Wiehl – Es wird keinen Schulneubau im Wiehltalstadion geben – Verbleibende Varianten werden geprüft – Neues Konzept für Sportarena soll erstellt werden.
Von Lars Weber
Am Ende waren sich alle einig. Das war im Wiehler Stadtrat zuletzt nicht so häufig der Fall, gerade bei wichtigen Entscheidungen. Und erst recht nicht beim Thema Gymnasium. „Wir marschieren gemeinsam in eine Richtung“, bewertete Bürgermeister Ulrich Stücker nach der finalen Abstimmung das Ergebnis der Sondersitzung am Mittwoch rund um das Thema Schulzukunft. Nach sechs Jahren der Diskussionen, der Planungen, dem Überarbeiten der Pläne und dem Einwerfen neuer Ideen soll es nun endlich weitergehen, damit die veralteten Gebäude des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums der Vergangenheit angehören. "Schnell" solle dies laut Beschlussvorschlag geschehen. Angesichts der Prüfungen und Planungen, die einem etwaigen Neubau vorgeschaltet sind, ist dies sicherlich relativ zu sehen. Aber von Anfang.
Warum wird die Schule nicht auf dem Stadiongelände gebaut?
Grundlage der Sitzung war der gemeinsame Antrag von SPD, FDP und den Grünen zum Erhalt des Stadions, der im April bereits eine Mehrheit im Ausschuss erhalten hatte. Dieser Empfehlung an den Rat wäre die CDU-Fraktion aber nicht ohne Weiteres gefolgt. Sie favorisierte – wie die Verwaltungsspitze auch – einen Neubau der Schule auf dem Stadiongelände. Aufgrund der Tragweite der Entscheidung – der Schulneubau wird das größte Investitionsvorhaben der Stadtgeschichte sein – wurde die Diskussion um den Standort in diese Sondersitzung verlegt. In der Vorbereitung auf diese Sitzung passierte die Flutkatastrophe vor wenigen Wochen. „Die Ereignisse hätten auch Wiehl treffen können“, stellte die Verwaltung in der Vorlage fest, ein Umdenken fand statt.
Stücker sagte, dass er diese Variante im Stadion präferiert habe. Eine moderne Schule, ein modernes Stadion als Ersatz an anderer Stelle und Wohnbebauung am alten Schulstandort, dazu keine Container als Interimslösung, es habe einige gute Argumente gegeben. „Auf die dramatische und verheerende Intensität der Hochwasserkatastrophe mussten wir aber reagieren.“ Vor dem Hintergrund zunehmender Starkregenereignisse sei es schlicht falsch, im Stadion eine Schule zu bauen.
Dem schloss sich CDU-Fraktionsvorsitzende Larissa Gebser an, die in einer Anfrage auch weitere Informationen von der Verwaltung zum Thema Hochwasser angefordert hatte, die in Fachausschüssen weiter diskutiert werden sollen. Fest stand für die CDU jedenfalls: „Es ist einfach nicht sicher genug“. Damit war die Variante vom Tisch, einen Schulneubau auf das Stadiongelände zu bauen. Für den Erhalt des Stadions gemäß dem Antrag stimmten 36 Ratsmitglieder, sechs CDU-Mitglieder enthielten sich.
Welche Standorte kommen noch infrage?
Wichtig bleiben der CDU Schnelligkeit und Planungssicherheit beim Bau und – wenn irgendwie möglich – der Verzicht auf Container. Das sehen die anderen Fraktionen ähnlich, weshalb der Wettbewerbssieger (Variante 1, Neubau und Sanierung am alten Standort, hier gibt es die Übersicht) wenig Chancen haben dürfte, da es dabei nicht ohne Container geht. Auch der Neubau auf einem erweitertem Bestandsgrundstück (Variante 2, Zug-um-Zug-Lösung) sei nicht so einfach ohne Interimslösung zu ermöglichen. Sympathien, so war herauszuhören, gab es für Variante 4, bei der durch die Verlegung der Straße Platz für einen Neubau geschaffen werden würde, während die alten Gebäude nutzbar blieben.
„Es soll weiter quergedacht werden“, sagte Gebser mit Blick auf einen Neubau auf dem „Bestandsgebiet Plus“. Bernd Teuber (SPD) kritisierte zwar Richtung CDU, dass die Hochwassergefahr nicht allein hinhalten sollte für solch eine Entscheidung, schließlich habe es auch großen Druck gegeben der Bürger und Vereine. „Aber Schwamm drüber: Wir haben einen Konsens gefunden.“ Er setzt nun darauf, dass die Planungen für eine nachhaltig und pädagogisch wegweisende Schule vorangetrieben werden. Jürgen Körber (Grüne) machte es kurz: „Es ist Zeit, nachhaltig zu handeln, statt zu reden“.
