POLITIK

Feuerwehr wehrt sich gegen Einsparideen der CDU

pn; 03.11.2022, 14:20 Uhr
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Fotos: Michael Kleinjung ---- Für Bürgermeister Matthias Thul (2.v.l.) ist die Feuerwehr die wichtigste Institution in seiner Stadt.
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Feuerwehr wehrt sich gegen Einsparideen der CDU

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pn; 03.11.2022, 14:20 Uhr
Bergneustadt – Neuer Brandschutzbedarfsplan im Feuerwehrausschuss vorgestellt – Wehrchef Michael Sticker warnt vor falschen Einsparungen - Notarztwagen wird zeitnah in Bergneustadt stationiert.

Von Peter Notbohm

 

Kann und darf man bei der Feuerwehr sparen? Mit dieser Frage musste sich am Mittwochabend der Feuerwehrausschuss der Stadt Bergneustadt angesichts klammer Stadtkassen beschäftigen. Im Rahmen der Vorstellung des neuen Brandschutzbedarfsplans und der Beratungen über den kommenden Haushaltsplan waren vor allem aus Reihen der CDU mehrere Vorschläge zu möglichen Kosteneinsparungen und -verlagerungen in die Folgejahre gekommen.

 

Unter anderem hinterfragten die Christdemokraten den geplanten Anbau eines Technikraums an der Feuerwache in der Talstraße für 120.000 Euro. Als Alternative schlug man vor, stattdessen die beiden Wohnung zu kündigen und hier den dringend benötigten Technikraum und Umkleideräume unterzubringen. Zudem regte die CDU an, den Austausch der alten Atemschutz-Stahlflaschen durch neue und wesentlich leichtere CFK-Atemluftflaschen (Kosten von 45.000 Euro) nur sukzessive und zunächst begrenzt auf die Löschzüge durchzuführen. Die neuen Flaschen wiegen bis zu 40 Prozent weniger.

 

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Bei Bergneustadts Wehrchef Michael Stricker (Foto) kamen diese Vorschläge weniger gut an. Die sukzessive Erneuerung sei zwar möglich, berge aber Risiken aufgrund der gemischten Einsatzkräfte, sagte er. Die Feuerwehr müsste in einem solchen Fall mit zwei unterschiedlichen Systemen arbeiten. Komme es hierbei zu (tödlichen) Unfällen, werden diese von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft äußerst engmaschig untersucht, ergänzte er. „Ich werde als Leiter der Feuerwehr nicht einem einzigen Risiko bei einem Einsatz zustimmen. Hier geht es um unsere Gesundheit und unser Leben“, so der Stadtbrandinspektor.

 

Zudem kämpfe die Feuerwehr seit Jahren mit einer immer kleiner werdenden Zahl an Atemschutzträgern, da viele Feuerwehrmitglieder aufgrund der schweren Schutzausrüstung und der Flaschen zunehmend mit Rückenproblemen zu kämpfen haben. „Sie können gerne einmal 20 Minuten mit den Stahlflaschen arbeiten. Danach werden sie über Aluminium oder Stahl gar nicht mehr diskutieren wollen“, sagte Stricker in Richtung von Sascha Maiworm (CDU), dem er zwei Flaschen zum Vergleich hinstellte.

 

[Der Feuerwehrausschuss in Bergneustadt beschäftigte sich am Mittwoch mit dem neuen Brandschutzbedarfsplan und möglichen Einsparungen im kommenden Haushalt.]

 

Auch den Vorschlag auf den Anbau für den Technikraum zu verzichten, lehnte der Wehrchef kategorisch ab. Man mute den Kameraden an der Feuerwache bereits einiges zu. Ein zulässiges Schwarz-Weiß-System sei nicht vorhanden, die Atemschutzwerkstatt nicht mehr auf dem Stand der heutigen Technik und auch die Geschlechtertrennung sei nicht möglich. Zudem spreche man in diesem Fall von der Motivation der Kameraden, erklärte Stricker. Die Prozesse würden sich bei einem Umzug in die beiden Wohnungen sogar noch erschweren und Ausrückzeiten damit verlängern. Die Technik könne derzeit auch nicht wirklich umziehen, weil sie „kreuz und quer“ in allen Büros stehe. Zudem plane man mit dem neuen Raum schon äußerst minimalistisch. „Wenn wir wegen solcher Dinge einen Groll im Löschzug bekommen, dann haben wir alle zusammen ein riesiges Problem. Denn noch wird vieles hingenommen“, so Stricker.

