POLITIK
Gummersbach steht auf gegen Rechts
Gummersbach- Dem Aufruf verschiedener Organisationen zur Kundgebung gegen Rechtsradikalismus und Faschismus in Gummersbach folgten heute viele hunderte Demonstranten auf das Steinmüllergelände.
Von Ute Sommer
Das Motto ist deutlich: „Lasst uns die Stimme erheben für eine offene Gesellschaft, in der für alle Menschen Platz ist, ganz unabhängig von Herkunft, Identität oder Religion. Zeigen wir, dass wir zusammenstehen für eine Zukunft, die von Solidarität und Zusammenhalt geprägt ist!“. Nach dem AfD und Neonazi-Geheimtreffen in Potsdam, bei dem Pläne zur Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland vorgestellt wurden, riefen auf Initiative der Jusos Oberberg, SPD, Die Linke, Junge Linke, Grüne, Grüne Jugend, FDP, Junge Liberale, Junge Union, IG Metall, IG Metall Jugend, der Verein „Oberberg ist bunt, nicht braun“ mit der obigen Botschaft zur Gegendemonstration auf dem Steinmüllergelände auf. Nach Angaben der Polizei waren es mehr als 900 Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft, die heute ein sichtbares Zeichen für eine weltoffene und demokratische Gesellschaft setzen wollten.
[Sabine Grützmacher freute sich über die vielen Menschen, die zeigten, dass die Breite der Gesellschaft aufstehe.]
In seiner Begrüßung forderte der stellvertretende Juso-Vorsitzende Ben Neuenfeldt dazu auf, „klare Kante gegen Rechts und Intoleranz“ zu zeigen. Mit Blick auf die kürzliche Zusammenkunft der rechtsextremen Szene in Potsdam zog er Parallelen zur Wannseekonferenz, bei der 1942 das systematische Abschlachten europäischer Juden beschlossen wurde. „Wir werden diesem ekelhaften Gedankengut und dessen Wiederholung entschlossen entgegentreten“, versicherte Neuenfeldt unter bestätigendem Beifall der Menschen. Der designierte SPD-Bundestagskandidat Oberberg charakterisierte Pascal Reinhardt die AfD als faschistische Partei mit völkischer Ideologie, von der sich jüngst sogar die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen distanziert habe. Für die Grünen mahnte die oberbergische Bundestagsabgeordnete Sabine Grützmacher, dass die Demokratie durch einen parteiübergreifenden Schulterschluss gegen Rechts verteidigt werden müsse.
[Ein Plädoyer gegen die Faschisten hielt Pascal Reinhardt.]
Auschwitz sei die Chiffre für den Abgrund der Menschlichkeit, sagte Gerhard Jenders, Vorsitzender von „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun“ in Würdigung des heutigen internationalen Holocaust-Gedenktages. Daraus resultiere Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes von der Unantastbarkeit der menschlichen Würde, über den sich die AfD mit dem Potsdam-Treffen unmissverständlich und menschenverachtend hinweg gesetzt habe. „Es ist geschehen und folglich kann es wieder geschehen“, warnte er mit den Worten des ehemaligen Auschwitz-Häftlings Primo Levi. Gegen die neuen Nationalsozialisten brauche es einen langen Atem, „ich zähle auf euch“, sagte Jenders, dessen Ausführungen von Applaus, Pfiffen und Trillerpfeifen begleitet wurden.
[Die Demonstrationsteilnehmer trugen ihre klare Absage an Rechts mit deutlichen Kommentaren und jeder Menge Kreativität zur Schau.]
„Es ist höchste Zeit, sich gegen Fremdenfeindlichkeit zu stellen, damit nachwachsende Generationen nicht mit den Konsequenzen unserer Dummheit leben müssen“, sagte Katja, die mit Partner Alex aus Hülsenbusch gekommen war. Der 54-jährige Manfred hält sich selbst für eher unpolitisch, hat aber bereits an der Protestaktion in Vollmerhausen teilgenommen. Als Enkel eines Großvaters, der von den Nazis verfolgt wurde, hält er den Moment für gekommen, aktiv zu werden, denn seine vier Kinder möchte er in Vielfalt aufwachsen sehen. „Unsere Zukunft soll bunt sein“ und „Toleranz ist unsere Stärke“ dokumentierten die 15 Teens der „evangelischen Jugend Dieringhausen“, die selbst „multikulti“ sind und sich vorher zum Schilder-Malen getroffen hatten. Gegen 12 Uhr setzte sich der Demonstrationszug zu einem Rundgang durch die Gummersbacher Innenstadt in Bewegung, bevor - zurück auf dem Steinmüllergelände - weitere Redner das Wort ergriffen.
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