POLITIK

Friedhöfe unter der Lupe

lw; 23.11.2023, 15:10 Uhr
Foto: Lars Weber --- Zunächst wird der Friedhof in Wiehl analysiert, dann werden Maßnahmen erarbeitet, wie sich der Friedhof künftig entwickeln soll. Bald schon ausgetauscht werden indes die Ruhebänke.
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Friedhöfe unter der Lupe

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lw; 23.11.2023, 15:10 Uhr
Wiehl – Verwaltung wird ab dem kommenden Jahr ein Konzept für die sechs Friedhöfe erarbeiten.

Von Lars Weber

 

Die Bestattungskultur befindet sich schon seit Jahren im Wandel. Immer weniger nachgefragt wird von den Hinterbliebenen die klassische Erdbestattung mit einem Sarg. Stattdessen werden immer häufiger Formen wie die Urnenbestattung oder andere Alternativen gewählt (siehe Statistik). Dies sorgt für Veränderungen auf den Friedhöfen. So auch in Wiehl. Die Stadt möchte deshalb die sechs vorhandenen Friedhöfe unter die Lupe nehmen und ein zukunftsfähiges Konzept für sie aufstellen. Die Vorgehensweise ist nun bei der Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses im Johannes-Hospiz am Mittwoch einstimmig befürwortet worden

 

Neu ist das Vorhaben nicht. Ursprünglich sah der Plan aber vor, das Konzept an ein externes Büro zu vergeben. Einen ersten Aufschlag mit einem Fachbüro aus Freiburg hatte es bereits gegeben in Form eines Strategietags. Die Ergebnisse wurden dem Ausschuss schon präsentiert. Allerdings erwies sich dieser Weg als insgesamt zu kostspielig für die Verwaltung. 100.000 Euro hätte das Konzept allein gekostet, hohe Investitionen in die Friedhöfe und damit deutliche Gebührenerhöhungen wären die Folge gewesen.

 

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Nun möchte die Stadt das Konzept stattdessen intern erarbeiten, das soll Kosten sparen und erlaubt eine individuellere Herangehensweise. Ein weiterer Faktor für den Strategiewechsel: Die zum Zeitpunkt der Zusammenarbeit mit dem Fachbüro vakante Stelle in der Friedhofsverwaltung der Stadt konnte im Sommer neu besetzt werden. Die neue Kraft Pia Tillmann habe sich mittlerweile in das Aufgabengebiet eingearbeitet und die aufgrund der monatelangen Vakanz entstandenen Arbeitsrückstände aufgearbeitet, erläuterte Fachbereichsleiter Kevin Markus bei der Sitzung. Nun solle mit dem jetzigen Personal im kommenden Jahr mit dem eigenen Friedhofskonzept „richtig“ begonnen werden. Von Pia Tillmann verspricht sich die Verwaltung eine besondere Expertise, da sie nicht aus einer Verwaltung zur Stadt gewechselt sei, sondern aus dem Bestattungswesen.

 

Im Rahmen der Arbeit sollen die sechs städtischen Friedhöfe (Wiehl, Drabenderhöhe, Bielstein, Oberbantenberg, Weiershagen, Marienhagen) auf ihre „Stärken und Schwächen“ überprüft und die Erkenntnisse in einer Ausgangsanalyse zusammengeführt werden. Insgesamt geht es um 110.000 Quadratmeter, die unter anderem auf die Freianlagen, die Grabausnutzung, das Grabangebot und die vorhandenen Gebäude hin analysiert werden sollen. „Es geht darum, die Flächen optimal zu nutzen“, sagte der Beigeordnete Peter Madel weiter.

 

Sobald die individuelle Ausgangssituation aufgenommen sei, werden entsprechende Maßnahmenpakete vorgeschlagen. Diese sollen im Ausschuss vorgestellt, diskutiert, priorisiert und in eine entsprechende Haushaltplanung – verteilt auf die Folgejahre – überführt werden. Klar ist auch, dass die Gebührenordnung in diesem Zuge eine deutliche Veränderung erfahren wird. Die Preise für „populäre Grabtypen“ wie eine Urnennische könnten signifikant (bis zu 500 Euro, momentaner Preis 1.890 Euro) im Preis sinken. Bei „unpopulären Grabtypen“ wie dem Familiengrab wiederum würden Preise stark anziehen.

 

Den Beginn in der Analyse macht der Friedhof in Wiehl, die übrigen fünf Friedhöfe folgen dann entsprechend.

 

Statistik
 

Der Betrieb der Friedhöfe ist nicht kostendeckend. In den vergangenen vier Jahren gab es in diesem Bereich Defizite zwischen rund 50.000 und mehr als 200.000 Euro. Und durch die höhere Bezahlung der Friedhofsgärtner werden die Ausgaben auch nicht geringer. So steigen die Kosten im Bereich der Pflege der Außenanlagen im kommenden Jahr von 280.000 auf 300.000 Euro, die Kosten für die Grabherstellung von 120.000 auf 156.000 Euro. Kevin Markus kündigte bereits an, dass die Gebühren angehoben werden müssen, im Kommunenvergleich aber auf niedrigem Niveau blieben.

 

Schon seit Jahren werden in Wiehl mehr Urnen- als Erdbestattungen vorgenommen. Lagen die Bestattungsformen noch 2018 recht nah beieinander – es gab etwa 220 Urnen- und rund 160 Erdbestattungen -, geht die Schere seitdem immer weiter auseinander. So haben 2022 fast 250 Urnenbestattungen stattgefunden, während es nur noch knapp mehr als 100 Erdbestattungen im gesamten Stadtgebiet gab.

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