POLITIK

Haushaltsverabschiedung: „Es ist schon eine wundersame Sache...“

ls; 12.12.2024, 15:25 Uhr
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Haushaltsverabschiedung: „Es ist schon eine wundersame Sache...“

ls; 12.12.2024, 15:25 Uhr
Engelskirchen – Gestern wurde im Rat der Haushalt einstimmig verabschiedet – Positive Grundstimmung trotz steigender Kosten (AKTUALISIERT).

Von Leif Schmittgen

 

Engelskirchen steht – schaut man auf die aktuellen Haushaltszahlen – im Vergleich zu den meisten anderen oberbergischen Kommunen wie Persil am Himmel. Umstände, über die sich Bürgermeister Dr.- Gero Karthaus während der gestrigen Haushaltsverabschiedung im Rat offensichtlich selbst wunderte: „Es ist schon eine wundersame Sache. Von einer armen Kirchenmaus haben wir uns in den vergangenen Jahren zu einer wohlgenährten Taube entwickelt“, so sein Statement zum Haushalt 2025.

 

Karthaus erinnerte sich an Zeiten, in denen man im Rat bis nach Mitternacht um Einsparungsbeträge von 500 Euro gerungen habe. Etliche öffentliche Einrichtungen wie z. B. die Bücherei hätten damals mit Kürzungen leben müssen. Der Bürgermeister sprach angesichts der sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen von einem echten Phänomen. „Viele unserer Nachbarn haben das Dreifache an Flächen, aber nur ein Drittel der Einnahmen von Engelskirchen“.

 

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Ob der aus topografischen Gründen mangelnden Weiterentwicklungsmöglichkeiten bei der Planung neuer Flächen, schaue man in Engelskirchen viel gezielter auf die Qualität anstatt Quantität. Offensichtlich hatte die Verwaltung bei externen Anfragen den richtigen Riecher bei den Gewinnaussichten der Unternehmen gesetzt, die aktuellen Zahlen belegen dies.

 

Das aktuelle Haushaltsjahr dagegen wird man voraussichtlich positiver (rund drei Millionen Euro) als ursprünglich kalkuliert abschließen, diese Mittel sollen mit Zustimmung aller Fraktionen in den Bereichen Verkehr, Spielplätzen und Ehrenamt verwendet werden. Beim Blick in die Zukunft prognostizierte Kämmerer Laszlo Kotnyek bereits zur Einbringung zwar sinkende Einnahmen (OA berichtete) und hat seither nur leichte Anpassungen am Zahlenwerk vornehmen müssen.

 

Abschied nach 48 Jahren

 

[Foto: Gemeinde Engelskirchen.]

 

Susanne Fabritius verlässt nach 48 Jahren die Engelskirchner Gemeindeverwaltung und verabschiedet sich in den wohlverdienten Ruhestand. 1976 begann sie ihre Ausbildung im Rathaus und war während der vergangenen 20 Jahre im Ratsbüro beschäftigt. „Während meiner 16 Jahre als Bürgermeister habe ich mich stets auf sie verlassen können“, schwärmte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus von einer stets zuverlässigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit. Zum Abschied gab es Blumen und eine herzliche Umarmung des Bürgermeisters sowie kräftigen Applaus sämtlicher Ratsmitglieder.

 

Einen entscheidenden Vorteil im Vergleich zu manchem Nachbarn sieht Karthaus in der guten Infrastruktur vor Ort: „Unsere Schulen und Sportstätten sind auf modernstem Stand“. Deshalb muss die Gemeinde einzig noch in den Ausbau der Offenen Ganztagsschule (OGS) investieren, sieht sich aber auch dabei gut vorbereitet. Der wegen der Rückkehr zu G 13 notwendig gewordene Anbau am Aggertalgymnasium stehe kurz vor der Fertigstellung.

 

Als Alleinstellungsmerkmal in der Region freute sich Karthaus, dass seine Verwaltung auf die Möglichkeit von Bilanzierungsverschiebungen während Corona verzichten konnte und so künftige Generationen nicht mit Abschreibungen aus der Pandemie belaste. Stolz ist man im Rathaus außerdem, die nach Einwohnern bemessene schlankste Verwaltungsstruktur im gesamten Land zu haben. Somit fallen zwar auch in Engelskirchen deutlich höhere Personalkosten an, sie belasten den Haushalt allerdings nicht so stark wie anderswo.

 

„Ich verstehe die Angst manch anderer Verwaltungen nicht“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf die Erhebung von differenzierten Hebesätzen zwischen Wohn- und Gewerbegrundstücken bei der Grundsteuer. Vielerorts herrsche wegen vermeintlicher Rechtsunsicherheit Skepsis, weil man eine Klageflut erwarte. „Wir folgen der Empfehlung des Landes und gehen davon aus, dass der Gesetzgeber weiß, was er tut“.

 

Für seine Ausführungen bekam das Gemeindeoberhaupt uneingeschränkte Rückendeckung vom Gremium. Der Rat stimmte einstimmig für die Differenzierung, sowie die Haushaltsverabschiedung und gab dem vom Kämmerer erstellten Zahlenwerk auch bei der Kalkulation sämtlicher Gebühren, die sich geringfügig verändert haben, unisono grünes Licht. Auf Haushaltreden verzichten die politischen Vertreter in Engelskirchen seit Jahren, alle Fraktionen bescheinigten dem Kämmerer aber eine transparente und zuverlässige Haushaltsplanung.

 

Förderzusage für Klimaanpassungsprojekt

 

Im Rahmen des Förderprogramms „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz in kommunalen Gebieten im ländlichen Raum“ erhält das Projekt „Begrünt, beschattet, entsiegelt und lebenswert - Engelskirchen nachhaltig und klimaangepasst“ rund 602.000 Euro Fördermittel vom Bundesumweltministerium, das teilte Bürgermeister Dr. Gero Karthaus während der Ratssitzung mit.

 

Das Projekt verfolgt das Ziel, durch konkrete Maßnahmen zur Klimaanpassung die Widerstandsfähigkeit von Engelskirchen gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken. 

Im Mittelpunkt stehen die nachhaltige Bewirtschaftung von Niederschlagswasser durch Zisternen, die Entsiegelung von Straßen- und Schulhofbereichen sowie die Begrünung von Schulhöfen, Spielplätzen und Friedhöfen. Diese Maßnahmen sollen die Aufheizung reduzieren, für mehr Schatten sorgen und die Resilienz der Gemeinde gegenüber Wetterextremen stärken. Zusätzlich wird das bereits bestehende Projekt „Artenreiche Säume“ gestärkt.

 

Mit Hilfe von investiven Maßnahmen und der Anschaffung eines insektenschonenden Mähanbaugeräts soll die Pflege der Säume optimiert werden, um die Biodiversität weiter zu fördern.  Damit gehöre Engelskirchen als Kommune zu den Vorreitern im Bundesgebiet. (red)

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