POLITIK
CDU im Wahlkampfmodus: Brodesser zum Bundestagskandidaten gewählt
Oberberg – Mit deutlicher Mehrheit stellte die CDU Oberberg den Lindlarer erneut auf, um den Kreis in Berlin zu vertreten – Parteitag und Aufstellungsversammlung fanden im Bergneustädter Krawinkelsaal statt.
Von Lars Weber
Zwei Minuten gab es stehende Ovationen und jede Menge Applaus, nachdem der Bundestagsabgeordnete und Kreisverbandschef Dr. Carsten Brodesser seine Vorstellung als neuer und alter CDU-Kandidat für den Bundestagswahlkreis 98, also den Oberbergischen Kreis, beendet hatte. Lange ließ der nächste Applaus nicht auf sich warten. Als einziger Kandidat, der sich bei der Aufstellungsversammlung zur Wahl gestellt hatte, vereinte der Lindlarer 125 Stimmen der 139 Wahlberechtigten auf sich. Zwei Stimmen waren ungültig, dazu gab es zwölf Gegenstimmen. Dr. Brodesser dankte gerührt für den „Vertrauensvorschuss“ und seiner Frau Mona für die Unterstützung. Daneben zeigte sich deutlich: Brodesser und die oberbergische CDU befinden sich voll im Wahlkampfmodus – für die vorgezogene Bundestagswahl im Februar, aber auch für die Kommunalwahlen im September.
Der 57-jährige Brodesser, der seit sieben Jahren in Berlin den Kreis und die CDU vertritt, zeigte sich in Anwesenheit seines Vorgängers in der Hauptstadt Klaus-Peter Flosbach nach dem Ampel-Aus in Berlin angriffslustig. Die selbsternannte „Fortschrittskoalition“ habe von Anfang an nicht zusammengepasst. Er führte unter anderem das Gesetzes-Wirr-Warr beim Heizungsgesetz oder bei der Legalisierung von Cannabis als Beispiele an. Die Koalitionspartner hätten sich in den öffentlich ausgefochtenen Diskussionen „wechselseitig die Haare ausgerissen“.
Brodesser (Foto) glaubt nun an ein starkes CDU-Ergebnis und möchte sich im Wahlkampf gar nicht auf die Diskussion um mögliche Koalitionspartner einlassen. Er ist überzeugt, dass die Christdemokraten ihr Profil mit dem neuen Grundsatzprogramm erfolgreich geschärft haben. „Wir möchten für die CDU werben, nicht für eine Koalition. Wir werden geschlossen um jede einzelne Erst- und Zweitstimme kämpfen!“ – und das auch bei möglichen widrigen Wetterbedingungen im Winter.
Die nächsten Monate sehe er auch als „Bootcamp für die Kommunalwahl“. Für die Wahl am 14. September sieht er die CDU Oberberg mit ihren 1.600 Mitgliedern vorbereitet, so Brodesser etwas früher am Abend während seines Berichts im Rahmen des Kreisparteitags. Gerade bei den Wechseln in den Bürgermeistersesseln wähnt Brodesser die Kandidaten der Christdemokraten vorne. Und auch dem designierten Kandidaten für den Posten des Landrats, dem amtierenden Kreisdirektor Klaus Grootens, der Anfang des neuen Jahres offiziell von der CDU aufgestellt werden soll, sicherte er alle Unterstützung zu - nicht ohne Landrat Jochen Hagt für seine Verdienste zu danken.
Die Menschen interessierten sich wieder mehr für Politik. „Die CDU hat Konjunktur.“ Er verzeichne gerade mindestens einen Parteieintritt am Tag. „Die Menschen wollen gestalten und mitbestimmen.“ Von den oberbergischen Mitgliedern hätten 240 politische Funktionen inne, seien sachkundige Bürger oder Ratsmitglieder. „Ihnen ist nicht egal, wie die Zukunft aussieht.“ 2025 sei das Jahr des Wahlkampfs und der Entscheidung. „Ich glaube an ein erfolgreiches Jahr.“
[Der Vorstand der CDU Oberberg und die anwesenden Kandidaten für die Bürgermeisterposten sowie für das Amt des Landrats bei der Kommunalwahl 2025.]
Diesen Eindruck vermittelten auch die anderen Redebeiträge. Gastgeber Matthias Thul, Bürgermeister von Bergneustadt, stimmte auf einen schweren Wahlkampf ein. Der Landtagsabgeordnete Jens Nettekoven warnte ebenso, dass die „Messe noch nicht gelesen“ sei. Die Ampel sei den Anforderungen nicht gerecht geworden, sagte Landrat Jochen Hagt mit Verweis unter anderem auf „ungesteuerte Migration“ oder die „miese Stimmung“ in den Unternehmen. „Unsere Wirtschaft ist Schlusslicht in Europa.“ Die explodierenden Sozialausgaben auf der einen und geringere Steuereinnahmen aufgrund der wirtschaftlichen Situation auf der anderen Seite zeigten die Verbindung von Bundes- und Kommunalpolitik. „Beide Wahlen sind zusammen zu sehen.“ Auf kommunaler Ebene müssten mehr Spielräume geschaffen werden.
Neben der Wahl der Delegierten und Ersatzdelegierten zum Bundes-, Landes- und Bezirksparteitags stimmten die Anwesenden einem leicht modifizierten Antrag aus Morsbach an die Bundespartei zu. Darin fordern die Mitglieder, dass die Präsentation der Partei auf allen Ebenen in den sozialen Netzwerken noch mehr in den Fokus rücken müsse, um junge Wähler zu gewinnen und „den populistischen Agitationen der AfD den ‚Wind aus den Segeln‘ zu nehmen“.
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