Auch UWG, AfD und FDP schlossen sich dem an. Hans-Peter Stinner sprach vom gordischen Knoten, der durchgeschlagen worden sei. Er forderte, dass in Sachen Förderung gleiche Bedingungen für alle gelten sollten. Darauf sollte bei Bundestagswahl und Landtagswahl hingewirkt werden, ansonsten müsse Wiehl mit weniger Mitteln rechnen als andere Kommunen. Daniel Schwach (AfD) kritisierte, dass es so lange gedauert habe mit der Entscheidung. „Schüler, Eltern und Lehrer warten sehnlichst darauf.“ Dominik Seitz (FDP) freute sich über den gemeinsamen Weg. „Leider ist zu viel Zeit verstrichen, jetzt muss der Turbo eingelegt werden.“
Wie kann die Zukunft des Stadions aussehen?
Die CDU kündigte an, einen Antrag für die Entwicklung eines neuen Sportbedarfsplans stellen zu wollen. Ein Weg, der auch von SPD-Fraktionschef Karl Ludwig Riegert begrüßt wurde. Wichtig sei, dass die Vereine und auch der Stadtsportverband an diesem Prozess beteiligt werden. Auch die AfD hatte den Blick in die Zukunft gerichtet. „Das Stadion sollte Begegnungsstätte für alle Bürger sein“, so Schwach. In diese Richtung zielt auch der einstimmig gefasste Beschluss, unter Berücksichtigung der Anforderungen an den Hochwasserschutz ein Konzept für eine offene, multifunktionale Sport- und Begegnungsstätte zu erstellen.
Wie geht es weiter?
Einstimmig wurde sich für eine Neubaulösung am beziehungsweise im unmittelbaren Umfeld des heutigen DBG ausgesprochen. Die Verwaltung soll jetzt die Machbarkeit prüfen. Diese müsse unter pädagogischen und ökologischen Kriterien nachhaltig und wegweisend sein, möglichst schnell umsetzbar sein und möglichst kein oder wenig Interim erfordern. Dem entsprechen am ehesten die Variante 2 und vor allem die Variante 4 mit der Straßenverlegung. „Das ist ein großer Konsens“, sagte Stücker. Es seien zwar noch Hürden zu nehmen. „Aber wir wollen das Gleiche.“
Geduld ist aber weiterhin gefragt. Die Prüfung der Machbarkeit eines Neubaus erfolge durch Fachbüros und wird wahrscheinlich mehrere Monate in Anspruch nehmen, heißt es heute auf Nachfrage aus dem Rathaus. Bis ein Neubau tatsächlich steht, werden mindestens sechs weitere Jahre vergehen, vermutlich mehr.
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Der „Herr der Zahlen“ geht
Axel Brauer (li.), der Kämmerer der Stadt Wiehl, geht mit 63 Jahren in den Ruhestand. Er ist gestern bei der Sondersitzung vom Rat verabschiedet worden. Für seine Dienste erhielt er von Bürgermeister Ulrich Stücker den Silbernen Wiehltaler überreicht. Brauer ist eines der wahren Urgesteine der Wiehler Verwaltung. Er fing 1979 als Praktikant an, danach folgte die Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt. Seitdem ist er immer im finanztechnischen Bereich der Verwaltung tätig gewesen. Erst in der Stadtkasse, später in der Finanzverwaltung, seit 2013 ist er Kämmerer. „Das war immer mein Ziel“, sagte er gestern. Stücker lobte Brauer als loyal und integer. „Die Zahlen liegen ihm am Herzen.“ Eine Leidenschaft, die schon im Leistungskurs am DBG geweckt worden sei, meinte Brauer.
Die Fraktionen fanden nur lobende Worte für Brauer. Zum einen für die stetige Unterstützung und Beratung der Fraktionen bei haushaltstechnischen Fragen, zum anderen für seine Haushaltsführung selbst. „Sie haben Wiehl handlungsfähig gehalten“, meinte SPD-Fraktionschef Riegert. „Wir verlieren einen beständigen Mahner“, sagte Larissa Gebser (CDU). Offiziell in den Ruhestand geht Brauer erst im Januar, dank Überstunden und Resturlaub verabschiedete er sich aber bereits jetzt aus dem Dienst.
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