POLITIK

Für mehr Sicherheit: Neue Stadtwache auf dem Steinmüllergelände

pn; 24.06.2022, 14:40 Uhr
Foto: Peter Notbohm.
POLITIK

Für mehr Sicherheit: Neue Stadtwache auf dem Steinmüllergelände

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pn; 24.06.2022, 14:40 Uhr
Gummersbach - Die Kreisstadt will der zunehmenden Zahl an Ordnungswidrigkeiten mit mehr Präsenz entgegenwirken.

Von Peter Notbohm

 

Die Umschreibung, die Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein am Donnerstagabend im Stadtrat zunächst wählte, kann man fast schon als verniedlichend bezeichnen. „Auf dem Steinmüllergelände geschehen Dinge, die nicht so viel Freude machen“, sagte das Stadtoberhaupt und stellte der Politik die ordnungsrechtlichen Pläne für das Areal vor. „Schließlich möchte man mit einem guten Gefühl über das Steinmüllergelände gehen können“, so Helmenstein weiter.

 

Denn nachdem der Stadtrat am Abend mehrheitlich (zwei Gegenstimmen und eine Enthaltung von den Linken) die außerplanmäßige Bereitstellung von 137.000 Euro aus dem Haushalt genehmigte, soll auf der freien Fläche vor dem Kino-Center Seven eine weitere Stadtwache eröffnet werden. Natürlich redete der Bürgermeister auch Tacheles: Denn trotz eines Netzes an Maßnahmen durch die Stadt, um die Situation zu verbessern, so dass sich die rund 10.000 täglichen Besucher des Areals gerade in den dunklen Abendstunden sicherer fühlen können, war es zuletzt insbesondere im südlichen Bereich zwischen Technischer Hochschule und Bahnhof vermehrt zu Ordnungswidrigkeiten gekommen.

 

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Konsum von Alkohol und Drogen, Wildurinieren, Belästigung, Bedrohungen und Beleidigungen gehören zu den Dingen, mit denen sich die sechs Ordnungsamtsmitarbeiter, die das Stadtgebiet bestreifen, immer wieder beschäftigen müssen und die über die Jahre zugenommen haben. Zumindest der Vandalismus am Busbahnhof sei seit der dortigen Videoüberwachung aber stark zurückgegangen – auch Körperverletzungsdelikte habe man verstärkt aufklären können.

 

„Nur immer mal wieder Präsenz zu zeigen, reicht aber nicht aus“, so Helmenstein. Daher wolle man mit einer ständigen Außenstelle der Stadtwache dauerhaft auf dem Steinmüllergelände vertreten sein. Diese soll von 14 bis 22 Uhr an sieben Tagen die Woche besetzt sein. „Diese Präsenz wird dazu beitragen, dass die Vorkommnisse, bei denen sich andere Mitbürger bedroht fühlen, zurückgedrängt werden oder vollständig entfallen“, hofft der Bürgermeister. Sollte es dennoch zu Vorfällen kommen, habe man die Möglichkeit zeitnah einzuschreiten. „Es soll für jeden erkennbar sein, dass das Ordnungsamt beständig vor Ort ist.“

 

Viel Zustimmung gab es aus der Politik, aber auch manche Nachfragen und Optimierungswünsche. So wunderte sich Uwe Schieder (SPD), dass ein solcher Pavillon überhaupt nötig sei: „Wir haben die Polizeibehörde auf dem Gelände und sind als Stadt trotzdem gezwungen, einen Ordnungsdienst aufzubauen. Obwohl wir eine Ordnungspartnerschaft haben, bekommt es die Polizei nicht gebacken, vor ihrer Haustür für Ordnung zu sorgen.“ Helmenstein antwortete hierauf, dass die Stadt lediglich ihre Hausaufgaben erledige und er dankbar für die gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe sei: „Zumal mir kein Fall bekannt ist, wo die Polizei nicht präsent war.“

 

Aus Sicht von Jörg Jansen (CDU) wird die Stadt mit sechs Mitarbeiter nicht auskommen, zumal der Bürgermeister auch zusagte, dass wenn es sein muss, man an den Wochenenden auch bis Mitternacht und länger zugegen sein werde. „Der Pavillon ist ein erster Aufschlag. Wenn wir Dinge optimieren müssen, werden wir das auch tun“, so Helmenstein. Bestellt ist der Pavillon in Containerbauweise bereits. Laut Ordnungsamtschef Jürgen Harant soll er in zwei bis drei Monaten stehen.

 

Anm.d.Red.: In einer ersten Version des Artikels stand, dass die Entscheidung des Stadtrats einstimmig fiel. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen und haben ihn berichtigt.

