkältung, als gering ein. „Ich hoffe einfach auf einen guten Tag und ein schönes Rennen.“ Zabel erreichte das Ziel mit fast zehn Minuten Rückstand, genoss aber das Bad in der Menge.
Direkt nach dem „scharfen“ Start durch den sportlichen Leiter des Rennens, André Greipel, erfolgten die ersten Attacken und schnell setzten sich acht Fahrer. Bereits an der ersten größeren Steigung im Schatten des Altenberger Doms hatten sich die Ausreißer einen einminütigen Vorsprung erarbeitet. Die Gruppe harmonierte auch im weiteren Verlauf, während es im Hauptfeld erst einmal ziemlich gemächlich zuging. So wuchs der Rückstand zu den Führenden auf rund sechs Minuten an, ehe das Team Bora-Hansgrohe das Tempo im Peleton anzog.
Ein starkes Rennen fuhr der Gummersbacher Julian Borresch vom Rembe Pro Cycling Team Sauerland, der sich – neben fünf weiteren deutschen Athleten, Mil Morang aus Luxemburg und dem Tschechen Michal Schlegel - in der Spitzengruppe in Szene setzen konnte. Auf der Doppelrunde in Wipperfürth ging es dann endgültig in bergiges Terrain. Das Führungsoktett ließ nicht nach, sodass der Vorsprung auf das Hauptfeld mit etwas als fünf Minuten weiterhin groß blieb.
An der Strecke sorgten bei trockenen Wetterbedingungen viele Fans für Stimmung. Nicht nur im Zentrum der Hansestadt, wo unter anderem der Marktplatz passiert wurde, standen die Zuschauer dicht an dicht. So genannte Eventpoints gab es auch in Wipperfeld (organisiert von der Katholischen jungen Gemeinde Wipperfeld und dem Sportverein DJK Wipperfeld), in Thier (organisiert vom Bürgerverein Thier) und natürlich an der Bergwertung in Agathaberg, wo ebenfalls wieder die Mitglieder des Bürgervereins für den Wohlfühlfaktor sorgten.
Die bis zu 27 Prozent steile Rampe, die ARD-Kommentator Florian Kurz als „fieses Ungetüm“ bezeichnete, musste in diesem Jahr nur einmal bewältigt werden. Die acht Fahrer an der Spitze kamen nach knapp 80 Kilometern gemeinsam dort an und hatten immer noch einen Vorsprung von dreieinhalb Minuten.
Kurz vor dem Anstieg gab es eine Schrecksekunde: Eine ältere Fußgängerin mit einer Gehhilfe überquerte die abgesperrte Passage an einem Zebrastreifen und es wäre beinahe zu einem Zusammenstoß mit der Spitzengruppe gekommen. Nur dank des fahrerischen Könnens der Profis wurde eine folgenschwere Karambolage bei etwa Tempo 50 verhindert. Ole Theiler erwischte den Rollator und schleifte diesen einige Meter mit. Verletzt wurde der Deutsche augenscheinlich nicht.
[An der giftigen Rampe in Agathaberg hatten die Fahrer richtig zu kämpfen.]
Nach dieser gefährlichen Situation zeigte der 22-jährige Borresch, dass er am heutigen Tag über super Beine verfügt. Er attackierte aus der Gruppe heraus und erreichte den höchsten Punkt des Kurses als Erster. Anschließend ging es wieder Richtung Kürten-Spitze und weiter nach Bergisch Gladbach, wo der Dieringhauser bei den weiteren Bergwertungen in Sand und auf der Kopfsteinpflasterpassage am Bensberger Schloss ebenfalls ganz vorne lag und sich mit neun Punkten den Sieg in diesem Sonderklassement sicherte - vor dem Spanier Roger Adria Oliveras (acht Punkte) und Patrick Reißig (Deutschland/sechs Punkte).
60 Kilometer vor dem Ziel wurde die Fluchtgruppe nach einer nochmaligen Tempoverschärfung des Feldes gestellt. Unmittelbar nach dem Zusammenschluss bildete sich eine neue Gruppe, in der sich unter anderem der favorisierte Biniam Girmay (Teilnehmer Tour de France und Etappensieger beim Giro d’Italia) aus Eritrea befand. Danach folgte der zweite Schlenker ins Oberbergische über Lindlar-Hohkeppel. In diesem Bereich erarbeitete sich das Trio Roger Adria (Spanien), Matthew Brennan (Großbritannien) und Andreas Johannessen (Norwegen) einen Vorsprung auf die nachfolgenden Fahrer.
Bei der zweiten Durchfahrt in Sand musste der Norweger abreißen lassen und die nachfolgende Gruppe erhöhte den Druck auf das Spitzenduo, das schließlich zwölf Kilometer vor dem Ende eingeholt wurde. Damit war klar, dass die Entscheidung im Massensprint fällt. Hier hatte van Uden die größten Kraftreserven und setzte sich vor Girmay und dem Belgier Louis Blouwe durch. Borresch kam derweil als 47. ins Ziel.
Insgesamt über 6.000 Teilnehmer waren bei den Jedermannrennen namens „Velodom“ über verschiedene Distanzen dabei. Beim Eliterennen starteten mehr als 160 Fahrer aus 24 Teams. Die 107. Ausgabe des Rennens findet am 18. Mai 2025 statt.
[Foto: Köln Marathon --- Casper van Uden (li.) war bei der Sprintankunft nicht zu schlagen.]
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