POLITIK
DBG-Sanierung: „Wesentlicher Meilenstein“
Wiehl – Rat entscheidet sich einstimmig dafür, dass ein Totalunternehmer die Sanierung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums übernehmen soll – Im Sommer folgt die nächste Entscheidung.
Von Lars Weber
„Ein sehr gutes und wichtiges Zeichen für Schülerinnen und Schüler, für Eltern und die Lehrkräfte“, nannte Bürgermeister Ulrich Stücker gestern die Entscheidung des Wiehler Stadtrats, für die Sanierung des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums ein Totalunternehmer-Verfahren einzuleiten mit europaweitem Ausschreibungsverfahren. Der Totalunternehmer, der das Rennen macht, soll die Schulbaumaßnahme planen und errichten. Die Entscheidung fiel einstimmig, viele Lehrer, Schüler und auch Schulleiter Frank Mistler verfolgten die Sitzung. „Das ist ein wesentlicher Meilenstein“, sagte Stücker weiter. Der Beschluss ist sozusagen der erste Schritt des Vergabeverfahrens, das mit einem Planungsbeschluss des Rats im Juli dann durchstarten soll. Bis ein Totalunternehmer feststeht, wird es aber einige Monate dauern.
Die Verwaltungsspitze um Bürgermeister Stücker, dem Ersten Beigeordneten Peter Madel und Alexandra Noss, stellvertretende Leiterin des Dezernats II, hatte in einem Pressegespräch vor der Sondersitzung die Ergebnisse der Arbeit der vergangenen Monate vorgestellt, bei der Sitzung übernahm das Mara von Heydebrand des Planungsbüros Drees & Sommer. Zuletzt gab der Rat der Verwaltung vor mehr als einem Jahr die Hausaufgabe, das Modell „Sanierung Plus“ in eine konkrete Planung zu überführen – besonders die finanziellen Mittel sollten dabei auch berücksichtigt werden, nachdem die Kosten für den ursprünglichen Wettbewerbsbeitrag aufgrund der Entwicklungen am Markt davongelaufen waren (OA berichtete). Ein Kostenziel von 50 Millionen Euro festzusetzen, lehnte der Rat zwar damals ab. Das Projektbudget liegt stattdessen bei rund 63,5 Millionen Euro – inklusive der Kosten für ein notwendiges Interim. Und zumindest nach den jetzigen Prognosen würde die Stadt dieses Budget nicht überbieten, sondern mit insgesamt geschätzten 58,1 Millionen Euro unterbieten.
Geprüft wurde im vergangenen Jahr, was aus dem Bestand alles mit einer Sanierung rausgeholt werden kann. Was ist zwingend notwendig und welcher Raumbedarf besteht darüber hinaus? Nicht zuletzt ging es um die Frage: Wie viel Qualitätssteigerung, gerade natürlich im pädagogischen Bereich, liegt noch im Budget? Die Liste an möglichen Maßnahmen ist nun lang: Dazu gehören zwingende Dinge wie unter anderem die Dachsanierung, die Instandsetzung der Fassaden oder die Ersetzung der Fenster über LED-Beleuchtung, die Erweiterung und Sanierung der Sanitäranlagen oder die Schadstoffsanierung bis zur energetischen Sanierung, die Erreichung vollständiger Barrierefreiheit oder die Umsetzung des abgestimmten Raumprogramms. Auch die Schule saß bei diesen Planungen mit am Tisch.
Aus vier verschiedenen Modellen empfehlen die Planer und die Stadt nun die Variante „Campus“. Andere Ideen erhielten im Bewertungsprozess zum Beispiel aufgrund der Kosten oder der umfangreicheren Baumaßnahme Minuspunkte, auch die Topografie – von Hauptstraße bis zum oberen Schulbereich geht es rund 15 Meter hoch – stellte Herausforderungen dar. „Bei der Campus-Variante haben wir das beste Verhältnis von Nutz- und Baufläche“, sagte Peter Madel – außerdem blieb man nur mit dieser Variante im Gesamtbudget. Bei der Campus-Variante erhält jeder der drei bestehenden Gebäude Anbauten, auf eine Aufstockung kann komplett verzichtet werden. Großes Plus: „Es entsteht eine erlebbare Campusmitte im Zentrum des Schulgeländes“, so von Heydebrand. Diese Mitte solle auch dementsprechend gestaltet werden.
