POLITIK
Großes Interesse an Windparkplänen
Waldbröl – Initiative möchte Windpark in der Nutscheid voranbringen – Bis zu sieben potenzielle Anlagen – Zwei auf Waldbröler Gemarkung – Rund 120 Bürger bei Informationsabend.
Von Lars Weber
In der Nutscheid soll ein Windpark mit insgesamt bis zu sieben Windenergieanlagen entstehen. Dies ist zumindest das Ziel der Klimainitiative Windeck, die das Projekt auf den Weg bringen und begleiten möchte. Nicht nur auf der Fläche Windecks und Ruppichteroths, sondern auch auf der Gemarkung der Stadt Waldbröl soll der Park liegen. Deshalb hatte die Klimainitiative Windeck gestern in den Bürgersaal geladen, um über den Stand des Projekts zu informieren und Fragen zu beantworten. Rund 120 Bürger fanden den Weg – und das obwohl zeitgleich eine Informationsveranstaltung zum Glasfaserausbau im Hollenberg-Gymnasium stattfand. OA gibt einen Überblick über den Abend.
Wer ist die Klimainitiative?
Die Klimainitiative Windeck beschreibt sich selbst als offene, parteiunabhängige Gruppe von interessierten und engagierten Bürgern, die dem menschengemachten Klimawandel aktiv begegnen wollen. „Die Klimaschäden sind immer mehr sichtbar“, sagte Ruth Bönisch (Foto) von der Initiative zur Einführung in den Abend. „Reden und demonstrieren reicht nicht mehr.“ In Windeck, aber auch in Waldbröl werde bisher nur ein minimaler Teil des Energieverbrauchs erneuerbar erzeugt. Also begannen sie und das Team der Klimainitiative, etwas zu tun. Sie machten den Nutscheid-Höhenzug als windhöffigen Standort aus, setzten sich mit den Kommunen zusammen, mit den Grundstücksbesitzern, möglichen Projektierern, Konzeptentwicklern und wollen auch Naturschutzverbände mitnehmen.
Beim Informationsabend stellte Johannes Thema von der Windgruppe der Klimainitiative – er forscht sonst beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie – das Projekt vor. Björn Hohenstein und Marc Messerschmidt vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW gingen vor allem auf die aktuelle rechtliche Situation ein. Zudem ist das Land Besitzer rund der Hälfte der Flächen, die für den Windpark infrage kommen. Weiter berichteten Guido Wendeler und Thomas Willmer von der Energiegenossenschaft Bergisches Land von ihren Projekten und bekundeten Interesse, in das Projekt „Windpark Nutscheid“ einzusteigen.
Was ist geplant?
Bis zu sieben Windkraftanlagen – jeweils mit einer Gesamthöhe von rund 260 Metern - kann sich die Initiative nahe des Naturschutzgebiets Hohes Wäldchen vorstellen. Mit diesen Anlagen (Leistung: etwa 7 MW) sei eine Produktion von 105 GWh Strom im Jahr möglich. Waldbröl, so erläuterte Johannes Thema, benötige momentan etwa 88 GWh jährlich. Auf Windecker Seite seien die Gebiete bereits von der Gemeinde als Wind-Potenzialflächen ausgewiesen. Hier sind die Flächen im Besitz des Landesbetriebs Wald und Holz NRW. In der Gemeinde Ruppichteroth ist einer von zweien, und auf dem Gebiet der Stadt Waldbröl sind zwei mögliche Standorte in Privatbesitz von Waldbauerngenossenschaften. Die zwei potenziellen Standorte in Waldbröl befinden sich oberhalb der Ortschaften Bladersbach, Geilenkausen und Wippenkausen.
Die Bürger sollen an dem Windpark unter anderem über eine Genossenschaft profitieren, an der auch schon Beteiligungen ab 500 Euro möglich sein sollen. Darüber hinaus würden sie zusätzlich durch die gezahlte Gewerbesteuer profitieren sowie von der kommunalen Umsatzbeteiligung, die die beteiligten Kommunen erhielten, die so finanzielle Spielräume erhalten. Für Waldbröl könnten dies laut einer Beispielrechnung Themas mehr als 60.000 Euro im Jahr sein.
Was soll das kosten?
Eine Anlage allein kostet etwa zehn Millionen Euro. Eine Eigenkapitalquote zwischen 20 bis 30 Prozent soll notwendig sein. Die Beteiligten gehen davon aus, dass sich die Investitionen nach zehn Jahren rentiert haben werden.
Wie naturverträglich soll das sein?
