POLITIK

Das Wehr wird nun doch geschliffen

ls; 26.06.2024, 13:00 Uhr
Fotos: Michael Kleinjung --- Das Wehr am Turbinenhaus ist in der bestehenden Form bald Geschichte.
POLITIK

Das Wehr wird nun doch geschliffen

ls; 26.06.2024, 13:00 Uhr
Wipperfürth – Erneuter Patt und viele Themen sorgen für Diskussionsstoff bei der gestrigen Ratssitzung.

Von Leif Schmittgen

 

Viele Themen wurden gestern in einer knapp dreistündigen Wipperfürther Ratssitzung in der Alten Drahtzieherei besprochen.

 

Hochwasserschutz

 

Der Schutz von Leben und Eigentum steht über dem Denkmalschutz, das machte der CDU-Fraktionsvorsitzende Jörg Heckersbruch im Gremium deutlich. Nur hätte man sich vonseiten der Christdemokraten eben Alternativen zum Hochwasserschutz gewünscht. Daher wurde bereits im Februar ein entsprechender Antrag zum Erhalt des historischen Wehrs am Turbinenhaus der Firma Radium formuliert. Die Verwaltung sollte nach Alternativen suchen, wie man die Anwohner und Gebäude bei Starkregenereignissen vor Schlimmerem bewahren kann und den Pegel senken könne. Vor Wochenfrist hatte es im Bauausschuss ein Patt (18:18 Stimmen) gegeben, womit der CDU-Antrag vom Tisch gewesen wäre (OA berichtete). Diese Tatsache musste zunächst einmal überprüft werden, ein Abstimmungsremis hatte es zuvor in Wipperfürth noch nicht gegeben.

 

 

Sehr zur Erleichterung der Stadtverwaltung blieb es bei der Entscheidung, denn aus Sicht von Bürgermeisterin Anne Loth sei die Schleifung alternativlos. So sah es gestern dann auch die Politik. Mit einem Verhältnis von 20:16 fiel nach längerer Diskussion die Abstimmung zur Fortführung der Pläne aus. Gemeinsam mit dem Wupperverband hatte man für die Baumaßnahmen etwa eine Million Euro veranschlagt, 90 Prozent könnten durch Fördermittel zurückfließen. Nach Alternativen  - wie seinerzeit im Antrag formuliert - wolle man zudem schauen. „Die Renaturierung der Wipper zwischen Marienheide und Ohl ist auf einer Strecke von elf Kilometern vonseiten des Wupperverbandes geplant“, berichtete die Bürgermeisterin. Die Installation zusätzlicher Staustufen könnte zusätzlich für Entspannung sorgen, so die Meinung der Fraktionen.

 

Sanierung des Rathausdachs

 

Ein weiteres Unentschieden sorgte gestern zunächst für erhitzte Gemüter. In zwei Beschlüssen galt es darüber zu entscheiden, ob bei der Dachsanierung des Rathauses eine Photovoltaikanlage sinnvoll ist. Jeweils 18 Ratsmitglieder stimmten dafür und dagegen. Aus Sicht von Loth sei die Installation damit vom Tisch. Das sah Frank Mederlet anders, denn es habe auch bei den Nein-Stimmen Gleichheit gegeben und forderte die rechtliche Prüfung der Abstimmung. „Ich garantiere Ihnen, dass das Thema bei der nächsten Ratssitzung wieder auf der Tagesordnung steht“, meinte Mederlet.

 

WERBUNG

Loth betonte, dass sie in erster Linie wirtschaftliche Interessen zu vertreten habe und eine PV-Anlage nach Rücksprache mit dem Energieversorger BEW an dieser Stelle unwirtschaftlich sei. „Das liegt unter anderem an der ungünstigen Dachlage“, so Loth. Zudem dränge die Zeit, die Sanierung müsste nun schnell erfolgen. Das zu investierende Geld könne andernorts (zum Beispiel am derzeit zu planenden Schulcampus Mühlenberg) wirtschaftlicher und damit energieeffizienter eingesetzt werden. Angesichts dieser aus UWG-Sicht neuen Erkenntnis meldete Fraktionschef Klaus-Dieter Felderhoff Beratungsbedarf an. Nach einer Sitzungsunterbrechung votierten die UWG-Vertreter schließlich gegen die Maßnahme und der Verwaltungswunsch wurde mehrheitlich erfüllt.

 

Lebendige Innenstadt

 

Neben Brühl und Wermelskirchen wurde Wipperfürth als eine von drei Modellstädten der IHK Köln ausgewählt. Hierbei möchte die Industrie- und Handelskammer in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) herausfinden, wie man Innenstädte für die Zukunft fit und damit attraktiv hält. Der Gummersbacher IHK-Geschäftsstellenleiter Michael Sallmann und Birgit Wachs, Chefin der GMA, sprachen im Rat vor. Positiv vermerkten die Fachleute, dass es ein gut funktionierendes Citymanagement gebe. Regelmäßige Veranstaltungen belebten das Zentrum zudem. Bemängelt wurde hingegen, dass die Einzelhändler zu wenig zusammenarbeiten würden. „Innenstädte unterliegen der ständigen Veränderung. Darauf muss man regelmäßig reagieren“, so Sallmann. Auch die umliegende Wirtschaft müsse akquiriert werden, um ein einheitliches Auftreten in der gesamten Stadt zu erreichen.

 

Eine große Rolle spielten dabei GPS-Daten, welche die Handys lieferten. So könne man Bewegungsströme und Altersstrukturen erfassen, aus denen man dann Interessen ablesen und somit im nächsten Schritt auch Kaufkraft akquirieren könne. „Das klingt ein bisschen nach Big Brother“, kommentierte Sallmann. Allerdings findet die Erfassung anonym statt und man könnte die Daten bei einem gemeinsamen Treffen analysieren und Veranstaltungen sowie Warenangebot auf die Interessenlagen anpassen. Diese Maßnahme könnte alle Akteure im Rahmen einer Auftaktveranstaltung an einen Tisch bringen, so der Vorschlag der Experten. Die Prozesse müssten dann regelmäßg überprüft und gegebenenfalls wieder angepasst werden.

 

Verleihung der Ehrenamtspreise

 

[Foto: Werner Boxberg --- Die „Ghostbusters“ bei der gestrigen Preisverleihung.]

 

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde würdigte der Rat das Wirken von Oswald Pankalla und die Schülergruppe des EvB-Gymnasiums (OA berichtete). Bürgermeisterin Anne Loth überreichte den jungen Akteuren die Ehrenamtspreise und einen Scheck in Höhe von jeweils 807 Euro, der Betrag entspricht dem Alter der Stadt. Aus gesundheitlichen Gründen war Pankalla der Preis zuvor in seinem Zuhause verliehen worden.

 

[Foto: Christof Auer --- Oswald Pankalla mit Bürgermeisterin Anne Loth.]

WERBUNG