[Grafiken: PVMA hks Architekten --- Noch sind einige Bereiche des Gymnasiums wie die Naturwissenschaften (grün) oder die Sekundarstufe II (orange) in den Bestandsgebäuden verteilt. Mit der Sanierung und den Anbauten soll nun eine Neuordnung vonstatten gehen.
Nach Fertigstellung der Maßnahme sollen zudem die Wege innerhalb des Gymnasiums kürzer und klarer werden. „Bislang sind die Funktionsbereiche sehr zersiedelt“, so Noss. Dies wird sich ändern. Es werden Bereiche zusammengeführt, die zusammengehören. Bestes Beispiel sind die naturwissenschaftlichen Räume, die dann im „Nawi“-Haus Richtung Sporthalle gebündelt werden. Noch sind diese Räume in den unterschiedlichen Gebäudeteilen verteilt. Für die Baumaßnahme wird das zum Vorteil, denn genau dieser Umstand führt dazu, dass die Kosten für das Interim im moderaten Rahmen gehalten werden sollen – in der Vergangenheit ein großes Thema im Rat.
Geplant sind zwei Interimsgebäude auf der städtischen Parkplatzfläche, die direkt am Stadion angrenzt. Gerade die größeren naturwissenschaftlichen Räume seien im Interim teuer. Durch eine Unterteilung in drei Bauabschnitte soll nun als erstes das „Nawi“-Haus saniert werden. Da die naturwissenschaftlichen Räume bislang auch in den anderen Gebäuden angesiedelt sind, können diese in der Zeit des Bauabschnitts 1 weiter genutzt werden. Um eine Vollauslagerung ins Stadion soll die Schule also herumkommen.
Nur für die bauliche Realisierung des Campus-Variante kommen aktuell laut Plan 54,5 Millionen Euro zusammen. Inklusive Interim geht der Preis hoch auf 58,10 Millionen Euro. Mögliche Fördermittel sind nicht berücksichtigt.
Die Inhalte der Planungen und Zielsetzungen werden in den kommenden Wochen weiter Thema sein. Entschieden haben die Stadträte zunächst nur, dass ein Totalunternehmer die Baumaßnahme übernehmen soll. Zwar müsse man sich früh – nämlich jetzt – auf die genauen Ziele und Planungsunterlagen festlegen und die Stadt muss natürlich auch etwas mehr zahlen. Dafür aber liegt auch das Risiko bei dem Totalunternehmer. „Dieser Weg ist für Kommunen inzwischen am ehesten leistbar“, sagte Stücker. Man habe frühe Kostensicherheit, auch ein Terminplan wird vertraglich festgehalten und die Stadt habe nichts mit Einzelausschreibungen für die Gewerke zu tun. Dadurch werde weniger Personal im Rathaus an das Projekt gebunden.
„Die Marktlage ist sehr gut“, schätzt der Bürgermeister die Lage aktuell ein – die Markterkundung laufe bereits und führt bei der Verwaltung zu der Überzeugung, dass mit mehreren Angeboten zu rechnen sein wird. Die Unterlagen für die Ausschreibung müssen sitzen, ergänzte Stücker. Den Planungsbeschluss soll der Rat am 8. Juli fällen. Bei grünem Licht geht die Ausschreibung im August los. Der mehrstufige Prozess soll mit einer Bewertung und einem Beschluss im Mai 2026 enden. Im Juni 2026 könnte dann die Beauftragung eines Totalunternehmers erfolgen. Bis zu einem Baustart seien dann noch einige Planungsleistungen nötig. Aktuell geht die Stadt von einer Bauzeit von drei Jahren aus.
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