OBERBERGISCHER KREIS

Handschuhe gegen Hitze

ls, bv, jaw; 23.07.2019, 16:00 Uhr
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Fotos: Leif Schmittgen --- Bei Philip Hecker läuft die Eisproduktion derzeit auf Hochtouren.
OBERBERGISCHER KREIS

Handschuhe gegen Hitze

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ls, bv, jaw; 23.07.2019, 16:00 Uhr
Oberberg - Heiß ist es auch in Oberberg - Oberberg-Aktuell hat sich umgehört, Experten geben Tipps - Was raten die OA-Leser? Wie kann man den Sahara-Temperaturen begegnen?

Von Leif Schmittgen, Bernd Vorländer und Jan Weber

 

Temperaturen bis an die 40 Grad, der Schweiss rinnt in Strömen. Was geht da noch in Oberberg? Wir haben uns umgehört, mit Menschen auf der Arbeit gesprochen, Ärzte befragt und auch Apotheker zu Rate gezogen. Aber wir würden gerne wissen, welche Tipps die OA-Leser haben, um der Sahara-Hitze zu begegnen? Schicken Sie uns Ihre Vorschläge, gerne auch Fotos. Die Beine in einen Eimer voll Eiswasser, oder besser nicht? Kühle Getränke, aber welche? Welches ist Ihr Lieblingsplatz bei dieser Hitze? Schreiben Sie an redaktion@oberberg-aktuell.de.

 

Berufe

So richtig heiß geht es derzeit bei Peter Schröter und seinen Mitarbeitern zu. Der Dachdeckermeister weiß, welchen außerordentlichen Belastungen derzeit alle diejenigen ausgesetzt sind, die etwa auf dem Bau arbeiten. "Ich fühle mich derzeit manchmal wie ein Getränkehändler, so viele Kästen Wasser stehen bei uns." Alle Mitarbeiter erhalten vorgekühlte Handtücher und Kühltaschen, ehe sie zu den Baustellen aufbrechen. Eine Kopfbedeckung ist beinahe schon Pflicht, Pausen natürlich auch. "Sonst hält man es da oben nicht lange aus", weiß Schröter. Wo andere nur das Nötigste anziehen, greifen die Dachdecker sogar noch zu Handschuhen und Knieschonern - notgedrungen. Schwarze Ziegel etwa heizen sich bis zu 80 Grad auf, ohne den Schutz von Knien und Händen wäre der Job nicht zu machen. Weil die Hitze gerade am Nachmittag unerträglich wird, holt Schröter seine Mitarbeiter gegen 14:30 Uhr vom Dach. "Das ist sonst gesundheitsgefährdend."

 

Sparkasse und Volksbank

In der Hauptstelle der Sparkasse Gummersbach ist man in der Vertriebsabteilung relativ entspannt „Die Krawattenpflicht wurde bei uns schon vor geraumer Zeit abgeschafft, das kommt uns sehr zugute“, sagt Mitarbeiter Wolfgang Abegg. Dass er trotz der hohen Temperaturen heute trotzdem mit Schlips zur Arbeit erschienen ist, liegt an der gut funktionierenden Klimaanlage in der ersten Etage. Auch in der Kundenhalle im Erdgeschoss ist es angenehm kühl. „Besonders ältere Menschen verweilen derzeit etwas länger bei uns und ruhen sich aus“, berichtet Servicemitarbeiter Knut Dreschmann. Er ist zwar in der Hauptstelle tätig, kümmert sich aber auch um diverse weitere Geschäftsstellen im Gummersbacher Stadtgebiet. „Die Kollegen dort kommen schneller ins Schwitzen“, weiß er aus Erfahrung. Deswegen hat Dreschmann in seinem Auto mehrere Kisten Mineralwasser  dabei, die er bei seinen Visiten bei den Mitarbeitern abgibt. „Das wird bei fast 40 Grad Außentemperatur gerne angenommen“, sagt Dreschmann.

 

[Knut Dreschmann steht - dank Klimaanlage - entspannt in der Kundenhalle der Sparkasse.]

 

Ähnlich sieht es bei der Volksbank Oberberg aus: „Unsere Kundenhalle ist klimatisiert und dient auch als Begegnungszentrum“, freut sich Thomas Knura auf viele Besucher, die sich eine Abkühlung gönnen möchten. Er und seine Kollegen geraten (noch) nicht ins Schwitzen, auch nicht im Außendienst. „Wir nehmen alle Aufträge wahr“, versichert der Genossenschaftsbanker. Eine Kleiderordnung für die Mitarbeiter gibt es nicht: „Die Kollegen wissen genau, wie man angemessen auftritt“.

