POLITIK
„Wer kann sich 800 Quadratmeter noch leisten?“
Lindlar – Der Bau- und Planungsausschuss hat den Weg für das Neubaugebiet „An der Jugendherberge“ freigemacht.
Wie das Neubaugebiet „An der Jugendherberge“ entwickelt werden soll, darüber hat die Lindlarer Politik in den vergangenen Jahren schon etliche Male diskutiert. Der ursprünglich für einen Teilbereich des Quartiers erarbeitete Bebauungsplan aus dem Jahr 2018 hat eine offene Einfamilienhausbebauung vorgesehen. Im Oktober 2021 wurde der Bebauungsplan wieder aufgehoben. Und auch Ende 2024 ist klar: einig ist sich die Politik in entscheidenden Punkten bis heute nicht. Das wurde auch wieder in der jüngsten Sitzung des Lindlarer Bau- und Planungsausschusses deutlich.
Während die CDU in dem Plangebiet einen Schwerpunkt auf den Bau von Einfamilienhäusern setzt, befürworten SPD, GRÜNE und auch die FDP eine moderne Quartiersentwicklung. „Der Bebauungsplan entspricht nicht dem, was wir uns vorgestellt haben. […] Ganz wesentliche Dinge sind nicht so, wie wir sie uns wünschen“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Schmitz. Dazu gehöre nicht nur die Anzahl an Einfamilienhäusern und die Gesamtzahl an Wohneinheiten, sondern auch, dass von dem „Grünen Band“ in der aktuellen Planung nicht mehr viel zu sehen sei.
Anderer Meinung ist da Michael Scherer. Landauf und landab sei von „Profis“ zu hören, „dass das eine tolle Planung ist“. Auch Patrick Heuwes äußerte sich. Der Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN fasste die Thematik so zusammen: „Die einen wollen mehr Leute da wohnen haben, die anderen weniger.“ Und während die Planung der anderen konservativer sei – eben „weil sie das auch sind“, sei die anvisierte Quartiersentwicklung zwar urban, aber immer noch ländlich. Und auch die FDP sieht „An der Jugendherberge“ großes Potential, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. „Da gehen wir mit und stehen dazu“, sagte Erika Lob.
Bei der Abstimmung schlug sich das altbekannte Stimmungsbild in Zahlen nieder: SPD, GRÜNE und FDP votierten für die Aufstellung des Bebauungsplans – elf Stimmen kamen zusammen. Die CDU lehnte die Aufstellung ab, kam aber nur auf neun Stimmen. Einigkeit herrschte im Ausschuss allerdings bei der Änderung des Flächennutzungsplans in einem Teilbereich des Gebiets. So sollen Flächen, die aktuell für den Gemeinbedarf, die Landwirtschaft und als Grünflächen ausgewiesen sind, künftig für den Wohnbau sowie ein untergeordneter Teilbereich im Südwesten des Areals für Versorgungsanlagen wie ein Regenrückhaltebecken genutzt werden.
Die Neuplanung umfasst im Vergleich mit dem Bebauungsplan aus dem Jahr 2018 ein in östliche Richtung erweitertes Plangebiet von insgesamt etwa 9,8 Hektar. Auch wenn das Gebiet etwas groß ausfällt – das gibt Ingo Harnischmacher von den GRÜNEN durchaus zu, müsse für die Menschen in Lindlar viel Wohnraum geschaffen werden. „Wir müssen verdichten, wir müssen modern planen. Wer kann sich 800 Quadratmeter noch leisten?“, fragte er abschließend. Doch die CDU bliebt bei ihrer Ablehnung. „Wir müssen, und dafür stand die CDU auch immer, für jeden Bedarf etwas machen – aber nicht so zentral an einem Ort“, sagte Sven Engelmann, Bürgermeisterkandidat der Christdemokraten.
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