POLITIK

100. Geburtstag in unruhigen Zeiten

bv; 01.09.2019, 12:09 Uhr
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Fotos: Bernd Vorländer --- Freuten sich über das 100-jährige Jubiläum der Waldbröler Sozialdemokraten: (v. li.) SPD-Kreisvorsitzender Thorsten Konzelmann, Waldbröls SPD-Chef Jürgen Hennlein, SPD-Bundesvorstandsmitglied Michaela Engelmeier, Ex-NRW-SPD-Vorsitzender Mike Groschek und Oberbergs SPD-Ehrenvorsitzender Friedhelm Julius Beucher.
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100. Geburtstag in unruhigen Zeiten

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bv; 01.09.2019, 12:09 Uhr
Waldbröl - Die Waldbröler SPD feierte ein rundes Jubiläum - Festredner betonen existenzgefährdende Situation der Bundespartei.

Von Bernd Vorländer

 

Das ganze Elend der deutschen Sozialdemokratie zeigt sich auf Seite acht. Anlässlich des 100. Geburtstages der Waldbröler SPD hatte deren Vorstandsmannschaft um Jürgen Hennlein und Michael Jaeger ein sehr informatives Büchlein über das Werden der Sozialdemokratie in der Metropole im Kreissüden verfasst. Und auf eben dieser Seite acht grüßt noch Andrea Nahles als Vorsitzende die Waldbröler Genossen in einem Vorwort. Doch Nahles ist längst Vergangenheit, hat entnervt die Brocken hingeworfen, aber die lange Vorlaufzeit der Erinnerungsbandes in Waldbröl spülte sie in die dortige Festschrift.

 

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"Wir wechseln so schnell die Vorsitzenden wie andere da Hemd", unkte der frühere SPD-Landeschef und NRW-Bauminister Mike Groschek, der beim Festakt im Bürgersaal am Alsberg  die Festrede hielt. Er sah seine Partei derzeit als orientierungslos an, die Menschen wüssten nicht mehr, wofür die SPD eigentlich stehe. Ob sich das ändert, wenn die SPD auf Bundesebene jetzt mit einer Paar-Therapie zum Erfolg kommen will? Acht Bewerber-Duos tingeln in den kommenden Wochen durch das Land, um sich für den SPD-Vorsitz zu bewerben. Da klang es fast schon flehentlich, wenn Groschek, der unlängst gemeinsam mit Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel die Initiative "SPD pur" aus der Taufe hob und warnte die SPD dürfe nicht zu weit nach links rücken, jetzt fordert, nach der Vorsitzenden-Wahl müsse die SPD endlich personell und inhaltlich geschlossen wirken. "Sonst gehen wir vor die Hunde", so Groschek (Bild).

 

SPD-Kreischef Thorsten Konzelmann gratulierte ebenso wie SPD-Bundesvorstandsmitglied Michaela Engelmeier. Der SPD-Vorsitzende freute sich, endlich einmal bei einem freudigen SPD-Ereignis dabei sein zu können, denn der regelmäßige Gang zu den Ortsvereinen sei im Moment "sehr schwierig". Konzelmann hatte als Geschenk die Reproduktion eines SPD-Wahlplakats aus dem Jahr 1919 mitgebracht. Oberbergs SPD-Ehrenvorsitzender Friedhelm Julius Beucher beschrieb das Selbstbewusstsein der Waldbröler SPD, die es schon immer verstanden habe, gegen den Strom zu schwimmen. "Aber dann kommt man ja auch näher an die Quelle heran", äußerte Beucher Verständnis. Denn fast hätte es dieses Jubiläum gar nicht gegeben. Im vergangenen Jahr hatten sich die Waldbröler Sozialdemokraten so sehr über den Zustand der Bundespartei geärgert, dass man ernsthaft erwogen hatte, eine unabhängige SPD zu gründen. Der Bruch konnte aber gerade noch vermieden werden.

 

Ansonsten reagierte auch bei der Festveranstaltung der Waldbröler Genossen vor allem das Prinzip Hoffnung. Nahezu alle Redner setzten darauf, dass die SPD in geraumer Zeit wieder gebraucht werde. Man solle ein einheitliches Bild abgeben (Konzelmann), werde in einigen Jahren wieder stark sein (Engelmeier), müsse den "Nazis in Nadelstreifen" Paroli bieten (Engelmeier), die Umtriebe der AfD ernst nehmen (Beucher), den "Nazi Höcke" bekämpfen (Groschek) und definieren, wofür man stehe und wie es mit der Partei weitergehen solle. Ob das ausreicht, verloren gegangenes Vertrauen bei den Bürgern zurückzuholen, wird sich zeigen.

 

Milena Schöbel, Erwin Zeller und Wolfgang Lindenberg haben den Glauben in die Gestaltungskraft der SPD jedenfalls nicht verloren. Sie wurden für langjährige  Mitgliedschaft geehrt: Lindenberg ist sogar schon ein halbes Jahrhundert dabei. Bernd Kronenberg, seit zwei Jahrzehnten Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat, wurde ebenfalls ausgezeichnet. Ein besonderes Geschenk hatte der Waldbröler evangelische Pfarrer Jochen Gran im Gepäck. Zwölf Bierkrüge mit dem Konterfei von Martin Luther sollten der SPD Hoffnung machen.      

  

KOMMENTARE

1

Lieber Jochen,
was hattest Du da zu suchen?

, 01.09.2019, 16:26 Uhr
2

@Nr. 1
Ich würde tippen, dass er seiner Arbeit als eingeladener Vertreter der evangelischen Kirche nach kommt?
Oder muss seit neustem für alle Termine die jemand hat Rechenschaft abgelegt werden?

, 02.09.2019, 07:25 Uhr
3

Ein Pfarrer muß nicht zur Parteiveranstaltung!

, 02.09.2019, 12:52 Uhr
4

Jochen Gran ist sachkundiger Bürger der SPD in Waldbröl und von daher auch sicher Mitglied dieser Partei. Warum darf er dann also nicht zur Jubiläumsfeier seiner Partei????

Tabasco, 02.09.2019, 15:57 Uhr
5

Das wäre wirklich schade! So wie ich ihn von früher kannte, hätte ich ihm mehr und besseres zugetraut!

, 02.09.2019, 16:29 Uhr
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