KOMMENTARE

1

Gerade im Sommer wird man mehr Präsenz benötigen. Man sollte sich aber auch Fragen warum solch eine Situation vorherrscht und ob dann nicht eine Verlagerung zutage kommt. Wie kann man die Zielgruppen erreichen? Mehr Streetworker? Mehr Unterkünfte für Obdachlose? Mehr Jugendeinrichtungen? Verbotszone für bestimmte Gegenstände? Videoüberwachung des ganzen Areals? Als Gast in einer fremden Stadt würde bei mir, wenn übermäßig viel Sicherheitspersonal sichtbar eher ein "Unsicherheitsgefühl" auftauchen - denn anscheinend ist dies ja nötig.

Tacheles T., 24.06.2022, 16:47 Uhr
2

200m Luftlinie zur Polizei wird mit Drogen gehandelt, Menschen belästigt/ausgeraubt/ körperlich angegangen und ein paar weitere Leute vom Ordnungsamt, das sowieso keiner Ernst nimmt, sollen das verhindern?

..., 24.06.2022, 16:56 Uhr
3

Warum es auf dem Steinmüllergelände nur wenige hundert Meter von der Polizeiwache eine zusätzliche Stadtwache braucht ist mir schleierhaft. Man müsste einfach mehr Präsenz zeigen, aber ich sehe selten Polizisten, zumindest nicht in Person. Wenn, dann fährt mal kurz ein Streifenwagen vorbei. Seit der Videoüberwachung am Busbahnhof ist die Präsenz gefühlt auch noch weiter zurück gegangen. Bis die Polizei vor Ort ist sind die Taten vollendet. Dabei gibt es Orte in denen es aus meiner Sicht noch wesentlich wichtiger wäre mehr Präsenz zu zeigen. Was sich z.B. in Dieringhausen (aber nicht nur) in letzter Zeit an Einbrüchen, Diebstählen, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Rasereien erreignet ist einfach nicht mehr feierlich. Sieht man ja auch an den vielen Polizeiberichten.

André, 24.06.2022, 19:56 Uhr
4

An den Verfasser des ersten Kommentar: Videoüberwachung bringt leider überhaupt nichts. Zumindest verhindert es keinerlei Straftaten. Dies wurde auch schon wissenschaftlich nachgewiesen. Teilweise schadet die Videoüberwachung sogar mehr als sie nutzt. Den Tätern ist es vollkommen egal ob sie gefilmt werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich Menschen in falscher Sicherheit wiegen, und die Präsenz der Polizei noch weiter zurückgefahren wird. Auch Verbotszohnen bringen nichts, den Täter ist sowas schlicht auch egal. Ansonsten stimme ich zu, aber ohne eine verstärkte Präsenz der Polizei wird man die Situation nicht verbessern können. Ich persönlich fühle mich jedenfalls sicherer wenn ich einen Polizisten sehe, anstatt dutzende Kameras. Die können mir nämlich nicht zur Hilfe kommen.

André, 24.06.2022, 23:03 Uhr
5

Ich stimme dem Betrag Nr.3 voll zu.
Ich kann nicht verstehen, wie man gerade in dem Bereich, wo ein bisschen Freizeitflair vorhanden ist, noch ein "Blaulichtbezirk" in "Barackenform" hinsetzen will.
Sollen dort die Beamten:innen mit Blaulicht vom Gelände fahren (Fahrrad/Motorrad oder sogar im PKW)?
Ich hatte gedacht, hinter dem Empfangsbereich des neuen Gebäudes befände sich auch die neue Wache.
Wie hat man sich den Arbeitsinhalt des Wachpersonals vorzustellen?
Das Durchstreifen der Stadt im Zeittakt oder sitzen, wie die Papageien, auf der Stange im Fenster?
Das Geld kann sinnvoller ausgegeben werden.
Schnellere Einsatzfahrzeuge oder kommunikative Polizei-Bürger-Bullis.

UKa., 26.06.2022, 13:56 Uhr
6

Da fällt mir ein: Erinnert sich noch jemand an das Alkoholverbot auf dem Steinmüllergelände aus dem Jahr 2017? Dieses war nie wirklich wirksam, ein gutes Beispiel wie unwirksam Verbote und Sicherheitszonen sind. Damals wollte Herr Helmenstein das ganze Gelände am liebsten per Video überwachen, was aber zum Glück rechtlich nicht zulässig ist (und auch nicht wirksam, wie man sehr schön am videoüberwachten Busbahnhof sieht). Als Alternative zu Polizisten gibt es ja auch Zivilstreifen. Die schrecken zwar nicht ab, können aber im Notfall reagieren. Solche Streifen gibt es auch bei uns, leider sind diese viel zu selten unterwegs. Am Ende bleibt zumindest bei mir eine klare Erkenntnis: Ohne mehr Personal wird es nicht besser werden. Bin gespannt, ob es diese Erkenntnis bis zur Politik schafft.

André, 26.06.2022, 19:15 Uhr
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