Oberberg – Erste Ergebnisse der Schulentwicklungsplanung für die kreiseigenen Berufs- und Förderschulen vorgestellt – Für Helen-Keller-Schule soll Immobilie in Gummersbach angemietet werden.
Von Lars Weber
Die beengte Situation an der Helen-Keller-Schule (HKS), der Förderschule des Oberbergischen Kreises in Wiehl-Oberbantenberg, soll bald endlich etwas entlastet werden. Darüber hat OBK-Bildungsdezernentin Birgit Hähn den Schulausschuss des Kreises in nichtöffentlicher Sitzung informiert. Neu ist das Thema, das auch in den ersten Ergebnissen des neuen Schulentwicklungsplans eine tragende Rolle spielte, für die Ausschussmitglieder nicht gewesen. Die Ergebnisse wurden von Wolf Krämer-Mandeau und Bernd Kunz vom Büro biregio präsentiert. Sie schauten dabei auf die kreiseigenen Förderschulen und auf die Berufskollegs.
Die Experten zeigten anhand der Schülerzahlen und der Prognosen, wie extrem unausgewogen der Zulauf ist zur Helen-Keller-Schule im Vergleich zur Anne-Frank-Schule (AFS) in Wipperfürth. Beide haben den Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Momentan besuchten die Einrichtung in Oberbantenberg 180 Schüler, 105 sind es bei der Schule im Norden des Kreises. Während die Prognosen aber für letztere Einrichtung eine konstante Entwicklung zeigt, kennt die Schülerzahl an der HKS nur eine Richtung. Schon in drei Jahren könnte die 200-Schüler-Marke überschritten sein, dabei fehle es jetzt schon an Platz. „Die Schule wird überflutet“, sagte Krämer-Mandeau.
Ziel müsse laut biregio sein, rasch eine Dependance für die HKS zu finden. Dann öffneten sich für den Träger und die Schulen zwei fundamental unterschiedliche Optionen: Zum einen den Neubau einer dritten Förderschule. Diese wäre allerdings nicht nur sehr teuer (geschätzte 30 Millionen Euro) und es existiert auch noch gar kein geeigneter Standort dafür. Mit einer prognostizierten Schülerzahl von 70 für den Bereich Bergneustadt und Gummersbach sei eine Schule auch gar nicht existenzfähig, so Krämer-Mandeau. Zweite Option wäre die Umschneidung von HKS zu AFS in zwei gleich große Förderschulen. Dabei könnten einige Klassenräume an der AFS ausgebaut werden. Die Experten gehen davon aus, dass die Option besser umzusetzen ist.
Über den ersten Schritt zur Entlastung, einem zweiten Standort für die HKS, berichtete Hähn die Ausschussmitglieder im nichtöffentlichen Teil. Der OBK arbeite schon seit geraumer Zeit sowohl an kurz- als auch mittelfristigen Lösungen, um den ständig gestiegenen Schülerzahlen und der damit verbundenen schwierigen und überlasteten Raumsituation an der Helen-Keller-Schule in Oberbantenberg zu begegnen, antwortet Hähn auf Anfrage von OA.
Neben einer mehrmaligen Anpassung der Einzugsgrenzen der Helen-Keller-Schule im Raum Gummersbach und Bergneustadt hat die Verwaltung in den vergangenen Monaten intensiv nach einer geeigneten Immobilie gesucht, die nach Lage, Infrastruktur und baulicher Beschaffenheit als Interimslösung geeignet ist, um den Standort in Oberbantenberg zu entlasten. „Die Suche gestaltete sich als herausfordernd, da der Schulbetrieb einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung hohe Anforderungen an die Lernumgebung stellt“, so Hähn.
Umso erfreulicher sei es, dass die Suche nach einem - auch aus Sicht der Schulleitung - als Interimslösung geeigneten Gebäude mit einer Immobilie im Raum Gummersbach zwischenzeitlich erfolgreich war und der Abschluss eines Mietvertrages in Vorbereitung ist.
Auch zu den Berufsschulen gaben die Experten von biregio eine Einschätzung ab. Positiv: Die Pandemie habe keine Auswirkungen auf den Zulauf am Bergischen Berufskolleg Wipperfürth und Wermelskirchen sowie am Berufskolleg Dieringhausen und dem Kaufmännischen Berufskolleg gehabt. Dies zeige die starke gewerbliche Struktur im Kreis. Allerdings habe sich die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage verschoben. „Der Fachkräftemangel beginnt bei der Gewinnung der Auszubildenden.“
Die Berufswelt würde sich gerade eklatant verändern. Zwei hervorstechende Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt: Der klassische Kaufmann werde immer weniger benötigt, würde aber im Oberbergischen oft ausgebildet. Außerdem gebe es in den so dringend benötigten Feldern Gesundheit/Soziales starke Rückgänge an den Berufsschulen, teils über 25 Prozent. Angemerkt wurde später in der Diskussion, dass die Ausbildungen an der Agewis nicht Teil der Zahlenerhebung für die Berufsschulen sei.
Diese Disproportionalität in den Studiengängen müsse sich ändern, so die biregio-Experten. „Die jungen Menschen müssen stärker für den sozialen Bereich interessiert werden, sonst fehlen immer mehr Fachkräfte in der Pflege oder Kinderbetreuung.“ Das Ergebnis: Junge Familien ziehen nicht in die Region, und ältere Menschen könnten hier nicht bleiben, sagte Krämer-Mandeau.
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