POLITIK

Countdown zur Klage?

lw; 10.12.2022, 08:00 Uhr
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Countdown zur Klage?

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lw; 10.12.2022, 08:00 Uhr
Oberberg – Wiehl und Engelskirchen warten auf eine Entscheidung der Bezirksregierung, ob die TOB Bielstein zur Gesamtschule umgewandelt wird.

Von Lars Weber

 

Wird die Bielsteiner Sekundarschule in eine Gesamtschule umgewandelt? Oder bleibt alles, wie es ist? Dem Vernehmen nach soll es nicht mehr lange dauern, bis die Bezirksregierung Köln eine Entscheidung in dieser Frage treffen wird. Der Antrag aus Wiehl liegt den Entscheidern schon länger vor (OA berichtete). Das Problem: Laut einer Vorab-Einschätzung der Bezirksregierung Köln sei die Sekundarschule Engelskirchen bei einer solchen Entwicklung im Bestand gefährdet. Darauf berufen sich auch Engelskirchener Rat und Verwaltung, die sich alles andere als begeistert vom Vorstoß aus Wiehl zeigen. Inzwischen wurde auch in Engelskirchen der aktuelle Schulentwicklungsplan vorgestellt und in dieser Woche verabschiedet. In diesem Rahmen hat sich die Politik und auch die Verwaltungsspitze bei Enthaltung der Grünen nochmals gegen die Pläne Wiehls positioniert und wiederholt klargemacht, notfalls auch den Klageweg zu beschreiten. Die Haltung in Engelskirchen ist in Wiehl nicht unbeantwortet geblieben.

 

Im Nachgang zu der Sitzung haben die Wiehler Fraktionen von SPD, Grünen, FDP, Bürger für ganz Wiehl und Die Linke eine Stellungnahme abgegeben. Die aktuellen Schulentwicklungspläne für Wiehl und Engelskirchen, die beide vom selben Planungsbüro Biregio erstellt wurden, bieten „eine eindeutige Orientierung“, heißt es da. Im Wiehler Papier sei deutlich geworden, dass eine Wiehler Gesamtschule die Entwicklung der Engelskirchener Sekundarschule nicht behindere. Dem gegenüber stehe die Einschätzung im Schulentwicklungsplan Engelskirchen, dass kein Handlungsbedarf bestehe, da die zu erwartenden Schülerzahlen stabil seien.

 

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Ein Blick in den Schulentwicklungsplan Engelskirchen verrät, dass die Schülerzahlen für die Sekundarschule in der Tat positiv und stabil eingeschätzt werden. Engelskirchen sei nicht prinzipiell dazu gezwungen, das Angebot weiterführender Schulen zu überdenken. Allerdings: Eine Gesamtschule in Wiehl würde eine zusätzliche Sogwirkung auf die potenziellen Kinder der Sekundarschule ausüben, wodurch die ohnehin schon hohe Auspendlerzahl weiter steigen könnte. Biregio weist in diesem Zusammenhang jedoch auf die Begrenzungen in den Zügigkeiten hin. Biregio schlussfolgert: Die Auswirkungen einer Gesamtschule Bielstein auf die Sekundarschule in Ründeroth sollten aufgrund der vielfältigen Verflechtungen nicht unterschätzt werden – aber auch nicht überschätzt.

 

Den Prozess zu einer noch stabileren Entwicklung der Sekundarschule sieht Biregio durch eine Diskussion einer möglichen Kooperation mit Wiehl gestört. Diesen Kompromissvorschlag hatte Engelskirchen abgelehnt, weil man selbst Schulträger bleiben möchte. Die Positionen der Gemeinde Engelskirchen und der Stadt Wiehl seien konträr, und die Schulaufsicht müsse beratend eingreifen, und eine Einschätzung zu den Herausforderungen treffen, wie sie sich heute stellen, heißt es im diesem Schulentwicklungsplan weiter.

 

Ganz so klar, wie die Wiehler Fraktionen es in dem Papier lesen, ist die Lage also nicht. Sie greifen in ihrer Stellungnahme auch die angesprochene Kooperation auf. Diese sei mit dem Hinweis auf eine autonome Schulpolitik von Engelskirchen zurückgewiesen worden. „Doch was ist mit unserer, genauso legitimen, Autonomie?“ Engelskirchen wolle seine Sekundarschule vor einer befürchteten Abwanderung der Schüler an die neue Gesamtschule in Wiehl schützen. „Was aber ist in diesem Fall mit der freien Entscheidung der Engelskirchener Eltern und der Schüler, die mehrheitlich für eine Gesamtschule gestimmt haben?“ Wiehl wiederum wolle eine Gesamtschule, um ihren Bestand zu sichern. „Warum ist vor diesem, doch eigentlich sehr klaren Hintergrund, eine Einigung der Kommunen nicht möglich?“, fragen die Lokalpolitiker und fordern die Rathäuser erneut zu Gesprächen auf.

 

Sie sagen aber auch: Sollte es keine einvernehmliche Lösung geben und ein - aus Wiehler Sicht - negativer Bescheid der Bezirksregierung ergehen, „werden unsere Fraktionen geschlossen weiter für eine Wiehler Gesamtschule kämpfen und, wenn es sein muss, auch den Klageweg beschreiten“.

 

Die stärkste Wiehler Fraktion im Stadtrat hat sich der Stellungnahme nicht angeschlossen. CDU-Fraktionsvorsitzende Larissa Gebser sagt aber auf Nachfrage, dass man sich seitens der Politik und der Verwaltung mit „aller Vehemenz“ für eine Wiehler Gesamtschule eingesetzt habe. „Die Fakten sprechen für sich und wir gehen davon aus, dass die Bezirksregierung in den kommenden Wochen in unser aller Sinne entscheidet.“ Sollte die Bezirksregierung im Rahmen einer sach- und fachgerechten Entscheidung die Einrichtung einer Gesamtschule aber ablehnen, würde die CDU eine Klage gegen diese Entscheidung nicht unterstützen.

 

Die Wiehler Verwaltung indes äußerte sich jetzt noch nicht weiter, sondern möchte zunächst die Entscheidung der Bezirksregierung abwarten. „Anschließend wird das weitere Vorgehen mit der Politik abgestimmt.“

 

Hier gibt es die Stellungnahme der Wiehler Fraktion im Wortlaut.

KOMMENTARE

1

Man hätte ja einfach die Real und Hauptschule bestehen lassen können.

Hobbygärtner , 10.12.2022, 08:44 Uhr
2

Was mischt sich Engelskirchen hier eigentlich ein? In den letzten Jahren ist maximal ein Kind nach Bielstein gekommen. Mit einer Wandlung zur Gesamtschule wird aus einer fünf gleisigen Stufe eine vierer mit maximal 120 Kindern. Also deutlich weniger wie aktuell. Somit werden auch weniger Kinder von außerhalb einen Platz erhalten da vorwiegend Wiehler Kinder angenommen werden sollen. Die Engelskirchener Politik sollte sich lieber um die Qualität Ihrer eigenen Schule kümmern als nach Wiehl zu schauen. Damit sollten sie Arbeit genug haben.

RM, 10.12.2022, 13:46 Uhr
0 von 800 Zeichen
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