POLITIK

Es kann nur einen geben

bv; 31.08.2020, 06:00 Uhr
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Es kann nur einen geben

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bv; 31.08.2020, 06:00 Uhr
Gummersbach - Oberberg-Aktuell stellt die Bürgermeister-Kandidaten der Kreisstadt Gummersbach vor und sprach mit ihnen über ihre politischen Ziele.

Von Bernd Vorländer

 

Natürlich ist die Angelegenheit pikant. Wie soll es auch anders sein, wenn, nachdem in der Vergangenheit drei Gegenkandidaten chancenlos gegen den jetzigen Amtsinhaber waren, nun ein parteiloser Aspirant aus dem eigenen Haus sein Glück versucht. Der eine ist Bürgermeister Frank Helmenstein, 55 Jahre alt und Rathauschef seit dem Jahr 2004. Sein Herausforderer ist Thomas Hein, sechs Jahre älter,19 Jahre im Dienst der Stadt Gummersbach, seit 2006 als Leiter des Jugend-, Familie- und Sozialamts.

 

Thomas Hein (parteilos)

 

Thomas Hein sieht gute Chancen auf den Wechsel am 13. September. "Ich bekomme viele positive Rückmeldungen auf meine Kandidatur." Was ihm Sorge bereitet und worum er sich kümmern will, ist die Schaffung von bezahlbarem, Innenstadt-nahem Wohnraum. Während es 2014 noch 2.300 Sozialwohnungen gegeben habe, seien es jetzt nur noch 1.730, und 600 Einheiten würden zeitnah sogar noch aus der Sozialbindung herausfallen. "Wir müssen denjenigen helfen, die auch gerne in der Nähe des Zentrums leben wollen, aber nicht über große Finanzmittel verfügen", sagt Hein.

 

Der parteilose Kandidat, der von SPD und Bündnisgrünen nominiert, von der Linkspartei und Teilen der FDP unterstützt wird, will auch eine andere Kommunikation pflegen. Es sei zwar gut, regelmäßig in die Stadtteile zu gehen, doch müsse man den Bürgern künftig auch mehr zuhören, sie stärker in Entscheidungsprozesse mit einbinden und vor allem auch jüngere Bewohner der Stadt ansprechen. Die Menschen in ihren Stadtteilen wüssten sehr genau und oft besser als die Verwaltung, wo der Schuh am meisten drücke, etwa bei maroder Infrastruktur, notwendigem Öffentlichen Personen-Nahverkehr oder fehlenden Einkaufsmöglichkeiten.

 

Steckbrief

 

Alter: 61 Jahre

 

Familienstand: verheiratet,

drei Töchter

 

Wohnort: Gummersbach

 

Beruf: Fachbereichsleiter

Jugend, Familie und

Soziales bei der Stadt

Gummersbach

 

Bisheriger politischer

Werdegang: parteilos, 

vorgeschlagen von SPD und Bündnisgrünen

 

Hein will Zukunftswerkstätten installieren, die Menschen an der Entwicklung ihres Wohnorts unmittelbar beteiligen. "Hülsenbusch ist in diesem Zusammenhang ein gutes Beispiel dafür, dass mit Selbstinitiative und Überzeugungskraft sehr viel möglich ist." Der bisherige Wahlkampf hat ihn nach eigenen Worten beeindruckt und persönlich bereichert. Er habe sehr viele Menschen getroffen, bei deren Sorgen und Wünschen genau zugehört, "und ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten sehr viel von den Bürgern gelernt, wofür ich dankbar bin."

 

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Frank Helmenstein (CDU)

 

CDU-Mann Frank Helmenstein will dagegen seinen Weg fortsetzen und in seine vierte Amtszeit gehen. "Gummersbach ist ein Team mit Rat, Verwaltung und Bürgern. Wir sollten unseren Erfolgsweg fortsetzen." Die Nachnutzung des Steinmüller-Areals und die Finanzkrise 2008/09 seien Herausforderungen, die schon in der Vergangenheit nur mit Ideen, Verlässlichkeit und Kompetenz hätten gelöst werden können. "Und bei der Bewältigung der Corona-Pandemie braucht man jemanden, der auch Krise kann." Viel habe man in der Vergangenheit erreicht, dennoch stünden große Aufgaben bevor und müssten auf den Weg gebracht werden. Es gelte, das Umbauprogramm Soziale Stadt auf dem Bernberg ebenso zum Erfolg zu führen wie zahlreiche Dorferneuerungsprogramme, die für eine nachhaltige Attraktivierung der Außenstandorte sorgten. Schließlich lebten dort 40.000 Menschen, so Helmenstein.