 

Vor der Diskussion über mögliche Einsparpotenziale hatte Damian Prinz (Foto) vom Gutachterbüro Lülf+ den neuen Brandschutzbedarfsplan vorgestellt, der in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und der Stadtverwaltung erstellt wurde. Der Feuerwehr bescheinigte Prinz aufgrund zahlreicher Neuanschaffungen bei Fahrzeugen und Technik sowie dem Ausbau von Feuerwehrhäusern in den vergangenen Jahren eine sehr gute Leistungsfähigkeit. Ein zentraler Kernpunkt für die kommenden Jahre ist die Mitgliedergewinnung. Derzeit verfügt die Feuerwehr Bergneustadt über 138 ehrenamtlich Aktive – dies ist ein leichter Rückgang zum letzten Plan. Sehr gut aufgestellt sei allerdings die Kinder- und Jugendfeuerwehr. „Dass hierfür sogar ein eigener Gebäudeteil zur Verfügung steht, sucht seinesgleichen“, so der Lülf+-Berater.

 

Neben der Ersatzanschaffung von fünf in die Jahre gekommenen Fahrzeugen besteht vor allem auf der Hauptwache in Bergneustadt erhöhter Handlungsbedarf. Neben einer Schwarz-Weiß-Trennung und einer Geschlechtertrennung sowie der Verbesserung der Werkstätten muss auch die Installation einer Abgassauganlage in Angriff genommen werden. Auch an den Gerätehäusern in Dörspetal, Kleinwiedenest und am Hackenberg müssen Nachbesserungen vorgenommen werden – diese können aber nachgeordnet in den kommenden Jahren erfolgen.

 

Dem Wunsch von Bürgermeister Matthias Thul, den Brandschutzbedarfsplan dem Rat zu empfehlen, kam der Ausschuss einstimmig nach. Auch die Haushaltsplanungen wurden vom Ausschuss schließlich einstimmig abgenickt und an den Rat empfohlen.

 

Rettungswache in Bergneustadt?

 

In Bergneustadt wird vorerst keine Rettungswache auf dem Gelände der Feuerwehrwache an der Talstraße entstehen. Das sagte Bürgermeister Matthias Thul auf Anfrage der SPD. Im Rettungsdienstbedarfsplan des Oberbergischen Kreises stehe der Neubau einer Wache derzeit auf grün, das heißt, es gibt keinen dringenden Bedarf. Thul betonte, dass er sich einen Neubau wünschen würde, da die Feuerwehr positive Synergien sehe. Die Kreisverwaltung widerspreche dem aber.

 

 

Er habe am Mittwochnachmittag noch mit Landrat Jochen Hagt gesprochen. Dieser habe ihm zumindest die zeitnahe Stationierung eines Notarzteinsatzfahrzeuges in der Feuerwache in Bergneustadt zugesagt. Entsprechende Vertragsverhandlungen würden derzeit laufen. Ein weiterer Rettungswagen werde laut Kreis in der Talstraße dagegen nicht untergebracht. In dieser Frage befinde sich die Kreisverwaltung auf der Suche nach einer Alternative, an der man sich einmieten könne. „Der Kreis spielt in der Frage einer neuen Rettungswache auf Zeit. Da muss aus unserer Sicht Dampf auf den Kessel“, meinte Stephan Hatzig (SPD).

KOMMENTARE

1

Wenn der ersteinmal nur sukzessive Ersatz der Stahlflaschen durch CFK-Flaschen und somit der Einsatz zweier unterschiedlicher Systeme zu tödlichen Unfällen führen soll, wieviel höher ist dann diese Gefahr, bei komplettem Austausch in kürzester Zeit? Dies angeblich potentiell tötliche Risiko können wir nur vermeiden, wenn wir sicherheitshalber bei der bewährten Technik bleiben?! Es kann nicht sein, dass alle stadtischen Haushalte einsparen und die Feuerwehr solch risikobehaftete und teure Techniken ausprobieren darf.

R.W. ein Bergneustädter, 04.11.2022, 20:08 Uhr
2

Jaja, die Feuerwehrleute und ihr teures Hobby….
Die opfern ihre Freizeit, um im Ernstfall IHR Leben zu retten, werter R. W.

, 07.11.2022, 22:28 Uhr
3

Hallo R.W ein Bergneustädter.
Ich unterstütze die Wünsche der Feuerwehr zu allen Investitionen die die Arbeit und die Motivation der noch Freiwilligen Feuerwehr in Bergneustadt voll und ganz.
Das Alu Flaschen eine deutlichere Verbesserung der Einsatzqualität bedeuten sollte jeder verstehen.
Ich möchte auf jeden Fall das die Feuerwehr meiner Stadt so gut es geht auf dem höchsten technischen Niveau steht um uns allen im Notund Katastrophenfall bestmöglich zu helfen.
Gruß
Wolfgang Lenz
nix nur W.L.

Wolfgang Lenz, 08.11.2022, 20:03 Uhr
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