„Natürlich bleibt es ein Eingriff in die Natur“, stellte Johannes Thema klar. Trotzdem solle so naturverträglich wie möglich gearbeitet und der Eingriff minimal gehalten werden. Dabei hilft in gewisser Weise eine Folge des Klimawandels: Durch den Borkenkäferbefall mussten wie bekannt fast alle Fichten notgefällt werden – auch auf dem Höhenzug der Nutscheid. Teile dieser Kalamitätsflächen sollen für die Windkraftanlagen genutzt werden. Darunter könne wieder naturnäherer Wald wachsen. Eine Anlage benötige 4.700 Quadratmeter Fläche, die auch nicht aufgeforstet werden kann. Etwa 4.000 Quadratmeter sind für Aufbau und Zuwegung nötig. Die Ausgleichsmaßnahmen, so Thema, sollen gegebenenfalls über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus erfolgen. Die Ausgleichsmaßnahmen würden genau festgehalten, so Marc Messerschmidt von Wald und Holz NRW.
An welcher Stelle befinden sich die Planungen?
Obwohl schon einiges passiert sei, befinde man sich weiter in einem frühen Stadium der Planungen, so Thema. Mittlerweile steht eine Projektierungsfirma in Pacht-Verhandlungen mit den privaten Grundbesitzern in Waldbröl und Ruppichteroth. Dort würde sich auch eine Kooperation anbahnen. „Dort könnte es schnell gehen.“ Auf Windecker Seite ist es komplizierter, weil Wald und Holz NRW erst einige politische Entscheidungen abwarten muss, bevor es in ein Bieterverfahren gehen kann. „Zeitlich ist das grad nicht absehbar“, so Messerschmidt. Daher wird laut Klimainitiative voraussichtlich statt mit sieben zunächst nur mit drei Windanlagen geplant, um diese dann später erweitern zu können.
Erst nach Vereinbarungen mit Projektierern werden artenschutzrechtliche Untersuchungen angestellt oder die Zufahrts- und Netzanschlussmöglichkeiten überprüft, wobei diese auf der Gemarkung Waldbröl durch die Bundeswehr-Vergangenheit dort günstig sein sollen. Im weiteren Prozess erfolgten dann die Gründung einer Investitionsgesellschaft und das Genehmigungsverfahren, das momentan im Durchschnitt sechs bis sieben Jahre dauert, so Björn Hohenstein von Wald und Holz NRW.
Was sagt die Bürgermeisterin?
Da der Windpark über die Gemeindegrenzen Windeck, Ruppichteroth und Waldbröl verlaufen soll, biete sich eine interkommunale Zusammenarbeit an, so die Initiative. In Windeck habe der Haupt- und Finanzausschuss bereits seine Zustimmung gegeben. Aufgrund der Abstimmung untereinander sei in Waldbröl eine Grundsatzentscheidung zum Thema aus dem Mai auf die Ratssitzung am 27. September geschoben worden, wie Bürgermeisterin Larissa Weber gestern zu Beginn der Veranstaltung sagte. „Das Thema beschäftigt Verwaltung und Politik aber schon länger“, sagte sie weiter. Es gehe darum, Waldbröl zukunftsfähig aufzustellen.
Die bisher in der Kommune ausgewiesenen Vorrangflächen bei Hoff müssten im weiteren Verlauf des Prozesses aufgehoben werden, um die Anlagen am Nutscheid möglich zu machen, ergänzten später am Abend die Ratsmitglieder Claudia Hein (Grüne) und Anne Pampus (SPD) auf eine Nachfrage aus dem Publikum. „Das ist geplant.“
Was sagen die Bürger?
Vor allem sachliche Nachfragen gab es in der Fragerunde nach den ausführlichen Vorträgen. Messerschmidt machte nochmal deutlich, dass aufgrund der neuen Dringlichkeit der Landes- und Bundespolitik, die erneuerbaren Energien auszubauen, jede Kommune ihren Beitrag leisten werden muss und etwa zwei Prozent der Fläche für diese Zwecke zur Verfügung stellen muss. Wenn die Kommunen diese Flächen nicht selbst ausweise und den Prozess so steuert, würde die Bezirksregierung dies über die Regionalplanung erledigen. Sollte heißen: Den Ausbau komplett zu verhindern, dies ist nicht möglich.
Manfred Blumberg vom Klimabündnis Oberberg fragte, ob auch oberbergische Firmen sich an dem Projekt beteiligen können. Diese seien auf der Suche nach Optionen, denn nur durch PV auf dem Dach sei für viele die Vorgabe der CO2-Neutralität bis 2030 nicht zu machen. „Sie stehen unter Druck“, so Blumberg. Guido Wendeler von der Energiegenossenschaft Bergisches Land bejahte, dass solche Beteiligungsmodelle möglich seien.