 

Steckbrief

 

Alter: 55 Jahre

 

Familienstand: verheiratet, eine Tochter und ein Sohn

 

Wohnort: Gummersbach

 

Beruf: Jurist, hauptamtlicher

Bürgermeister der Stadt

Gummersbach seit 2004

 

Bisheriger politischer

Werdegang: Mitglied der CDU

 

Schließlich gelte es, beim Einkaufsstandort Gummersbach nach dem Karstadt-Aus neue Akzente zu setzen. Dafür sollen auch die Bürger mit einbezogen werden. "Die Menschen kennen die Stärken und Schwächen unserer Stadt am besten", meint Helmenstein. Auch er will dafür sorgen, dass preiswerter und qualitätsvoller Wohnraum in der Innenstadt entsteht. Zu diesem Zweck hat er unter anderem das alte Amtsgericht, das frühere Polizeigebäude und die alte Fachhochschule auf dem Hepel ins Auge gefasst.

 

Der amtierende Bürgermeister freut sich auch darüber, dass Gummersbach wächst, was für die Attraktivität der Kreisstadt spreche. Schließlich gelte es, als weiteren Aspekt der Daseinsvorsorge die Verbesserung der digitalen Infrastruktur zeitnah umzusetzen. Der Breitbandausbau sei inzwischen ein wichtiger Standortfaktor und eine schnelle Internetverbindung nicht nur für alle Bürger Ausdruck von Lebensqualität, sondern sie entscheide auch über die Ansiedlung von Unternehmen. Dem soll mit einer Stabsstelle Digitalisierung in der kommenden Legislaturperiode Rechnung getragen werden.  

 

Der Gummersbacher Rat nach der Wahl vom 25. Mai 2014

Der Rat der Stadt Gummersbach umfasst 44 Mitglieder und folgende Sitzverteilung (Stand 2014):

CDU: 21 Sitze

SPD: 14 Sitze

Bündnis 90/Die Grünen: 3 Sitze

FDP: 3 Sitze

Die Linke/Piraten: 3 Sitze

 

Zur Wahl am 13. September treten folgende Parteien an:

CDU

SPD

Bündnis 90/Die Grünen

Die Linke

FDP

AfD

Die Partei (in 5 von 22 Wahlbezirken)

KOMMENTARE

1

Endlich mal ein ernst zunehmender Gegner für Herrn Helmenstein. Ich denke, dass es eine knappe Entscheidung geben wird, aber hoffe, dass wir mit einem neuen Bürgermeister schwerwiegende Probleme in Gummersbach angehen und lösen können, die bislang nur ignoriert wurden und denen nur Aufmerksamkeit geschenkt wird, wenn es dann knallt, wie jetzt beim Karstadt oder der Notsituation auf dem Wohnungsmarkt.

Jakob E., 31.08.2020, 10:03 Uhr
2

Auch ich bin für einen neuen Bürgermeister. Karstadt, Forum-Leerstände, Innenstadt-Situation (bezahlbare Wohnungen, Geschäfte, Radwege), neuer Wohnraum usw. sind wahrhaftig keine Aushängeschilder für den bisherigen Amtsinhaber. Die Stadt braucht einen Wechsel. Herrn Helmenstein traue ich das nicht (mehr) zu.

Pe, 31.08.2020, 13:10 Uhr
3

Die Stadt braucht genauso einen Wechsel wie das ganze Land. Beide Herrschaften sind viel zu lange im Amt.
Bezogen auf Gummersbach kann es nicht sein, dass man sich um eine neue Stadt auf Steinmüller kümmert, zeitgleich viel, viel Geld in Plätze und Wege ballert, die in der früheren Stadt aktuell und zukünftig aber nicht genutzt werden, da dieser Teil tot ist.

Gummersbacher, 31.08.2020, 17:00 Uhr
4

"Die Menschen kennen die Stärken und Schwächen unserer Stadt am besten"....und genau daher sollte man sich den Problemen auch ernsthaft annehmen, was in der Vergangenheit nicht geschehen ist.

Harald, 31.08.2020, 18:04 Uhr
5

Der jetzige Bürgermeister war eher Unterstützer von teuren 150 m² Buden in der Innenstadt. Wichtig ist jedoch bezahlbarer Wohnraum! So hat man auch wieder mehr Menschen in der Innenstadt und sorgt damit sicher auch für weniger leerstehende Gewerbeflächen in Innenstadt und Forum. Ein Wechsel ist jetzt wirklich nötig.

David L., 31.08.2020, 21:00 Uhr
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