 

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Ärzte

Dr. Ralph Krolewski, Sprecher des Oberbergischen Hausärzteverbandes, begrüßt das individuelle Engagement der Geldinstitute, „Kühlraum“ zur Verfügung zu stellen. Er vermisst allerdings ein geregeltes Reglement in Sachen Hitzemanagement im Oberbergischen, ja sogar bundesweit. „In anderen Ländern ist man da viel weiter“, weiß der Mediziner. In Frankreich oder Österreich beispielsweise gebe es längst nationale Konzepte, die dann von den Kommunen zum Beispiel durch Öffnung von gekühlten Räumen für die Öffentlichkeit umgesetzt würden. Die Gefahr sei keineswegs zu unterschätzen. Ab wann man von „Hitze" spreche, sei nicht nur von der gemessenen Temperatur abhängig, sondern von etlichen weiteren Faktoren, wie unter anderem der Luftfeuchtigkeit oder dem vorherrschenden Wind.

 

Besonders anfällig für Hitzebeschwerden sind laut Krolewski generell Menschen über 65 Jahre. Aber auch die Einnahme von Anti-Depressiva in Verbindung mit blutdrucksenkenden Mitteln und Schmerzmedikationen, sei eine gefährliche Kombination. „Das ist nicht zu unterschätzen und kann lebensgefährlich sein“, mahnt der Mediziner zu besonderer Obacht bei den genannten Gruppen. Sobald man sich unwohl, also schwindelig oder schlapp fühle, müsse man aufpassen, denn dies könnten Zeichen eines bevorstehenden Hitzeschlages sein. Generell rät der Arzt dazu, die Bewegung auf ein Minimum zu reduzieren und viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. In Betrieben empfiehlt er den Einsatz von Ventilatoren, damit jeder einen „kühlen Kopf“ behält.

 

Apotheken

Im Oberbergischen hat die Kraft der Sonne deutlich zugelegt. Deswegen gilt auch hier verstärkte Vorsorge. Sven Schliwa (Foto) von der Hubertus Apotheke in der Kreisstadt warnt auch deswegen davor, sich ohne Schutz der prallen Sonne zu lange auszusetzen.  Der Lichtschutzfaktor von entsprechenden Cremes oder Sprays sollte auch in dieser Region bei mindestens 50 liegen. „Dass man dabei nicht braun wird, ist Unsinn“, weiß der Apotheker. Hält man sich länger in der Sonne auf, empfiehlt der Experte die vorherige Einnahme von Vitaminpräparaten: „Dann reagiert die Haut nicht so empfindlich“. Hat man sich verbrannt, sollte man laut Schliwa der Haut stündlich Feuchtigkeit, zum Beispiel mit einer „After-Sun-Lotion“ gönnen.

 

Aggerverband

„Der Wasserstand der oberbergischen Talsperren befindet sich zurzeit auf einem normalen Level“, sagt Axel Blühm, Sprecher des Aggerverbandes. Genkel- und Wiehltalsperre, die beide als Trinkwasserspender dienen, sind aktuell zu 75 Prozent gefüllt, während die Aggertalsperre, die ohnehin nicht für Trinkwasser vorgesehen ist, bei etwa 63 Prozent liegt. „Der Trinkwasserverbrauch muss nicht unbedingt ansteigen, da viele auch im Urlaub sind. Tendenziell steigt der Verbrauch eher an, jedoch ist die Lage in etwa genauso wie im vergangenen Jahr“, sagt Blühm. Alle könnten sicher sein, dass der nächste Niederschlag nicht lange auf sich warten lasse.

 

Cafés

Im Eiscafé  Giovanni`s auf der Gummersbacher Kaiserstraße läuft die Produktion zwar im normalen Betrieb weiter, allerdings sind die Durchlaufzeiten viel schneller: „Die Kunden stehen bei uns Schlange“, wundert sich Inhaber Philip Hecker, dass trotz der Hitze so viele Menschen den Weg in die heiße Innenstadt finden. Nach maximal einem Tag ist eine Sorte verkauft, zu normalen Zeiten hält der Vorrat auch schonmal bis zu vier Tage. „Derzeit ist Eis natürlich ein sehr gefragtes Produkt“, weiß er aus Erfahrung. Aus der Maschine kommt gerade frisches Vanilleeis. Der Klassiker ist nach wie vor der Renner bei seinen Kunden, im Sommer läuft der Absatz von „Spaghetti-Eis“ auf Hochtouren. Auch Fruchteis ist „heiß begehrt“.

 

[Viel los ist derzeit in den Oberbergischen Gastronomiebetrieben.]

 

Ähnlich verhällt es sich in der Konditorei von Vater Wolfgang gegenüber. „Wenn wir am Tag zwei Sahnetorten produzieren würden, hätten wir abends drei. Die gehen bei dieser Wärme nämlich in die Breite und verkauft werden sie außerdem nicht“, sagt Hecker-Senior mit einem Lachen. Stattdessen setzt er auf Kuchen mit frischem Obst. „Etwas anderes verlangen die Kunden derzeit sowieso nicht“, sagt der Konditor.

KOMMENTARE

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Besonders angetan, beruhigt und nachhaltig beeindruckt bin ich von der fachmännischen Aussage von Herrn Blühm vom Aggerverband:
"Alle könnten sicher sein, dass der nächste Niederschlag nicht lange auf sich warten lasse."
Dem kann ich nur noch hinzufügen:
"Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter , oder es bleibt wie es ist!"

Julia Betz, 24.07.2019, 18:59 Uhr
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