Insgesamt zeichneten sich die Wortmeldungen durch Interesse und Sachlichkeit aus. Gegenwind gab es praktisch keinen. Nur ein Bürger machte seiner Meinung Luft, dass er es nicht verstehen könne, dass dort Natur zerstört werden solle. Außerdem finde er die Anlagen „ästhetisch furchtbar“, woraufhin kurzer Applaus eines Teils der Besucher folgte.
Weitere Informationen zum Windpark und der Klimainitiative gibt es hier.
KOMMENTARE
1
Ein Punkt welcher immer in Vergessenheit gerät ist der Vogelschutz.
Viele Greifvögel geraten in die Rotoren und verenden.
Da diese Tiere zwar selten geworden sind und kein Geld erwirtschaften wird das Ganze nicht angesprochen.
Es ist ein Wahnsinn diese Wälder zu verschandeln.
Mit freundlichen Grüßen ein Waldbröler
2
Herr Münker, wenn Sie bei der Veranstaltung gewesen wären, wüssten Sie, dass dieses Thema sehr wohl angesprochen wurde. Vor dem Bau wird geprüft, ob, welche und wie viele gefährdete Arten dort heimisch sind oder heimisch werden könnten. Dann werden ggf. Ausweichgebiete so aufgwertet, dass die Tiere dort besser leben können als auf dem Gelände des Windparks.
Ines Schneider, 13.08.2023, 07:34 Uhr3
Sichere deutsche AKW abschalten, aus Öl und Gas aussteigen und die schöne deutsche Landschaft mit Windkraftanlagen verschandeln. Da dürfen dann auch Straßen, Kran- und Wendeplätze gebaut werden und, und . . . .!! Lt. Wall Street Journal die dümmste - und teuerste - Energiepolitik der Welt. STIMMT !! Ein Blick auf die Weltkarte würde helfen. Der kleine Fingernagel dort - das ja das - ist Deutschland. Und die Deutschen wissen wieder alles besser, retten die Welt und übernehmen die Kosten.
Ein, 13.08.2023, 11:52 Uhr4
Es ist der schiere Wahnsinn, wie hier auf Kosten der Natur, ideologische politische Energiepolitik umgesetzt werden soll, nur weil in Brüssel und Berlin völlig irrsinnige Klimaziele ausgegeben werden. Wenn diese Ziele mal hinterfragt würden, würde einiges anders laufen. Windräder vernichten Wald, wo sie gebaut werden und für jeden einzelnen Windradflügel müssen zahlreiche Tropenholzbäume dran glauben. Dann sitzen da studierte hochbezahlte „Experten“; die denn ganzen Mist noch als Klimaschutz deklarieren.
C.Töpler, 13.08.2023, 12:25 Uhr5
[....] Ich bin strikt dagegen sichere, saubere, deutsche AKW abzuschalten und die schöne Landschaft mit Windkraftanlagen zu verschandeln. Auch als Wiehler - ob in Waldbröl oder Nümbrecht. Anlagen die Unsummen verschlingen - aber ohne Wind wirkungslos sind. Lt. Wall Street Journal die dümmste und teuerste Energiepolitik der Welt.
Alter Wiehler, 15.08.2023, 15:39 Uhr6
Ich bin strikt dafür, damit unsere Kinder eine Zukunft haben.
Und…… Atomkraft - nein danke! Da werden mit dem Atommüll noch viele Generationen zu kämpfen haben, - von wegen saubere und „deutsche“ AKW.
Und was das Wall Street Journal angeht, ……… jeder Redakteur kann ja seine Meinung vertreten, muß aber nicht stimmen, wie in dem Fall der Windräder, denn davon sind die Experten, nicht wie so ein Schreiberling, überzeugt und können es auch fachmännisch erklären bzw. begründen !!!!
7
sehr geeehrter Herr Janßen,
ihr kommentar zeugt von absoluter Unkenntniss !!! Und diese Fachleute bei der Versammlung ... Na JA . Windkrafträder werden mit sehr grossen Energieaufwand produziert. Fahren sie mal nach Cuxhaven in ein Produktionswerk von Siemens. weiter schreiben Sie über einen Schreiberlingvon dem WALL Street Journal- Googlen sie mal,da werden Sie sicher staunen welche Quali dieser Mann hat.
Fakten: Windenergie lässt sich zur Zeit nicht Speichgen ist nur zum direkten Verbrauch geeignet. Off shore Windparks sind fraglich, da durch die Windräder der in der Nähe gelegne Land durch das Ansteigen der Salzkristalle gering austrocknet. Windräderflügel werden durch Kunststoffe verstärkt , welche duch Öl( bzw .Mit ) Öl hergestellt werden. Weiter ensteht eine dauerhafte Versiegel
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